Forschung CO2: Der Meeresboden als Speicher?
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16. Juni 2021, 08:51 Uhr
C02 im Meeresboden speichern: Wie geht das? Und kann es da nicht wieder entweichen? Ein Experte des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Geomar in Kiel erklärt, wie das geht.
Kohle, Öl, Gas: Alle diese fossilen Ressourcen wären ohne uns Menschen zum großen Teil noch unter der Erde verborgen und würden dort etwas für das Klima Entscheidendes tun: CO2 binden. Aber sobald wir die Ressourcen an die Oberfläche bringen und zur Energiegewinnung verbrennen, wird eben dieses CO2 freigesetzt. Zum Schaden des Klimas. Professor Klaus Wallmann vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar in Kiel hält es für sehr sinvoll, darüber nachzudenken, ob man den Kohlenstoff nicht einfach wieder dahin zurückbringt, wo man ihn hergeholt hat.
Er forscht schon lange an der Speicherung von CO2 im Meeresboden. Wie geht das? Das in der Industrie entstandene CO2 muss verflüssigt und dann per Pipeline zum Meeresboden transportiert werden, wo es mit großem Druck in den Boden gepresst wird. Der Forscher schildert den Prozess so: "Das sieht aus wie ein poröser Sandstein. Dort wird das CO2 reingepresst, verdrängt das Wasser und verteilt sich dann in diesem Porenraum zwischen den Sandkörnern."
C02: Wie bleibt es im Untergrund?
Damit das CO2 im Untergrund bleibt, braucht es über diesen Stellen undurchlässige Schichten, etwa aus Ton. Dieses Verfahren wird schon seit einigen Jahren in verschiedenen Projekten angewandt, zum Beispiel in der norwegischen Nordsee. Wallmann hat mehrere Jahre diese Speicherstellen auf Leckagen untersucht, also Stellen, an denen CO2 wieder austreten könnte. Gefunden hat er keine, aber ein paar Schwachstellen wie alte Löcher von Öl-Bohrungen. Dort wurde dann untersucht, wieviel herauskäme, wenn es lecken würde: Zwischen einer und zehn Tonnen CO2 pro Jahr, sagt Wissenschaftler Wallmann im Gespräch mit MDR WISSEN.
Das klingt im ersten Moment viel. Doch gemessen daran, wie viel CO2 pro Jahr in solche Bereichen gespeichert werden könnte, ist es sehr wenig. Pro Jahr könnte nämlich cirka eine Million Tonnen CO2 in den Speicher am Meeresboden gepresst werden. Sollte CO2 austreten, löst es sich einfach im Wasser auf. Auf den ersten Blick ist das gut für das Klima, da es nicht zurück in die Atmosphäre gelangt - auf den zweiten Blick aber nicht so gut für das Ökosystem im Meer: Das würde Wallmann zufolge zu einer Versauerung des Wassers führen. Diese Verlagerung könnte Organismen schädigen, sagt der Forscher.
Wie viel CO2 entwicht bei Lecks?
Immerhin: Der Schaden wäre räumlich auf ungefähr 50 Quadratmeter begrenzt. Um all diese Risiken so klein zu halten, braucht es aber ein gutes Management. Sollte der Druck in den Speichern einen Grenzwert überschreiten, könnte es zu einem Blow-Out kommen, einem heftigen und unkontrollierbaren CO2-Austritt, ähnlich wie bei einem Geysir, und das wären dann nicht nicht nur ein oder zehn Tonnen pro Jahr, sondern viele Tausend. Das würde zu einem größeren Schaden führen, weil dann auch CO2 in die Atmosphäre entweichen würde, erklärt der Forscher. Dieses Szenario ist aber ziemlich unwahrscheinlich. So bleibt unterm Strich ein kleines Risiko für kleine Leckagen mit relativ geringen negativen Auswirkungen.
(jb)
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