Schmetterlinge 2021 Sachsen-Anhalt: Der Kleine Eisvogel ist zurück
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05. Oktober 2021, 18:00 Uhr
Bei Sonnenschein sieht man derzeit auf Asternsträuchern und anderen Herbstblühern Schmetterlinge zu Hauf. In Sachsen-Anhalt ist ein seit Jahrzehnten vermisster Edelfalter zurück: der Kleine Eisvogel.
Der kleine Eisvogel ist zurück in Sachsen-Anhalt. Das ist ein Schmetterling, den man zuletzt vor 30 Jahren in Sachsen-Anhalt gesehen hat und der in diesem Jahr gleich mehrfach gesichtet wurde. Genauer: in der Dölauer Heide, wo er von den absterbenden Wäldern profitiert, erzählt Elisabeth Kühn, Schmetterlingsforscherin und Projektkoordinatorin des Tagfalter-Monitorings Deutschland im Gespräch mit MDR WISSEN.
Wie kommt es, dass eine lang vermisste Art plötzlich wieder in einer Region heimisch wird, in der sie seit Jahrzehnten fehlte? Offenbar ist durch die trockenen Sommer mit absterbenden Bäumen die Krautschicht besser gediehen, wodurch der Kleine Eisvogel wieder die Lebensbedingungen findet, die er braucht: schattige Standorte, kalkreiche und meist feuchte Laubmischwälder. Jetzt im Herbst sieht man die Edelfalter nicht mehr, sie fliegen nämlich Anfang Juli. Ab August wurde der Nachwuchs "gelegt" und die winzigen Raupen präparieren sich nun für die Falter-Generation 2022:
Auf Roten Heckenkirschen oder dem Wald-Geißblatt leben sie und fressen die Blätterspitzen ab, bevor sie sich in ein Blatt einrollen, ein sogenanntes Hibernaculum, in dem sie überwintern.
Mit den ersten Regenfällen des Frühjahrs starten sie in ihre nächste Entwicklungsphase. Ab Juni ist dann die nächste Generation der Falter unterwegs: von oben glänzend schwarz-braun mit weißen Streifen auf den Flügeln; wenn sie zusammengefaltet an einer Baumrinde sitzen, sieht man die strahlend orangefarbene Zeichnung. Wer die Kleinen Eisvögel sehen will, muss aber früh aufstehen, denn die Edelfalter sind nur in den Morgenstunden aktiv, man sieht sie dann an Waldrändern und an Wegen. Ob das jetzt nur ein kurzfristiger Boom ist oder der Falter dauerhaft wieder heimisch, wird sich zeigen.
Doch abgesehen von der Rückkehr der Kleinen Eisvögel in Sachsen-Anhalt - war 2021 nun ein gutes oder schlechtes Schmetterlingsjahr? Ein gutes auch für Kaisermantel, sagt die Expertin, aber was den Gesamtüberblick angeht: "Noch kann man das nicht genau sagen. Was wir bei Auswertungen sehen, sind eben immer auch die Auswirkungen aus dem Vorjahr." Das Frühjahr war aus Sicht der Tagfalter jedenfalls extrem schlecht, sagt die Forscherin, nass und kalt, der Mai verregnet. Wie sich das in Zahlen ausdrückt, zeigt sich im nächsten Sommer.
So ganz ist die Schmetterlingszeit übrigens noch nicht vorbei: Jetzt im Herbst sehen wir noch Wanderfalter wie den Kleinen Fuchs, Weißlinge und Admiral. "Im Moment sind viele Admirale zu sehen. Mittlerweise überwintern die hier, aber es gibt auch noch welche, die weiterziehen." Offenbar eine Art im Wandel: Der Admiral war vor zwanzig, dreißig Jahren ein Wanderfalter, der zwischen Mittelmeerregion und unseren Breitengraden "pendelt".
Apropos Herbst: Für viele Falter ist der große Herbstputz in den Gärten fatal. Am besten ist es, das Laub nicht rauszufegen, sondern liegen zu lassen, sagt die Expertin. In alten abgetrockneten Blütenständen, Blättern oder Stängeln überwintern nämlich auch Tagfalter. Stein- und Reisighaufen sind ebenfalls prima Unterschlupf-Plätze.
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