Fußball Schadet die Fußball-Bundesliga dem Klima?
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02. Dezember 2019, 15:21 Uhr
Fußballfans sind keine Verbrecher, so lautet ein Fangesang. Aber Klimasünder schon. Denn der CO2-Abdruck pro Spieltag beträgt im Schnitt 7.800 Tonnen des schädlichen Gases - so viel wie 780 Deutsche im Jahr verursachen.
Die gute alte Stadionwurst - für viele ein essenzieller Bestandteil beim Besuch eines Fußballspiels - verursacht 0,07 Kilogramm CO2. Kling wenig, aber bei rund 400.000 Bundesliga-Zuschauern läppert sich das. Für wieviel Kohlenstoffdioxid-Emissionen die Fußballfans in Deutschland genau verantwortlich sind, hat nun die Klimaberatungsfirma CO2OL ausgerechnet: 7.753 Tonnen pro Spieltag.
Fahrten verursachen zwei Drittel der Emissionen
Zum Vergleich: Laut den Experten von "TheCompensators" beträgt der CO2-Ausstoß jedes Deutschen im Schnitt ca. zehn bis elf Tonnen pro Jahr. Ein Flug von Berlin nach New York und zurück verursacht 3,87 Tonnen CO2, der durchschnittliche Jahresverbrauch an Strom pro Haushalt 3,7 Tonnen. Die Berechnungen beruhen auf dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes. Ein wichtiges Thema spielen die Kohlenstoffdioxid-Emissionen auch bei der UN-Klimakonferenz, die noch bis zum 13. Dezember 2019 in Madrid berät.
"In der Summe liegen wir bei rund 7.800 Tonnen CO2, die pro Spieltag ausgestoßen werden", sagt Patrick Fortyr von CO2OL. Dabei tragen die Fahrten zu den Spielen mit zwei Dritteln zu den Emissionen bei, der Konsum wie die Stadionwurst oder das Bier (0,16 Kilo) zu einem Drittel. Der Unterschied etwa zwischen Fahrrad (0 kg CO2) und dem eigenen PKW (1,6 kg CO2) ist schon bei einer Distanz von fünf Kilometern zum Stadion enorm.
Mainz 05 seit 2010 "klimaneutral"
Bei der Mobilität beeinflusst maßgeblich die Entfernung zu den Auswärtsspielen, wieviel Kohlenstoffdioxid ein Fan produziert. Die Anhänger von Bundesligist RB Leipzig etwa mussten in der Saison 2018/19 im Schnitt 406 Kilometer zurücklegen - deutlich mehr beispielsweise als die Fans von Eintracht Frankfurt (289 km) oder Mainz 05 (308), da im Rhein-Main-Gebiet sowie im nahen Nordrhein-Westfalen noch diverse andere Bundesliga-Vereine beheimatet sind.
Einige Erstligisten versuchen nun, dem entgegenzuwirken. Besonders weit sind nach eigenen Angaben die Mainzer, die sich bereits seit 2010 als klimaneutraler Verein bezeichnen. Die Rheinhessen verbauten beim Neubau ihrer Arena 2011 eine der damals größten Solardach-Anlagen auf Fußballstadien in Deutschland. Dazu fördert der Verein die Anreise der Fans mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Nachgezogen hat in diesem Jahr die TSG Hoffenheim. Der Klub aus dem Kraichgau ist als bislang einziger Sportverein Mitglied der im Herbst 2018 vom Entwicklungshilfe-Ministerium gestarteten Allianz für Entwicklung und Klima. Dabei wurden etwa in Uganda auf einer Fläche von 10.000 Hektar acht Millionen Bäume gepflanzt.
Noch viel Luft nach oben bei Bundesligisten
Insgesamt sei bei den Bundesligisten aber noch viel Luft nach oben, wie Norman Laws vom Institut für Nachhaltigkeitssteuerung an der Uni Lüneburg dem "Deutschlandfunk" sagte. Der Forscher meint, dass die Vereine ihrer Vorbildfunktion noch nicht genügend nachkommen:
Dazu gehört natürlich auch nicht nur Fans aufzufordern, umweltfreundlich anzureisen, sondern es auch selbst zu tun. Deutschland ist nun nicht gerade das allergrößte Land, es ist sicherlich auch möglich per Bahn und umweltfreundlicher anzureisen, als wenn man das mit dem Flugzeug tut.
Polizeieinsätze verursachen weitere CO2-Emissionen
Was die Klimaberater allerdings noch gar nicht eingerechnet haben, sind CO2-Emissionen, die durch Polizeieinsätze entstehen. Allein in der Saison 2018/2019 waren das 1,7 Millionen Einsatzstunden. Bei Risikospielen können bis 1.000 Polizisten am Stadion eingesetzt werden.
Und Fußballspieler und -fans sind natürlich nicht die einzigen, die mit Großveranstaltungen einen gewaltigen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Musikfestivals kennen das Problem ebenfalls, denn sie verursachen ähnlich große Emissionen. Auch dabei, so die Greenmusicinitiative, fallen allein 40 Prozent bei der An- und Abreise an.
cdi
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 15. November 2019 | 13:00 Uhr
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