Gut gegen Haarausfall und fürs Herz Spermidin hat einen Anti-Aging-Effekt

24. Februar 2021, 16:13 Uhr

Ein nach dem menschlichen Sperma benannter Wirkstoff – das sogenannte "Spermidin" – steht schon länger im Verdacht, positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu haben. Forscherinnen und Forscher haben nun herausgefunden, dass der Stoff Herzschäden verringern kann – das gilt zumindest für Mäuse.

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Ein Wirkstoff aus dem menschlichen Sperma – das sogenannte "Spermidin" - wird schon länger als Wundermittel gehandelt. Forscher haben nun herausgefunden, dass der Stoff Herzschäden verringern kann.

MDR FERNSEHEN Do 27.04.2017 13:43Uhr 02:51 min

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Spermidin ist eine natürliche Substanz, die grundsätzlich in jeder Zelle des menschlichen Körpers vorkommt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Konzentration des Stoffes jedoch ab.

Den Namen hat Spermidin tatsächlich von der männlichen Samenflüssigkeit: Hier wurde es zuerst nachgewiesen. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass die Substanz auch in vielen Nahrungsmitteln steckt. Zum Beispiel in Weizenkeimen, reifem Käse, Pilzen, Birnen, Äpfeln oder Sojabohnen.

Anti-Aging – bei Mäusen klappt es

Forscher und Forscherinnen untersuchen den Stoff schon seit vielen Jahren. Sie vermuten: Spermidin könnte ein wahres Wundermittel sein. Eine Gruppe aus Neurophysiologen, Nuklearmedizinern und Molekularbiologen hat die Effekte an gealterten Mäusen untersucht. Die Tiere bekamen sechs Monate lang Spermidin über das Trinkwasser zugeführt. Im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe zeigten die Mäuse deutliche "Anti-Aging"-Effekte.

Forscher untersuchen Spermidin
Prof. Evgeni Ponimaskin (links) und Dr. Alexander Wirth Bildrechte: Karin Kaiser / MHH

Die Spermidin-Zufuhr hat dafür gesorgt, dass die Tiere weniger Nieren- und Leberschäden und eine bessere leistungssteigernde Glukoseversorgung im Gehirn entwickelten.

Prof. Evgeni Ponimaskin Institut für Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover

Wichtig für die Zellregeneration

Bei älteren Mäusen sind kahle Stellen auf dem Rücken typisch – altersbedingter Haarausfall.

Die mit Spermidin behandelten Mäuse hatten dagegen kaum kahle Stellen. Dass der Stoff diese verblüffende Wirkung hat, hängt mit dem Alterungsprozess unserer Zellen zusammen: Ein wichtiger Faktor ist die sogenannte Autophagie, das ist der Prozess der Zellreinigung und -regeneration. Beschädigte Zellstrukturen werden abgebaut und aus der Zelle hinausgeschleust. Dieser Prozess wird mit zunehmendem Alter immer langsamer. Spermidin setzt hier an und kann diesen "Reinigungsprozess" in den Körperzellen wieder in Schwung bringen.

Spermidin kann das Herz schützen

Besonders interessant für die Medizin dürfte die herzschützende Wirkung des Stoffes sein. Spermidin kann einen wichtigen Teil des Herzgewebes schützen, die sogenannten Telomere. Sie sind quasi die "Schutzkappen" der Chromosomen. Ihre Aufgabe ist es, die Chromosom-Enden vor dem Abbau zu schützen. Sie sind bei Neugeborenen noch recht lang und werden im Laufe des Lebens immer kürzer. Sind sie nur noch ganz kurz, kann die Zelle sich nicht mehr teilen – die Zelle "vergreist", könnte man sagen, es setzt der sogenannte "programmierte Zelltod" ein.

Spermidin als Nahrungsergänzungsmittel?

Bei den Spermidin-behandelten Mäusen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen deutlichen Unterschied feststellen. "Die Telomere waren bei den Spermidin-supplementierten Mäusen ähnlich lang wie bei jungen Tieren", sagt Studienleiter Prof. Evgeni Ponimaskin. Da die Zellen der Mäuse sehr ähnlich altern wie unsere menschlichen Zellen, liegt der Verdacht nahe, dass Spermidin auch für Menschen positive Effekte haben könnte. So könnte der Stoff als Nahrungsergänzungsmittel möglicherweise auch uns vor vielen altersbedingten Krankheiten schützen.

Link zur Studie

Die Untersuchung "Novel aspects of age-protection by spermidine supplementation are associated with preserved telomere length" ist im Magazin GeroScience erschienen.

Der Nutzen als Nahrungsergänzungsmittel ist allerdings noch umstritten. Das zeigte sich auch bei der Diskussion um Spermidin als Mittel gegen Covid-19. Denn die Datenlage zur Anwendung von Spermidin beim Menschen ist bisher recht dünn. Eine wichtiger Faktor ist dabei die sogenannte Bioverfügbarkeit: Nur ein geringer Teil des eingenommenen Spermidins kommt überhaupt im Blut an. Vorher wird eine größere Menge der Substanz ausgeschieden, verdaut oder abgebaut. Damit das Spermidin Effekte erzielen kann, muss die Konzentration in den Zellen hoch genug sein. Untersuchungen am Menschen deuten bisher darauf hin, dass oral eingenommenes Spermidin zu einem großen Teil abgebaut wird, bevor es ins Blut gelangen kann.

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In dieser 3D-Animation kann man die Bewegung von Spermazellen erkennen. Dabei wird der Vergleich zwischen einer zwei- und dreidimensionalen Untersuchung gezeigt. Ein Durchbruch in der Fruchtbarkeitsforschung.

Fr 31.07.2020 12:08Uhr 01:05 min

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