Supernova Explodierender Stern könnte Massensterben auf der Erde ausgelöst haben

19. August 2020, 17:00 Uhr

Das sogenannte Kellwasser-Ereignis vor 372 Millionen Jahren war eines von fünf großen Artensterben auf der Erde. Ursache könnt die Supernova eines nahen Sterns gewesen sein, lautet eine neue Theorie.

Können uns explodierende Sterne in  der Nachbarschaft der Sonne gefährlich werden? Möglicherweise schon, darauf deutet eine neue Theorie von Astronomen hin. Demnach könnte das sogenannte Kellwasser-Ereignis vor 372 Millionen Jahren, eines der fünf großen Artensterben auf der Erde, von einer nahen Supernova ausgelöst worden sein.

Hinweise auf Strahlenschäden durch Missbildungen an Fossilien

Aktuelle Daten zeigen, dass während des Ereignisses die Ozonschicht schwer beschädigt wurde. Ein Team um Brian Fields und Adrian Mellott schreibt nun in der Fachzeitschrift PNAS, dass eine nahe Supernova die mögliche Ursache gewesen sein könnte. Sie vermuten, die Explosion des Kerns eines massiven Sterns in etwa 10 Parsecs Entfernung (entspricht in etwa 32,6 Lichtjahre) könnte massive Strahlung in Richtung Erde geschickt haben, die hier das schützende Ozon zerstörte und die Strahlungswerte auf der Oberfläche stark ansteigen ließ.

Am Ende des Devon-Erdzeitalters reduzierte sich im Verlauf mehrerer Millionen Jahre die Diversität von Sporen und Pollen, gefolgt von einem geballten Aussterben mehrerer früher Baumarten, gepanzerter Fische, Trilobiten, Ammoniten, Conodonten, Chitinozoen und Acritarchen. Fossilien aus dieser Zeit zeigen spezifische Morphologien, wie missgebildete Stacheln, pigmentierte Schalen und andere Merkmale, die auf eine zerstörte Ozonschicht und dementsprechend höhere Mengen kosmischer Strahlung hindeuten könnten.

Langanhaltendes Artensterben deutet auf Supernova

Bei Supernova-Explosionen werden enorme Mengen UV-, Röntgen- und Gammastrahlen frei. In einem Abstand von 32,6 Lichtjahren wäre die Explosion nah genug, dass die kosmische Strahlung die Ozonschicht zerstören könnte, wodurch UV-B-Strahlung die Oberfläche über mehrere tausend Jahre hinweg treffen würde.

Ammonit
Ein versteinerter Ammonit (Kopffüßler). Beim sogenannten Kellwasser-Ereignis gab es einen großen Einschnitt in die Diversität der Tiere. Ganz ausgestorben sind die letzten vor 66 Millionen Jahren. Bildrechte: imago images/Ardea

Bisherige Theorien hatten angenommen, das beobachtete Absinken der Ozonwerte sei durch eine Erwärmung der unteren Atmosphäre zustande gekommen, etwa in Folge von Vulkanausbrüchen. Dem hält die neue Arbeit entgegen, dass hier eine Beschädigung der Ozonschicht nur für kurze Zeiträume zu erwarten sei. Bei einer Supernova hingegen wäre die Zerstörung global und langanhaltend, so wie es das beobachtete Artensterben nahe legt.

Strahlenspuren wären schwer auffindbar

Signaturen eines solchen 372 Millionen Jahre alten Strahlengewitters sind heute allerdings schwierig zu finden, da viele Isotope schnell zerfallen. Eine Möglichkeit wäre, solche Spuren am Grund der Tiefsee oder auf dem Mond aufzuspüren, wo die physikalischen Bedingungen sehr stabil sind.

Ob sich die Gefahr in naher Zukunft wiederholen kann? Aktuell warten Astronomen darauf, dass der orange Überriese Beteigeuze in einer Supernova explodiert. Allerdings ist der Abstand mit 725 Lichtjahren hier ausreichend groß. Ein erneutes Strahlungsgewitter ist in diesem Fall nicht zu befürchten.

(ens)

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