Paläoklimatologie Dürreperioden: Überleben dank Eiswasser aus dem Lavatunnel
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20. November 2020, 12:24 Uhr
Eis in Lavahöhlen birgt spannende Geheimnisse über das Leben vor tausenden von Jahren. In New Mexiko haben Forscher entdeckt, dass Menschen vor 10.000 Jahren Dürreperioden in Lavatunneln überlebten und Eiswasser schmolzen, um Trinkwasser zu gewinnen.
Ob es nun touristisch erschlossene Höhlen sind, wie die Barbarossahöhle am Kyffhäuser oder die Saalfelder Feengrotten in Thüringen: Höhlen faszinieren Menschen. Man denke nur an die spektakuläre Rettung einer Kinder-Fußballmannschaft in Thailand, die 2019 tagelang Kilometer tief in einer Höhle wegen plötzlicher Regenfälle eingeschlossen waren. Oder wer kann die Rettung aus der Riesending-Schachthöhle vergessen? 2014 war hier der Höhlenforscher Johann Westhauser tagelang eingesperrt, bewusstlos nach einem Steinschlag. Seither ist der Zugang zur tiefsten und längsten bekannten Höhle Deutschlands mit einem Gitter versperrt.
Aber nicht nur solch spektakuläre Schlagzeilen belegen, wie Menschen zu allen Zeiten Höhlen erforschten. Bis heute bringen uns Höhlen faszinierende Erkenntnisse, wie die 64.000 Jahre alte Kunst der Neandertaler, die Leipziger Forscher in Spanien entdeckten, oder die neuen Funde in New Mexiko im Nationalpark Malpais, die uns einen Blick auf das Leben der Menschen am Ende der letzten Eiszeit gewähren.
Ein Geowissenschafts-Team der University of South Florida hat im Nationalpark Malpais einen Lavatunnel erkundet. Eigentlich, um Proben aus dem Lavatunnel zu holen, weil sie das Paläoklima anhand von Eisablagerungen untersuchen wollten. Dabei entdeckten sie etwas ganz anderes: Vor 10.000 Jahren waren Menschen tief in diesen Lavatunnel gestiegen, um mit kleinen Feuern Eis zu schmelzen. Das Schmelzwasser nutzten sie als Trinkwasser. Das jedenfalls schließen die Geowissenschaftler aus dem Fund von Holzkohle- und Ascheablagerungen und einer Keramikscherbe, die sie in einem Eiskern entdeckten, den sie aus dem Tunnel holten.
Das Forschungsteam um den Paläoklimatologen Professor Bogdan Onac deutet den Fund nun als eindeutigen Hinweis auf fünf Dürre-Episoden außerhalb der Höhle, die sich über einen Zeitraum von etwa 800 Jahren erstreckten. Die Forscher schließen aber noch etwas anderes aus ihrem Fund:
Schmelzwasser gibt Geheimnisse frei - zerstört sie aber auch
Bogdan Onac erforscht weltweit Höhlen, in denen Eis und andere geologische Formationen Hinweise auf frühere Meeresspiegel- und Klimaveränderungen konserviert haben. Dass es jetzt überhaupt zu diesem Forschungsfund im Malpais-Park kam, ist für den Forscher aus wissenschaftlicher Sicht ein zweischneidiges Schwert:
Das schmelzende Höhleneis legt unter den gegenwärtigen Klimabedingungen eine fragile Quelle paläontologischer und archäologischer Beweise frei. Aber gleichzeitig sind solche Quellen durch den Schmelzvorgang bedroht.
Jetzt arbeiten die Forscher also gegen die Zeit, denn das Eis schmilzt ja nicht nur dort, wo sie jetzt nachgeschaut haben. Kein Mensch weiß, welche Spuren früherer Kulturen noch alle in anderen Tunneln im Eis eingefroren sind. Wenn deren "Konservierungseis" nun angesichts des gegenwärtigen Klimawandels schmilzt, dann verlaufen die Spuren zwar nicht im Sande. Aber sie gehen im wahrsten Sinne des Wortes über kurz oder lang baden und lösen sich im Tauwasser teilweise unwiederbringlich auf.
Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin Scientific reports veröffentlicht.
(lfw)
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