Weniger Luftverschmutzung Das Coronavirus rettet auch Leben

29. April 2020, 12:12 Uhr

Das klingt etwas bizarr, da nach einer Infektion viele Menschen eine tödlich verlaufende Covid-19-Erkrankung erleiden. Doch die Maßnahmen, die diese Todesgefahr verringern sollen, helfen auch Tausenden anderen Menschen, wie Wissenschaftler berechnet haben.

Die Beschränkungen zur Verringerung der Ausbreitung des Coronavirus haben massive Auswirkungen: Flugzeuge bleiben am Boden, weniger Strom wird produziert, weniger Autos rollen über die Straßen, ganze Unternehmen stehen still – und dadurch steigt die Qualität der Luft. Das hat positive Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen, wie eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern berechnet hat. "Weniger Luftverschmutzung führt zu weniger vorzeitigen Todesfällen vor allem unter Erwachsenen und Asthmaerkrankungen bei Kindern", heißt es in einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts für Chemie.

Luftverschmutzung im Schnitt um 20 Prozent gesunken

Ein Kind mit Mundschutz und Roller im Zoo von Wuhan
Viele Asthmafälle bei Kinder könnten verhindert werden. Bildrechte: imago images / Xinhua

"Wir schätzen, dass schon in den ersten zwei Wochen der Lockdowns weltweit etwa 7.400 vorzeitige Todesfälle und 6.600 Fälle von Asthma bei Kindern vermieden wurden", sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und einer der Autoren einer kürzlich veröffentlichten aber noch nicht begutachteten Studie. Dafür haben die Forscher Daten von Satelliten sowie von über 10.000 Messstationen in 27 Ländern ausgewertet – darunter verschiedene europäische Länder wie Deutschland oder Spanien, aber auch aus China, Indien und Chile.

Demnach habe sich die Luftverschmutzung in den ersten beiden Wochen der Lockdowns im Mittel um etwa 20 Prozent verringert. Zudem haben die Wissenschaftler einen deutlichen Rückgang der Stickstoffdioxid-, Ozon- und Feinstaubmengen in Bodennähe – zumindest in einigen Ländern – festgestellt.

1,6 Millionen Asthmafälle bei Kindern verhindern

Anschließend prognostizierten die Forscher, wie sich die Konzentrationen von Stickoxiden, Ozon und Feinstaub bis Ende des Jahres ändern würden, falls die Einschränkungen weiterhin bestünden. Daraus berechneten sie, wie viele vorzeitige Todesfälle und Asthmaerkrankungen sich so vermeiden ließen. Denn je länger weniger Schadstoffe in der Luft sind, desto besser ist es für die Gesundheit. Das Ergebnis der Schätzung: Weltweit könnten 780.000 vorzeitige Todesfälle unter Erwachsenen und 1,6 Millionen Asthmafälle bei Kindern vermieden werden, schreiben die Forscher.  

"Um die Luftverschmutzung auch nach der Coronakrise langfristig zu reduzieren, sollten wir den Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger anstreben", sagt Jos Lelieveld. "Das würde nicht nur die Gesundheit von Menschen weltweit verbessern, sondern mittelfristig auch das Klima schützen."

(mpö)

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