Eine Mutter stillt ihr Baby
Welche Rolle spielt das Stillen für die geistige Entwicklung von Kindern? Bildrechte: IMAGO / Westend61

Studie Gestillte Kinder = Kluge Kinder?

27. Mai 2022, 10:22 Uhr

Wie lange sollen Mütter ihre Babys stillen? Das Thema polarisiert. Reichen vier Monate, wie empfohlen, oder muss es länger sein? Eine aktuelle Studie bringt einen neuen Aspekt in die Diskussion ein: Stillen macht Kinder klug.

Verbessert Stillen die kognitive Entwicklung von Kindern? Eine britische Studie hat in einer Langzeitstudie gestillte und ungestillte Kinder regelmäßig untersucht. Und tatsächlich war ein Unterschied in allen Altersgruppen bis 14 Jahre nachweisbar. Mit Muttermilch ernährte Kinder erreichen der Studie zufolge bei Intelligenztests höhere Werte als Kinder, die nie gestillt wurden. Die Unterschiede zeigten sich demnach sowohl bei sprachlichen Fähigkeiten, als auch beim räumlichen Denken, und sogar auch noch, nachdem Verzerrungseffekte durch beispielsweise den sozioökonomischen Status oder Bildungsgrad der Mütter herausgerechnet worden waren. Bezogen auf das Individuum seien die Intelligenz-Unterschiede jedoch minimal, sagt das Forschungsteam der Uni Oxford um Reneé Pereyra-Elías, Maria Quigley and Claire Carson: Das Studien-Ergebnis zeige eines sicher, nämlich, dass die Wirkung des Stillens auf die kognitive Entwicklung der Kinder nicht unterschätzt werden sollte.

Säugling mit Milchflasche
Der Unterschied zwischen gestillten und ungestillten Kindern ist minimal. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Grundlage der Studie waren zunächst Daten von knapp 19.000 Kindern, die zwischen 2000 und 2002 jeweils neun Monate alt waren. Das Studienergebnis bezieht sich auf etwa 7.800 Kinder, deren Daten in die Studie einflossen, wenn sie bestimmten Parametern entsprachen, wie Englisch als alleinige Kommunikationssprache in den Haushalten, Einlingsgeburt, nicht vor dem 37. Schwangerschaftswoche geboren; und von denen Daten bis zur letzten Befragung erhoben wurden. Daten über die geistige Entwicklung der Kinder wurden nämlich jeweils im Alter von 3, 5, 7, 11, 14 und 17 Jahren in Form von direkten Interviews erhoben. Dabei wurden auch Fähigkeiten bezogen auf Sprache und räumliches Denken erfasst. Von den Müttern der Fünfjährigen wurde jeweils erfragt, wie lange sie die Kinder gestillt hatten und wie lange davon ausschließlich. Knapp 34 Prozent der Kinder wurden nicht gestillt, 23 Prozent der Kinder mindestens sechs Monate.

Welche Faktoren schlussendlich die Säuglings- und Kindsentwicklung am stärksten beeinflussen, lässt auch diese Studie offen: Ist es die Muttermilch mit ihren Inhaltsstoffen, die die kognitive Entwicklung maßgeblich beeinflusst, ist es der ausgiebigere Körperkontakt mit der stillenden Mutter? Ist die kognitive Entwicklung anders, wenn die Milch von einer anderen Frau übernommen wird? Hält der (minimale) kognitive Unterschied in der Entwicklung über das 14. Lebensjahr hinaus an, oder "verwächst" er sich? Welche anderen Faktoren beeinflussen außerdem noch zusammen mit dem Stillen die geistige Entwicklung? Sicher ist jedenfalls eines: Die Wirkung des Stillens und Nicht-Stillens sind noch lange nicht komplett erforscht.

Links/Studien

Die Studie, die im Fachmagazin PlOS ONE veröffentlicht wurde, können Sie hier lesen.

(lfw)

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