Corona Sicherheitsabstand
Bildrechte: imago images/teamwork

Corona Umfrage: Politik soll auf Wissenschaft hören

28. April 2020, 10:00 Uhr

Soll die Politik bei ihren Entscheidungen in Bezug auf Corona auf die Wissenschaft hören? Ja, sagen 81 Prozent der Befragten bei einer deutschlandweiten Umfrage. Es gibt aber auch kritische Gegenstimmen.

Politische Entscheidungen in Bezug auf Corona sollten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Dieser Aussage stimmen 81 Prozent aller Befragten im Rahmen einer deutschlandweiten Umfrage zu. Das geht aus dem Wissenschaftsbarometer "Corona Spezial" hervor, das die Initiative Wissenschaft im Dialog am Dienstag veröffentlicht hat. Für die Studie wurden Mitte April 1.009 Menschen in Deutschland (ab 14 Jahren) vom Institut Kantar befragt.

Großes Vertrauen in die Wissenschaft

Die Mehrheit der Deutschen steht also nach den Umfrageergebnissen hinter einem Umgang mit der Krise auf Basis von Forschungsergebnissen. 73 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass sie Wissenschaft und Forschung vertrauen. Noch vor einem halben Jahr lag dieser Wert bei 46 Prozent. Wissenschaftler sind damit nach Ärzten und medizinischem Personal die vertrauenswürdigsten Akteure zu Corona.

89 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Wissenschaftler wichtig sind, um die Ausbreitung von Corona in Deutschland zu verlangsamen. Auch das Vertrauen in die Heilmittel- und Impfstoffentwicklung ist hoch. 61 Prozent gaben in der Umfrage an, dass sie dank Wissenschaft und Forschung in absehbarer Zeit mit Medikamenten und Impfstoffen rechnen. Nur 19 Prozent sahen das nicht so, 20 Prozent machten dazu keine Aussage.

22 Prozent sagen: Wir brauchen keine weiteren Studien

Es gibt aber auch wissenschaftskritische Gegenmeinungen. So stimmen 22 Prozent der Befragten demnach der Aussage zu, für eine Lösung der Coronakrise sei der gesunde Menschenverstand ausreichend, es gebe keinen Bedarf an Studien. Bei der Frage, ob Wissenschaft und Forschung das Coronavirus schon nicht richtig verstehen, gehen die Meinungen auseinander. 35 Prozent der Befragten sagen, dass das Virus noch nicht verstanden wird, 37 Prozent sind der Meinung, dass die Wissenschaft das bereits weiß, 24 Prozent machten dazu keine Aussage.

Wissenschaftsbarometer Corona Spezial

Seit 2014 befragt die Initiative "Wissenschaft im Dialog" die deutsche Bevölkerung nach ihrem Verhältnis zu Wissenschaft und Forschung. In diesem Jahr sind die Antworten geprägt durch die Corona-Krise.

Umfrageergebnisse des Wissenschaftsbaromters 2020
Bildrechte: Wissenschaft im Dialog
Umfrageergebnisse des Wissenschaftsbaromters 2020
Bildrechte: Wissenschaft im Dialog
Umfrageergebnisse des Wissenschaftsbaromters 2020
Bildrechte: Wissenschaft im Dialog
Umfrageergebnisse des Wissenschaftsbaromters 2020
Bildrechte: Wissenschaft im Dialog
Umfrageergebnisse des Wissenschaftsbaromters 2020
Bildrechte: Wissenschaft im Dialog
Alle (4) Bilder anzeigen

Auch die Unsicherheiten in der Forschung sind wichtig

"Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers Corona Spezial wären für mich ein Grund zur Freude – wenn diese repräsentative Umfrage nicht eine weltweite Pandemie zum Anlass hätte", so bewertet Prof. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Ergebnisse. Ihn freut dabei die kritische Diskussion, die Tatsache, dass es nicht um blindes Vertrauen geht und dass die Menschen auch erfahren, mit welchen Unsicherheiten Forschung lebt. Haug dazu: "Der offene Umgang mit Nichtwissen ist eine gute Basis für Vertrauen. Dies macht mich zuversichtlich, dass das Vertrauen gegenüber der Wissenschaft in der Corona-Krise dann widerstandsfähig ist, wenn wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiterhin auch über die Grenzen unseres Wissens mit der Öffentlichkeit kommunizieren."

Hintergrund:

Das Wissenschaftsbarometer wird seit 2014 erhoben. Wissenschaft im Dialog ist eine Initiative der deutschen Wissenschaftsorgansationen und Wissenschaftsstiftungen. Dazu gehören u.a. die Leopoldina, die Max Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Institute, Fraunhofer, die Leibniz-Gemeinschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Robert-Bosch-Stiftung und die Klaus Tschira Stiftung.

Kantar ist ein weltweit agierendes Beratungs- und Marktforschungsunternehmen.

(ens/gp)