Zwei Frauen stehen am Kraterrand des Supervulkans Campi Flegrei
Der Krater der Solfatara gehört zu den Phlegräischen Feldern bei Neapel in Süditalien. Touristen-Hotspot und wissenschaftlich ein Supervulkan. Bildrechte: IMAGO/Antonio Balasco

Phlegräische Felder Supervulkan bei Neapel kann jederzeit ausbrechen

14. Juni 2023, 17:27 Uhr

Eine neue Studie von Forschenden aus London und Bologna zeigt, dass die Campi Flegrei, die Phlegräischen Felder bei Neapel, instabiler sind als gedacht. Das macht einen Ausbruch des europäischen Supervulkans wahrscheinlicher.

Sie sind eine vulkanisch aktive Zone, aber gleichzeitig auch ein touristisch interessantes Gebiet: die Phlegräischen Felder bei Neapel in Süditalien. Wissenschaftlich gesehen handelt es sich dabei um einen Supervulkan, der zuletzt im Jahr 1538 ausgebrochen ist, jedoch in den vergangenen Jahrzehnten durch kleinere Erdbeben immer wieder auf sich aufmerksam gemacht hat. Ein internationales Forscherteam hat nun errechnet, dass ein erneuter Ausbruch kurz bevorstehen könnte.

"Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Ausbruch garantiert ist", erläutert der Studienautor Prof. Christopher Kilburn. Der Bruch des Untergrunds im Bereich der Phlegräischen Felder könnte einen Riss in der Kruste verursachen, aber das Magma muss noch an der richtigen Stelle hochgedrückt werden, damit es auch zu einem Ausbruch kommt.

Für die Berechnung wurde ein neuartiges Modell genutzt, dass Muster in den Erdbebenvorkommen und das Anheben des Untergrunds analysiert. "Zum ersten Mal haben wir das Modell 2017 angewendet und seitdem haben sich die Phlegräischen Felder immer so verhalten, wie wir es vorhergesagt hatten", so Prof. Kilburn. Nun sollen die Parameter noch angepasst werden, um noch genauer einen möglichen Ausbruch vorhersagen zu können.


Tausende Erdbeben in den letzten 50 Jahren

Frühere Studien hatten bereits 2019 gezeigt, dass der Vulkan aktiver ist als gedacht. Auch damals hatten die Forschenden einen nahenden Ausbruch für möglich gehalten (siehe Galerie unter dem Text). Der blieb bislang aus. Die Region wird jedoch immer wieder von kleineren Erdbeben erschüttert. Zehntausende solcher Beben haben sich in den vergangenen 50 Jahren ereignet, die Küstenstadt Pozzuoli wurde in diesem Zeitraum um fast vier Meter angehoben, was ungefähr der Höhe eines Doppeldeckerbusses entspricht, so das Forschungsteam vom University College London.

Doch diese geologischen Ereignisse wirken kumulativ, was bedeutet, dass einem eventuellen Ausbruch relativ schwache Signale wie eine geringere Bodenhebungsrate und weniger Erdbeben vorausgehen könnten. "Wir können nicht sehen, was unter der Erde passiert", so Dr. Stefania Danesi vom italienischen Nationalen Forschungsinstitut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), das an der Studie beteiligt war. "Stattdessen müssen wir die Hinweise entschlüsseln, die uns der Vulkan gibt, etwa Erdbeben und Bodenhebungen."


Größte Eruption in Europa

Als Europas Supervulkan vor 40.000 Jahren ausbrach soll er ganz Europa mit Asche überzogen haben. Es war die größte vulkanische Eruption der letzten hunderttausend Jahre in Europa. Während beim Vesuv zwischen größeren Eruptionen nur wenige Jahrzehnte bis Jahrhunderte liegen können, dauert es bei den Phlegräischen Feldern Jahrtausende, bis ein erneuter Ausbruch ansteht.  

cdi/gp

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 09. Juni 2022 | 21:00 Uhr