Wundersame Leuchtkäfer Warum Glühwürmchen nicht verglühen
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23. Juni 2017, 11:53 Uhr
Bevor wir anfangen, müssen wir eins klar stellen. Glühwürmchen – klingt zwar süß ist aber eigentlich komplett falsch. Denn was hier unterwegs ist, sind Käfer. Oder haben Sie schon mal einen Wurm fliegen sehen – außer im Schnabel eines Vogels? Am Tage sind sie eher unscheinbar und grau. Erst nachts zeigen sie, was sie so einzigartig macht. Wir haben Tipps, wie Sie die kleinen Tiere finden und helfen können die leuchtenden Käfer zu erforschen.
Den Namen Wurm verdankt die Gattung seinen Weibchen. Die haben nämlich keine Flügel und damit sieht der Hinterleib weniger aus wie ein Käfer, sondern eher wie ein Wurm. Und dieser Wurmansatz leuchtet nachts. Wie das passiert, weiß Matthias Nuß, Glühwürmchen-Experte beim NABU Landesverband Sachsen.
Das mit dem Leuchten funktioniert so: Die Leuchtorgane sitzen bauchseitig und der Körper ist so transparent, dass das durchleuchtet.
Warum brauchen die Käfer das Licht?
Damit das Glühwürmchen Licht erzeugt, läuft im Leuchtorgan eine biochemische Reaktion ab. Zentral dabei der Leuchtstoff "Luziferin": Der verbindet sich mit anderen Stoffen und erzeugt dabei Energie. Damit aus der dann auch Licht wird, gibt es noch ein Enzym, die "Luziferase". "Das Enzym sorgt dafür, dass bei der chemischen Reaktion die Energie nicht so schnell frei wird, dabei würde sehr viel Hitze entstehen und der Käfer würde verglühen", erklärt Matthias Nuß.
Das Ergebnis ist ein kaltes Licht. Das ist wichtig, damit sich Männchen und Weibchen zur Paarung finden, aber auch als Abwehr gegen Angreifer. Zu finden ist es vor allem in Auenwäldern. Ein perfekter Lebensraum für Glühwürmchen, die zwei wichtige Anforderungen an ihre Umgebung haben: Erstens sie brauchen Laub, zum einen wegen der Feuchtigkeit, zum anderen weil sie darunter überwintern. Zweitens: Die Baumkronen müssen genug Licht durchlassen, damit auf dem Waldboden krautige Pflanzen und Gräser wachsen können. Darin leben nämlich Schnecken und davon ernähren sich die Glühwürmchen-Larven.
Da ich nicht überall einen Auwald habe, aber oft einen Laubwaldrand, der an eine Wiese grenzt, kann ich Glühwürmchen auch oft an Wiesen- und Waldrändern finden, in dem Übergangsbereich. Und ich finde sie auch in Parkanlagen, wenn es dort Bereiche gibt, wo das Laub liegen bleibt.
In solchen Fällen bittet Matthias Nuß vom NABU, die Orte festzuhalten. Seit mehr als zehn Jahren sammelt der NABU das Wissen privater Insektenfreunde, um herauszufinden, wo genau die leuchtenden Tierchen vorkommen. Die seien zwar nicht akut gefährdet, aber noch relativ unerforscht. Trotz tausender Beobachtungen gibt es noch immer weiße Flecken auf der sächsischen Glühwürmchenkarte. "Nach zehn Jahren möchten wir wissen, ob die Glühwürmchen dort, wo sie vor zehn Jahren gesichtet wurden, heute immer noch vorkommen", so Matthias Nuß. Und dabei können eben auch Nachtschwärmer helfen, immer dem Leuchten nach. Das kann man entweder zusammen mit NABU-Experten machen und dazu am besten deren Seiten auf Glühwürmchen-Exkursionen checken. Die Bestimmung der Tierchen ist übrigens ganz einfach: Alles was leuchtet und fliegt, ist ein Glühwürmchen.
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL im Radio | 23.06.2017 | 10:21 Uhr