Wissen-News Energieintensive Industrien: Am besten dort, wo Strom günstig hergestellt wird
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25. April 2024, 07:02 Uhr
Länder mit geringen Möglichkeiten für erneuerbare Energien könnten hohe Kosten einsparen, wenn sie die energieintensive Produktion dorthin verlagerten, wo die Erneuerbaren preiswerter sind. Das zeigt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Diese Sogkraft Erneuerbarer würde starke Anreize für Unternehmen schaffen, in diesen Ländern in grüne Produktionsanlagen zu investieren. Länder, in denen die erneuerbaren Energien knapp sind, könnten sich ganz auf die nachgelagerte Produktion und Veredelung konzentrieren, um ihre industrielle Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. "Unsere neue Studie zeigt, dass Länder mit eher wenigen Erneuerbaren, wie Teile der EU, Japan und Südkorea, zwischen 18 und 38 Prozent ihrer Produktionskosten einsparen könnten", erklärt der Studienautor Philipp Verpoort. "Möglich würde das durch eine Verlagerung der Produktion von industriellen Grundstoffen wie grüner Stahl und Chemikalien auf Basis von grünem Wasserstoff in Länder, in denen erneuerbare Energien günstig sind."
Import von Wasserstoff keine effiziente Strategie
Der Einsatz von grünem Strom und Wasserstoff ist den Forschenden zufolge eine wichtige Voraussetzung, um die Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Stahl und Chemikalien zu verringern. Nicht alle derzeitigen Industrieländer wären aber aufgrund ihrer geographischen Gegebenheiten in der Lage, diese langfristig in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen. "Wenn sich solche Länder darauf konzentrieren, grünen Wasserstoff im eigenen Land zu produzieren oder zu importieren, wird dies sowohl für die Industrie als auch für die Gesellschaft kostspielig sein. Das könnte langfristig sogar in einer Sackgasse enden, da dies die Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Märkten beeinträchtigt kann. Der Import von industriellen Zwischenprodukten wie Eisenschwamm, Ammoniak oder Methanol und der Fokus auf die nachgelagerte Produktion und Veredelung könnten eine kostengünstigere und robustere Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sein", so Verpoort.
Die Forschenden untersuchten die grünen Wertschöpfungsketten von drei primären Grundstoffen: Stahl, Harnstoff und Ethylen. Sie argumentieren, dass im Jahr 2040 ein Strompreisunterschied von 4 EURct/kWh zwischen Produktionsstandorten mit wenigen Erneuerbaren (z.B. Deutschland, Japan oder Südkorea) und günstigen Standorten (zum Beispiel Australien, Chile, Südafrika) zu erwarten ist. Das Forschungsteam bewertete dann die Kosteneffizienz konkurrierender Dekarbonisierungsstrategien, indem sie verschiedene Handelsoptionen verglichen – Import von Industrieprodukten, Import von Zwischenprodukten, Import von Wasserstoff und keine Importe (das heißt vollständig inländische Produktion). Ihre Analysen zeigen, dass im Falle einer Standortverlagerung enorme Kosten eingespart werden könnten und dass der Import von Wasserstoff keine kosteneffiziente Strategie zu sein scheint – vor allem, wenn die Einfuhr per Schiff erfolgt.
Links/Studien
Die Studie "Impact of global heterogeneity of renewable energy supply on heavy industrial production and green value chains" wurde im Fachjournal "Nature Energy" veröffentlicht.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 25. April 2024 | 06:06 Uhr