Nordpol
Bildrechte: MDR Wissen/University Hamburg Dirk Notz

Was wird aus den Eisbären? Arktisches Eis ist bald Geschichte

28. April 2020, 13:48 Uhr

Die Arktis: Ein Fleck auf der Erde, auf dem es eigentlich immer Eis gibt. Bisher. Jetzt haben Forscher über Klimamodelle errechnet, dass die Arktis im Sommer immer häufiger komplett eisfrei sein wird. Eine völlig untypische Situation. Die für alle Seiten unerwartete Nachricht dabei lautet: Wir können nichts mehr dagegen tun. Selbst wenn wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Packeis in den Sommern trotzdem abschmelzen. Das hat weitreichende Folgen für das Klima, die Meere und die Eisbären.

Nein, wir haben es nicht mehr in der Hand. Das arktische Packeis wird ab dem Jahr 2050 im Sommer nur noch selten auf Fotos zu sehen sein. Eisbären, die über die weiten Eisfelder stapfen - adé. Diese Wahrheit verkündet der Klimaforscher Dirk Notz vom Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit in Hamburg. Doch erstmal eine räumliche Einordnung: Arktis – was gehört da alles dazu?

Dirk Notz
Prof. Dr. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. Bildrechte: MDR/ Dirk Notz/ University Hamburg

Die Arktis besteht in erster Linie aus dem Nordpolarmeer, dem arktischen Ozean. Der wird eisfrei sein. Auf dem Land, wo riesige Gletscher liegen, zum Beispiel in Grönland, wo drei Kilometer dickes Eis liegt, wird es noch viele, viele Jahrhunderte dauern, bis das Eis auch abgeschmolzen ist.

Dirk Notz, Polarforscher

Das Eis der Arktis erstreckt sich über eine Fläche von mehreren Millionen Quadratkilometern. Das meiste schwimmt als Packeis auf dem Meer. Und dieses Packeis wird bis 2050 in den Sommern abschmelzen. Das wirkt sich auf das Klima insgesamt aus, sagen die Forscher.

1979/2019: Man sieht den Schwund der Eisfläche Arktischer Sommer September 1979/2019

Meereisflächen am Ende des arktischen Winters im September 1979
Bildrechte: Dirk Notz/ Universität Hamburg
Meereisflächen am Ende des arktischen Winters im September 1979
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Meereisflächen am Ende des arktischen Winters im September 2019
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Das Meer am Nordpol ist ein gewaltiges Sonnenlichtsiegel. Das heißt, das Sonnenlicht, das im Sommer 24 Stunden am Tag auf die Arktis fällt, wird von diesem Eis ins Weltall zurück gestrahlt. Es hält damit die Arktis kühl. Wenn dieser Sonnenlichtspiegel dieses Packeises immer kleiner und kleiner wird, erwärmt sich die Arktis auch weiterhin viel, viel stärker als der Rest der Erde und bleibt damit das Frühwarnsystem unseres Klimasystems.

Dirk Notz, Polarforscher

Was macht das mit den Meeren?

Das Frühwarnsystem gibt auf, schmilzt dahin. Kein gutes Zeichen. Als Alarmstufe Rot könnte man das deuten. Der Meeresspiegel wird jedoch nicht ansteigen, egal wie viel Eis schmilzt.

Wenn dieses Eis abschmilzt, ändert sich gar nichts. So wie auch das Wasserglas zu Hause nicht überläuft, wenn die Eiswürfel darin schmelzen.

Dirk Notz, Polarforscher

Ebenso ändert sich auch der Salzgehalt der Meere kaum, sagt der Hamburger Wissenschaftler. Pflanzen und Tiere hingegen durchleben einen harten Wandel. Bisher wachsen Algenwiesen unter dem Packeis. Diese Wiesen sind Nahrungsquelle für viele Wassertiere, erzählt Dirk Notz. Auch der Eisbär wird Probleme bekommen. Es gibt in der Arktis verschiedene Eisbärpopulationen. Eine in der Nähe von Spitzbergen, eine um Kanada und eine andere um Sibirien. Die müssen dann zusehen, wo sie Nahrung finden. Robben auf Eisschollen jagen, geht dann nur noch im Winter.

Für die auf Spitzbergen könnte es eng werden, weil wir da übers ganze Jahr kaum noch Eis haben.

Dirk Notz, Polarforscher

Als Grundlage für die Untersuchungen dienten den Forschern 40 Klimamodelle. Die hätten aber auch gezeigt: Wächst der Mensch über sich hinaus und lässt die Temperatur bis 2100 nur um 1,5 Grad steigen, schmilzt das Packeis ab 2050 vielleicht nicht schon jeden Sommer. Dann gibt es auch Jahre, in denen es durchhält bis zum Winter. Allerdings werden derzeit - im Vergleich zum vorindustriellen Wert - zwei Grad diskutiert, und die zu schaffen wird schwer genug.

Nordpol
Bildrechte: MDR Wissen/University Hamburg Dirk Notz

Die Studie können Sie hier lesen.

Sie wurde am 17. April 2020 in den Geographical Research Letters veröffentlicht.

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