Dedave und die Avrow Arrows Thüringer Tauchroboter sucht kanadische Flugzeuglegende
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04. Juli 2024, 11:10 Uhr
Ein von Thüringer Forschern entwickelter Tauchroboter sucht derzeit in Kanada nach den Überresten eines legendären Flugzeug-Projekts. Die kanadische Öffentlichkeit verfolgt die Suche mit höchster Spannung.
Dedave hat seit dem 7. September einen kleinen Platz in der kanadischen Nationalgeschichte. An diesem Donnerstag im Spätsommer fand der Tauchroboter aus dem thüringischen Ilmenau ein Flugmodell des legendären kanadischen Düsenjägers CF-105 Avro Arrow am Grund des Ontario-Sees. Ein riesiger Erfolg: Die Suche nach den insgesamt neun Modellen läuft nun schon seit bald 60 Jahren. Die Hightech-Entwicklung aus Thüringen ist seit dem 24. Juli im Einsatz. Es ist die erste kommerzielle Fahrt der Unterwasserdrohne.
Dedave steht für "Deep Diving AUV for Exploration" oder übersetzt: Unabhängiger Tieftauchroboter für Forschungsfahrten. Er sieht aus wie ein kleines, gelbes U-Boot mit zwei Propellern, die von Elektromotoren angetrieben werden. Der Strom kommt aus Akkus, eine Fernsteuerung gibt es nicht. Dedave wird vor seiner Fahrt programmiert, ist dann aber selbstständig unterwegs, da ein Funkkontakt in der Tiefe technisch fast unmöglich ist. Hindernissen weicht die Drohne aus, während sie mit ihren Sonarsystemen den Grund abscannt.
Das Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) hat zwei Jahre in seine Entwicklung investiert, inzwischen ist Dedave reif für die Serienfertigung. Den Prototypen und die Lizenz zum Nachbau erwarb die kanadische Firma Kraken. Dem Spezialisten für Sonarsysteme fehlte bislang ein eigenes Unterwasserfahrzeug, aus Sicht der thüringischen Ingenieure war Kraken damit der bestmögliche Partner.
Die Legende der Arrow-Düsenjets
Seit dem 24 Juli sind die thüringischen Ingenieure nun gemeinsam mit Kraken in Kanada und suchen mit Dedave, der nun "Thunderfish alpha" heißt, nach den Überresten des Arrow-Programms. Die Öffentlichkeit verfolgt das Vorhaben mit großem Interesse, sogar die New York Times berichtet darüber.
In den 50er Jahren hatte das kanadische Militär einen völlig neuartigen Abfangjäger entwickeln lassen, der sowjetische Bomber abschießen sollte, falls diese mit Atomwaffen bestückt einen Angriff auf Nordamerika gestartet hätten. Weil aber sowohl die Form des Flugzeugs als sogenannter Deltaflügler damals Neuland war, als auch die beiden Triebwerke von Grund auf neu entwickelt wurden, explodierten die Kosten der Entwicklung.
Ende der 50er Jahre war schließlich die Raketentechnologie soweit fortgeschritten, das Nuklearangriffe mit Bombern unwahrscheinlich wurden. Die kanadische Regierung stoppte das Arrow-Programm und zerstörte beide Prototypen. Übrig blieben nur Fragmente sowie die Modelle, die für Flugversuche angefertigt wurden. Die im Maßstab 1:8 verkleinerten Attrappen waren mit Hilfe von Trägerraketen über den riesigen See geschossen worden, um die Flugeigenschaften der dreieckigen Flügel zu testen. Seit dem Ende des Programms diskutieren die Kanadier über das Flugzeug, ist das Interesse an ihm gewaltig.
Dauereinsatz wäre möglich
Der thüringische Tauchroboter Dedave ist bei der Suche täglich rund zehn Stunden im Einsatz. "Pausen gab es bislang nur an stürmischen Tagen oder als Teile des Teams ausgewechselt werden mussten", sagt Helge Remnkewitz, der das Projekt beim Fraunhofer IOSB leitet. Dedave beziehungsweise Thunderbird Alpha verarbeitet seine Sonardaten bereits während der Fahrt zu fertigen Bilddateien, die dann von den Forschern ausgewertet werden können. Störungen von Fischen und anderen Seebewohnern durch das eingesetzte Sonar befürchten die Techniker nicht. Das Schallortungsgerät an Bord des Roboters ist deutlich kleiner als das von Militärschiffen, da die Leistung der Akkus auch für den Antrieb und die anderen Systeme reichen muss.
Zunächst fuhr die Drohne von einem kleinen Hafen im Prince-Edward-County noch selbstständig zu ihrem Einsatzgebiet, scannte dort den Boden mittels Sonar, und kehrte danach zum Ausgangspunkt zurück. Inzwischen sind die Suchgebiete zu weit entfernt. Nun bringt ein Trägerschiff die Forscher und ihre Maschine an die jeweiligen Startpunkte.
Theoretisch könnte sie fast ohne Unterbrechung arbeiten, denn die Ingenieure konstruierten Dedave so, dass Akkus und Datenspeicher schnell ausgewechselt werden können. Der Roboter könnte also nach kurzer Wartungszeit weiterfahren. Aktuell aber enden die Einsätze vor Einbruch der Dunkelheit, damit sich die Mannschaft aber erholen kann.
Viele Museen haben Interesse an den Modellen
Bis Ende September sollen die Einsätze weitergehen. Vielleicht findet Dedave, beziehungsweise Thunderfish Alpha, bis dahin noch ein weiteres Modell des Jets. Mehrere kanadische Museen haben bereits Interesse angemeldet.
Über dieses Thema berichtet MDR THÜRINGEN auch im: MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04.06.2017 | 19:00 Uhr