Seit elf Millionen Jahren Südatlantische Anomalie kein Zeichen für Polumkehr
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22. Juli 2020, 15:06 Uhr
Das schwache Erdmagnetfeld über dem Südatlantik gilt als ein Indiz für eine bevorstehende Polumkehr. Doch eine britische Studie beweist: Die sogenannte Südatlantische Anomalie gab es schon vor elf Millionen Jahren. Kein Grund zur Panik also.
Über dem Südatlantik gibt es ein Gebiet, in dem es immer wieder zu technischen Fehlfunktionen an Satelliten und Raumfahrzeugen kommt. Auslöser dieser Störungen sind energiereiche Teilchen aus dem Weltraum, wie etwa die berühmten Sonnenstürme. Normalerweise sorgt die mehrere hundert bis mehrere tausend Kilometer starke Magnetosphäre der Erde dafür, dass diese geladenen Partikel abgeblockt werden. In einem größeren Gebiet über dem Südatlantik ist das jedoch nur bedingt der Fall. Der Strahlungsgürtel der Erde liegt hier viel enger an als anderswo. Grund ist eine erhebliche Verringerung des dortigen Erdmagnetfeldes im Vergleich zu anderen Gebieten in ähnlichen geographischen Breiten.
Indiz für Schwächung des Erdmagnetfeldes
In der Wissenschaft ist das im Südatlantik liegende Gebiet mit dem reduzierten Schutz vor schädlicher Weltraumstrahlung als Südatlantische Anomalie (engl. South atlantic anomaly) bekannt. Schon lange wird darüber diskutiert, was die Ursachen dafür sein könnten. Weit verbreitet ist die Auffassung, wonach das geschwächte Magnetfeld im Südatlantik ein Anzeichen für eine Schwächung des gesamten Erdmagnetfeldes und eine bevorstehende Polumkehr sein könnte. Das hieße: Der Nordpol würde dann zum Südpol und umgekehrt.
Anomalie bereits vor elf Millionen Jahren
Paläomagnetologen der Universität Liverpool fanden nun heraus, dass zumindest die Südatlantische Anomalie wahrscheinlich kein Beleg für eine bevorstehende Polumkehr ist. Vielmehr konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass das seltsame Verhalten des Magnetfeldes in der südatlantischen Region bereits vor acht bis 11 Millionen Jahren existierte. Dies würde darauf hindeuten, dass die heutige Südatlantische Anomalie ein immer wiederkehrendes Phänomen ist.
Gestein aus 34 Ausbrüchen analysiert
Für ihre in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie analysierten die britischen Forscherinnen und Forscher Vulkangesteine der Insel St. Helena im Südatlantik. Die Proben entstammten insgesamt 34 Ausbrüchen, die vor acht bis elf Millionen Jahren stattfanden. Die geomagnetischen Eintragungen der Gesteinsproben zeigten dabei an, dass die Richtung des Magnetfeldes damals oft weit vom Nordpol weg zeigte, so wie es heute auch der Fall ist.
"Keine einmalige Erscheinung"
Yael Engbers, Hauptautorin und Doktorandin der Universität Liverpool, sagte, die Studie liefere die erste Langzeitanalyse des Magnetfeldes in der südatlantischen Region, die Millionen von Jahren zurückreicht. "Sie zeigt, dass die Anomalie des Magnetfelds im Südatlantik keine einmalige Erscheinung ist. Ähnliche Anomalien gab es bereits vor acht bis elf Millionen Jahren. [...] Dies deutet darauf hin, dass die Anomalie im Südatlantik ein wiederkehrendes Phänomen und wahrscheinlich kein Zeichen einer bevorstehenden Umkehrung ist", so die britische Forscherin.
(dn)
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