Leberwurstbrötchen
Leberwurstbrötchen: Gesundheitlich unbenklich Bildrechte: imago images / Shotshop

Forschung Wie verbreitet sind Hepatitis-E-Erreger im Schweinefleisch?

20. März 2024, 11:15 Uhr

Hepatitis-E wird in Deutschland vor allem durch Schweinefleisch übertragen. Die Zahl der Betroffenen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Eine Hepatitis-E-Infektion verläuft bei gesunden Menschen häufig harmlos, für Risikogruppen mit geschwächtem Immunsystem kann sie aber lebensbedrohlich sein. Wie verbreitet sind Hepatitis-E-Erreger in unserem Schweinefleisch eigentlich? Das hat ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Tübingen untersucht

Das Hepatitis-E-Virus ist auf der ganzen Welt zu Hause: Der Erreger sei eine Hauptursache der akuten Virushepatitis und könne bei Risikopatienten Leberversagen auslösen, erläutert der Medizin-Professor Thirumalaisamy Velavan vom Universitätsklinikum Tübingen.

In den Entwicklungsländern ist es für circa 20 Millionen Infektionen mit circa 3,4 Millionen symptomatischen Fällen und über 70.000 Todesfällen pro Jahr verantwortlich.

Prof. Thirumalaisamy Velavan

Steigende Fallzahlen in Deutschland

Der Forscher verweist auf gestiegene Fallzahlen auch in Deutschland in den vergangenen Jahren: von rund 240 Fällen 2011 auf mehr als 3.700 im vergangenen Jahr. In Entwicklungsländern werde das Virus hauptsächlich über kontaminiertes Wasser übertragen, erläutert Medizinerin Sonja Schembecker.

In Deutschland wird das vor allem durch den Konsum von Schweinefleisch oder besonders Schweineleber übertragen.

Sonja Schembecker, Unimedizin Tübingen

Also durch ganz normale Supermarkt- oder Metzgerei-Produkte. Um herauszufinden, wie verbreitet der Erreger in unseren Kühlregalen ist, war Schembecker also einkaufen: In verschiedenen Städten landeten Schweinelebern, streichfähige Leberwurst, Leberpasteten und einige Rohwürste ohne Leber im Einkaufskorb, erzählt sie. Diese Proben seien dann im Labor auf eine Kontamination mit Hepatitis-E untersucht worden.

Also zehn Prozent von den Proben, die ich untersucht habe, waren positiv. Und wenn man sich jetzt die Produkte und die reine Leber anschaut, dann sieht man auch, dass die Produkte ein bisschen häufiger betroffen waren.

Sonja Schembecker - Unimedizin Tübingen

Verarbeitete Leber stärker belastet

Leberpastete auf ein Stück Brot
Für Leberpastete wird mehr als eine Leber verarbeitet. Bildrechte: Colourbox.de

Bei der Leberwurst habe der Anteil bei 13 Prozent gelegen - bei Schweineleber waren fünf Prozent mit Hepatitis-E kontaminiert. Das liege wahrscheinlich daran, dass bei Leberwurst-Erzeugnissen mehrere Lebern verarbeitet würden und die Wahrscheinlichkeit dementsprechend höher sei, dass eine davon den Erreger enthalte, meint die Forscherin. Woher das Fleisch stammt, scheint dabei keine große Rolle zu spielen: Die untersuchten Produkte wurden in ganz Deutschland hergestellt, aber auch in europäischen Ländern wie Polen, Belgien und den Niederlanden.

Wir haben keine regionalen Unterschiede gesehen. Also wir haben jetzt nicht gesehen: Besonders viele positive Produkte kommen aus der und der Region - also das war komplett verteilt.

Prof. Thirumalaisamy Velavan

Doch die Forschenden beruhigen: Die zehn Prozent seien keine besonders hohe Quote. Wer dennoch Angst hat, sich zu infizieren, kann sein Schweinefleisch einfach kochen, erläutert Medizin-Professor Velavan:

70 Grad mindestens für 20 Minuten gekocht und die infektiösen Viruspartikel werden inaktiviert.

Prof. Thirumalaisamy Velavan - Unimed Tübingen

Und dann gibt es ja auch noch den Impfstoff aus China. Der ist noch nicht in Europa zugelassen, aber auch daran arbeitet das Forschungsteam. Sie wollen als nächstes eine klinische Studie in Deutschland machen. Denn für eine europäische Zulassung seien in China noch nicht ausreichend Tests mit dem Impfstoff gemacht worden.

Über die Studie:

An der Studie waren außer dem Uniklinikum Tübingen auch das Robert Koch-Institut (RKI), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) beteiligt. Es wurden rund 130 Proben aus Supermärkten und Metzgereien in Tübingen, Reutlingen, Stuttgart und Dortmund untersucht: 41 Proben von Schweinelebern, 40 von streichfähigen Leberwürsten, 40 von Leberpasteten und zehn von Rohwürsten ohne Leber wie Mettwurst. Nicht untersucht wurde, wie infektiös die nachgewiesenen Viren waren.
Hier lesen Sie die Studie.

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