Zu viel Zucker Süßer Nektar bremst Hummeln aus
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27. Januar 2020, 12:47 Uhr
Mit Farbe, Duft und Nektarsüße buhlen Blüten um Bestäuber. Forscher haben jetzt herausgefunden, warum die Süße des Nektars den Hummeln den Schnitt bei der Arbeit versauen kann.
Es geht den Hummeln wie den Menschen: Wenn wir zu viel Süßes verputzen, geht es uns manchmal schlecht, und die saftige Donauwelle zum Kaffee legt uns regelrecht lahm. Hummeln kennen diesen Effekt auch, wie Zoologen der Universität von Cambridge in einem Versuch mit den dicken Gartenbrummern nachgewiesen haben.
Sie ließen Versuchs-Hummeln vom Typ Dunkle Erdhummel drei Flüssigkeiten mit verschieden hoher Zuckerkonzentration naschen, von 35, 50 bzw. 65 Prozent. Also Zuckergehalte so verschieden, wie sie auch in der Natur vorkommen können, denn die Blüten versuchen mit allen möglichen Mitteln potentielle Bestäuber anzulocken: Blütenfarbe, Duft und Nektar. Und deren Zuckergehalt variiert dementsprechend auch. Das kann viele Gründe haben, wie Silvio Erler vom Julius-Kühn-Institut im Bereich Bienenschutz in Braunschweig erklärt:
Jede Pflanzenart hat den unterschiedlichen Zuckergehalt im Nektar, aber auch verschiedene Zuchtformen von Arten. Bei landwirtschaftlichen Kulturen wie Raps gibt es, je nach Raps-Art und Anbau-Ort, unterschiedliche Zuckergehalte. Es ist auch abhängig vom Alter der Blüte.
Aber auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle, sagt er, oder wie oft eine Blüte bereits angeflogen wurde. Die Hummeln in Cambridge "probierten" jede der Test-Flüssigkeiten mit verschiedenen Zuckerkonzentrationen über ihren Saugrüssel. Und der spielt eine Schlüsselrolle im Leben der Hummeln - erst saugen sie über ihn Nektar ein, und würgen ihn später im Nest aus dem Honigmagen wieder hoch. Das Ausgewürgte wird nämlich als Vorrat angelegt. Und das dauert manchmal Sekunden - und manchmal viel länger.
Warum Hummeln kotzen und wann es richtig lange dauert
Die Forscher in Cambridge konnten jetzt nachweisen, dass dieser Prozess länger dauert, je süßer der Nektar war.
Bei weniger süßem Nektar "kotzten" die Hummeln ihn in ein paar Sekunden wieder aus und flogen weiter, aber bei richtig "dickem" Nektar dauerte es ewig, manchmal fast eine Minute, schildert Studienautor Dr. Jonathan Pattrick seine Beobachtungen. Den verlängerten Würgeprozess kann man sich so vorstellen, als würde man versuchen, erst eine schwere, klebrige Flüssigkeit zu trinken, zum Beispiel einen Smoothie, und ihn anschließend durch einen Strohhalm wieder auszuspucken oder zu pressen.
Doch zurück zu den Hummeln - deren im wahrsten Sinne des Wortes zäher Würgeprozess frisst ihnen Zeit weg, die sie sonst schon wieder mit Nektarsammeln und Bestäuben verbringen würden. Wissenschaftler Pattrick hat die Trink- und Würgedauer mit Bestäubungsprozessen aufgerechnet und kommt in seinem Artikel im Fachmagazin "Journal of the Royal Society Interface" zu dem Schluss:
Ab einer bestimmten Zuckerkonzentration überlagert der Energieverlust den Energiegewinn.
Richtig effektiv beim Bestäuben und Nektarsammeln ist die Hummel in der Natur also nur dann, wenn die Zuckerkonzentration im Nektar perfekt passt.
Fokus ändern: Bestäuber optimal unterstützen
Studienleiter Professorin Beverley Glover fordert, das Potential der Bestäuber besser zu nutzen. Derzeit zielt die Pflanzenzucht auf Merkmale wie optimale Krankheitsvermeidung und Ertrag. Aber lassen sich Nutzpflanzen mit perfekter Nektarqualität züchten, damit Bestäuber-Insekten Topleistungen bringen? Silvio Erler vom Julius Kühn-Institut ist im Gespräch mit MDR Wissen skeptisch:
Nektarproduktion ist ein komplexer Mechanismus, der viele Einzelfaktoren beinhaltet. Deswegen ist so eine pauschale Aussage, zu sagen, man würde jetzt A oder B machen und dann ändert sich sofort der Zuckergehalt und bleibt so, schwierig.
Eine Mammutaufgabe angesichts der Vielfalt der Bestäuber und Einzelfaktoren, die in Bestäubungsprozessen mitspielen.
Hier lesen Sie die Studie im Original.
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