Illegaler Tierhandel 2019 Das vermutlich meistgewilderte Tier der Welt: der Pangolin

28. September 2020, 15:04 Uhr

Mit dem Pangolin hat die Natur ein einzigartiges Wunder geschaffen. Es ist das einzige Säugetier mit echten Schuppen, auch Hornschuppen genannt. Diese Panzerplatten bestehen aus Kreatin, dem Stoff, aus dem menschliche Fingernägel bestehen. Hinzu kommt noch, dass das Schuppentier mit keiner anderen Säugetierart verwandt ist. Das macht den Pangolin schützenwert. Schutz, den das schuppige Tierchen wirklich braucht. Es gehört zu den meistgewilderten Tieren der Welt.

Um sein Aussterben zu verhindern, wurde bereits 2016 der internationale kommerzielle Handel mit dem Schuppentier verboten. Gebracht hat es wenig. Im Gegenteil sogar. 2019 boomte der illegale Handel mit dem Pangolin nämlich. Dies geht aus einem Bericht hervor, der der National Geographic exklusiv vorliegt. Laut dem Magazin heißt es, "dass die Beschlagnahmung von Schuppen und Fleisch durch die Strafverfolgungsbehörden 2019 ein Allzeithoch erreicht hat".

Weltweit wurden mehr als 128 Tonnen beschlagnahmt – ein Anstieg von mehr als 200 Prozent gegenüber fünf Jahren zuvor.

Rachael Bale & Rachel Fobar National Geographic: „Schmuggel mit Pangolinschuppen boomte 2019 wie nie zuvor“

Noch bevor der Handel in 2016 verboten wurde, wurden über eine Millionen Tiere illegal verschleppt. Und das in einem Zeitraum von 2000 bis 2014, wie die Überwachungsorganisation für Wildtierhandel TRAFFIC berichtet.

Das grosse Tannenzapfen-Tier

Seinem Spitznamen "Tannenzapfen-Tier" wird das Schuppentier gerecht. Wenn man den Pangolin betrachtet, könnte man meinen einen wandernden Tannenzapfen auf vier kurzen Beinen und einer schmalen Schnauze zu sehen. Mit zirka 60 Zentimeter Länge zumindest ein großer wandernder Tannenzapfen. Sein Schwanz macht davon fast die Hälfte aus. Auf der ganzen Welt gibt es acht Arten. Vier davon befinden sich in Asien, die anderen in Afrika.

Warum ist das Tier bei Schmugglern so belieb?

In der Natur rollt sich der Pangolin bei Gefahr ein. Seine Schuppen dienen dabei als Panzer, der nicht leicht zu knacken ist. Das Tannenzapfen-Tier ist für Raubtiere somit keine Futterquelle. Vor einem anderen Räuber kann sich das Tier aber nicht schützen: dem Menschen.

Innerhalb einer einzigen Woche im April fing Singapur eine 14,2-Tonnen-Lieferung und eine 14-Tonnen-Lieferung ab, bei denen es sich schätzungsweise um Schuppen von mehr als 70.000 Pangolinen handelte.

Rachael Bale & Rachel Fobar National Geographic: „Schmuggel mit Pangolinschuppen boomte 2019 wie nie zuvor“

Besonders in Südostasien ist das Tier sehr beliebt. Das Fleisch gilt als Delikatesse. Die Schuppen werden in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Laut einer Befragung von WildAid, einer Organisation gegen Wilderung, glaubt ein großer Teil der befragten Chinesen daran, dass die Schuppen eine heilende medizinische Wirkung haben. Vor allem gegen Rheuma und Hautkrankheiten. 2015 glaubten 70 Prozent daran. Zwei Jahre später waren es noch 50 Prozent - immerhin weniger.

Gibt es Hoffnung?

Der Handel mit einheimischen Schuppentieren ist seit 2000 in China verboten. Denn sie wurden bis dahin fast zur Ausrottung gewildert. Deswegen mussten Krankenhäuser, Ärzte und Pharmaunternehmen auf Import setzen. Durch legalen Handel hätte der benötigte Bedarf aber kaum gestillt werden können.

Eine im Juni 2020 veröffentlichte Liste der zugelassenen traditionellen Arzneimittel des Landes enthielt zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Schuppen mehr (obwohl sie patentierte Arzneimittel listet, die Pangolin enthalten). Ebenfalls im Juni versah die Regierung Schuppentiere im Rahmen des Nationalen Tierschutzgesetzes mit dem gleichen Schutzstatus wie Tiger und Riesenpandas.

Rachael Bale & Rachel Fobar National Geographic: „Schmuggel mit Pangolinschuppen boomte 2019 wie nie zuvor“

Leipziger Zoo möchte Vorreiter sein

Um das Fortbestehen der Pangolin zu sichern, versucht sich der Leipziger Zoo in der Züchtung der Tiere. Seit nunmehr 13 Jahren werden die Tiere in Leipzig gehalten, als einzigem Zoo in Europa. Bereits mehrfach hat MDR Wissen darüber berichtet und auch Elefant, Tiger & Co. dreht regelmäßig bei den Pangolinen. Anfangs hatte der Zoo zwei der Tiere, die unter dem Elefantenhaus angesiedelt sind. Zwei wurden dann 2016 aus dem Zoo von Taipeh eingeflogen. Doch die Paarung verläuft schleppend. Zwar gab es einige Versuche, doch diese sind erfolglos geblieben. Eines der Tiere ist mittlerweile gestorben, wie der Zoo auf Nachfrage mitteilte. Bei einer Lebenserwartung von ca. elf Jahren nicht ungewöhnlich.

Falls bei den drei verbliebenen die Zucht gelänge, wäre Leipzig der erste Zoo in Europa und der zweite Zoo weltweit, der erfolgreich an der Fortpflanzung der Schuppentiere mitwirkt. Im glücklichen Fall von Nachwuchs, würden die Nachkommen in Leipzig bleiben. Eine Auswilderung ist nicht geplant.

(pk)

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