
Tierreich Winkerkrabben bei der Balz: Hör mal, wie groß ich bin!
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13. April 2025, 05:00 Uhr
Männliche Winkerkrabben machen Weibchen in der Paarungszeit nicht nur durch ihr namensgebendes Winken auf sich aufmerksam, sondern auch durch seismische Schwingungen, an denen sich erkennen lässt, wie groß sie sind. Man könnte die Tiere auch Winker-und-Trommler-Krabben nennen.
Wenn es um die Liebe geht, sind Tiere sehr einfallsreich. Sie machen sich lautstark bemerkbar, wie etwa die Rebhühner, die so von Artenschützern in Sachsen-Anhalt gut gezählt werden können. Farben und Tanzrituale spielen eine Rolle. Und auch, wer Rhythmus im Blut hat, kann gewinnen. Winkerkrabben zum Beispiel (hier im Speziellen die Art Afruca tangeri) setzen auf eine Kombination aus Bewegung und Vibration: Die Männchen dieser Krabbenart werben nicht nur mit auffälligem Winken ihrer übergroßen Schere, sondern auch mit rhythmischem Klopfen und Dröhnen, das sich durch den Boden fortpflanzt. Eine Forschungsgruppe der Universität Oxford hat nun erstmals ganz genau hingesehen und hingehört, wie diese seismischen Signale funktionieren.
Balz im Takt der Erde
Afruca tangeri ist an den Küsten der Iberischen Halbinsel heimisch, wo sie in den feuchten Schlickböden der Gezeitenzonen ihre Höhlen gräbt. In diesem geräuschvollen Lebensraum nutzen die Männchen eine besondere Form der Kommunikation: Sie erzeugen Vibrationen, indem sie mit ihrer Schere oder dem Panzer auf den Boden trommeln. Die so entstehenden seismischen Signale sind Teil eines mehrstufigen Balzrituals, das von sanftem Winken bis zu heftigem Untergrund-Trommeln reicht – besonders dann, wenn ein Weibchen in der Nähe ist. Die Forschungsgruppe hat dieses Verhalten mit Hilfe von Kameras und sogenannten Geophonen, also Messgeräten für Bodenvibrationen, aufgezeichnet und analysiert. Über 8.000 "Trommelsignale" wurden ausgewertet.
Je größer die Schere, desto stärker die seismische Schwingung
Die Ergebnisse zeigen: Die Stärke dieser Signale hängt eindeutig mit der Körpergröße der Männchen zusammen – genauer gesagt mit der Größe ihrer Schere. Je größer die Schere, desto kräftiger die Vibrationen. Die Männchen können den Weibchen also nichts vormachen: Letztere können anhand der Lautstärke und Energie der Signale die tatsächliche Größe eines potenziellen Partners aus der Ferne einschätzen – ein Vorteil in einem Lebensraum, wo Sichtkontakt nicht immer gegeben ist.
Trommeln mit Tücken
Doch nicht nur Größe zählt: Auch der Rhythmus, die Länge und Wiederholungsrate der Signale spielen eine Rolle – und hier zeigt sich, dass kleinere Männchen durchaus versuchen, durch schnelleres Trommeln zu punkten. Zudem beeinflusst auch der Untergrund, wie gut sich die Signale ausbreiten – fester Sand ist vorteilhafter als schlammiger Boden.
Die Forschungsarbeit zeigt, wie vielfältig und raffiniert tierische Kommunikation sein kann – selbst bei so kleinen Lebewesen wie Winkerkrabben. Ihre perkussiven Signale sind einfach, aber effektiv: Sie überwinden den Lärm des Meeres, transportieren ehrliche Informationen über ihre körperliche Konstitution – und helfen den Tieren, sich im chaotischen Küstengewimmel zu finden.
Zumindest auf Englisch gäbe es also passendere Namen für diese Tiergattung als den jetzigen. Denn der lautet "fiddler crab", was so viel wie Fiedlerkrabbe oder Geigerkrabbe heißt. Die Trommel ist nach den neuen Erkenntnissen aber eindeutig das Musikinstrument, das die Tätigkeit dieser Krabben während der Balz besser beschreibt.
Links / Studien
T. Mulder et al. (2025): "Constraints on percussive seismic signals in a noisy environment by European fiddler crabs, Afruca tangeri", Journal of Experimental Biology
Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | 02. April 2025 | 19:04 Uhr
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