Koala trägt Junges
Koala-Mutter mit ihrem Jungen: Der Bestand der Beutelsäuger in Australien ist dramatisch geschrumpft. Bildrechte: IMAGO

Tierische Gewinner und Verlierer 2019 Koala-Sterben und Goldschakal-Invasion

27. Dezember 2019, 14:27 Uhr

Zerstörte Lebensräume, Wilderei, Klimawandel: Mehr als 30.000 Tierarten sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN aktuell als bedroht vermerkt. Rund 6.400 davon sind sogar vom Aussterben bedroht. Die Umweltstiftung WWF spricht vom "größten Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier". Für einige Tierarten geht es aber auch bergauf. Die WWF-Liste der tierischen "Gewinner und Verlierer 2019".

Die WWF-Verlierer 2019

Koala

Verletzter Koala
Bei Buschbränden in Australien verletzter Koala. Bildrechte: imago images / VCG

Die schweren Buschbrände in Australien haben nach Einschätzung australischer Wissenschaftler bislang mehr als 2.000 Koalas (Phascolarctos cinereus) das Leben gekostet. Große Flächen an Eukalyptuswäldern - Lebensraum und Nahrungsgrundlage der baumbewohnenden Beutelsäuger - sind verbrannt. Doch auch ohne Großfeuer wird der Lebensraum der Tiere immer kleiner: Jedes Jahr werden in Australien schätzungsweise 500.000 Hektar Wald gerodet. Laut der Umweltstiftung WWF ist die Zahl der Koalas in den vergangenen 25 Jahren um rund ein Drittel geschrumpft. Nach Angaben der Naturschutzorganisation Australia Koala Foundation (AKF) leben nur noch zwischen 43.000 und 100.000 Koalas in Down Under.

Sumatra-Nashorn

Ein Sumatra Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis), im Nationalpark Way Kambas  auf der Insel Sumatra
Ein Sumatra Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) im Nationalpark Way Kambas auf der indonesischen Insel Sumatra. Bildrechte: imago images/Ardea

In Malaysia ist im November das letzte Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) eines natürlichen Todes gestorben. In Indonesien streifen nach Schätzungen des WWF nur noch weniger als 80 Tiere durch die Wälder. Die Weltnaturschutzunion IUCN listet das Sumatra-Nashorn deshalb als "vom Aussterben bedroht". Hauptgrund ist das rapide Schwinden des Lebensraumes der Tiere, da der natürliche Regenwald in diesen Ländern seit Jahrzehnten für Bergbauprojekte, die Papierproduktion und vor allem für Palmöl-Plantagen gerodet wird. Auch Europa und Deutschland haben daran ihren Anteil. Laut einer Studie der Umweltorganisation Transport & Environment landete 2016 der größte Teil der europäischen Palmöl-Importe in Kraftstoffen. Der NABU bezeichnete deshalb sogenannte Biokraftstoffe als den falschen Weg, die Klimaziele zu erreichen.

Eisbär

Eisbär läuft über Eis
Eisbär (Ursus maritimus) in Churchill an der Hudson Bay. Bildrechte: imago images / Design Pics

Dem Eisbären (Ursus maritimus) geht es in einigen Regionen mittlerweile deutlich schlechter als noch vor einigen Jahren. Nach Einschätzung des WWF könnte ein Drittel der globalen Population bis 2050 verschwinden. Schuld ist nach Angaben der Umweltstiftung vor allem der Klimawandel. So würden beispielsweise in der nördlichen Hudson Bay in Kanada noch 842 Tiere leben, 18 Prozent weniger als 2011. In der südlichen Hudson Bay gäbe es noch etwa 780 Tiere. Das seien 17 Prozent weniger als 2011. Die IUCN stufte Eisbären bei ihrer letzten Bewertung 2015 als "gefährdet" ein. Damals wurde die Population auf noch insgesamt rund 26.000 Tiere geschätzt.

Gepard, Jaguar, Kaiserpinguin

Zu den tierischen Verlieren zählte der WWF 2019 außerdem den in tropischen und subtropischen Meeren lebenden Zackenbarsch, den afrikanischen Geparden (Acinonyx jubatus), den südamerikanischen Jaguar (Panthera onca), den in Südostasien lebenden Schildhornvogel (Rhinoplax vigil) sowie die auch in Deutschland beheimateten Wildbienen-Arten.

Auch der in der Antarktis und ihren angrenzenden Inseln beheimatete Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) gehört laut WWF zu den tierischen Verlierern des zurückliegenden Jahres. Wie beim Eisbären hat auch beim größten Pinguin der Welt der Klimawandel einen entscheidenden Anteil am Niedergang der Art, deren Bestand bis 2100 um 86 Prozent schrumpfen könnte.

Die WWF-Gewinner 2019

Goldschakal

Goldschakal (Canis aureus) steht drohend auf einer Wiese in Rumänien
Goldschakal (Canis aureus) in Rumänien. Bildrechte: imago/blickwinkel

Während die Klimaerwärmung dem Eisbären oder dem Kaiserpinguin das Leben schwer macht, blühen andere Arten dadurch erst auf. Zu den Gewinnern des Klimawandels gehört auch der Goldschakal (Canis aureus). Der kleine Bruder des Wolfes verlässt mehr und mehr den warmen Südosten Europas und besiedelt Gebiete im zunehmend milderen Mitteleuropa. Das ist nach Ansicht des WWF eine Konsequenz der Erderwärmung, aber auch ein Beleg für die enorme Anpassungsfähigkeit der Schakale. Auch in Deutschland werden ab und zu Goldschakale gesichtet. Nach Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) besteht die europäische Population aus 117.000 Tieren. Sie übersteigt damit den Bestand des Wolfes in Europa um das Siebenfache.

Saiga-Antilope

Eine Saiga-Antilope im Stepnoi-Naturschutzgebiet im Liman-Distrikt in der russischen Region Astrachan.
Saiga-Antilope im Stepnoi-Naturschutzgebiet im Liman-Distrikt in der russischen Region Astrachan. Bildrechte: imago images/ITAR-TASS

Anfang 2017 sah es gar nicht gut aus für die mongolische Saiga-Antilope (Saiga tatarica): Damals starben tausende Tiere an einer tödlichen Viruserkrankung, die von Schaf- und Ziegenherden übertragen wurde. Durch die Seuche und den folgenden harten Winter schrumpfte der Bestand von ursprünglich 11.000 auf 3.000 Antilopen. Laut WWF ist die Population zwar immer noch stark geschwächt, allerdings zeigen sich einige Tiere mittlerweile immun gegen das gefährliche Virus. Dadurch bestehe die Chance, dass sich die Saiga-Antilope wieder erholen könnte.

Hirschferkel

Ein Hirschferkel oder Zwergböckchen (Tragulidae) in Thailand
Ein Hirschferkel (Tragulidae) in Thailand. Bildrechte: imago/Westend61

Im November sichteten Forscher erstmals nach drei Jahrzehnten wieder Vietnam-Kantschile (Tragulus versicolor). Die Huftiere aus der Familie der Hirschferkel (Tragulidae) waren im Annamitengebirge im Südosten Vietnams in Kamerafallen getappt. Das hasengroße Huftier galt für fast 30 Jahre als verschollen. Wie viele Tiere der Art genau nun wieder in der Region leben, war zunächst nicht bekannt. Der letzte bekannte Vietnam-Kantschil war im Jahr 1990 von einem Jäger erschossen worden.

Myanmar-Elefant, Sehuencas-Wasserfrosch und Karpfen

Ebenfalls zu den tierischen Gewinnern gehören laut WWF 2019 die Elefanten in Myanmar, der Sehuencas-Wasserfrosch in Bolivien sowie der Karpfen. Letzter ist mittlerweile einer der am meisten gezüchteten Speisefische der Welt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 27. Dezember 2019 | 11:00 Uhr

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