Forschungsschiff "Polarstern" Die Forschungsstadt auf der Scholle
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06. Januar 2020, 14:42 Uhr
Bei der MOSAiC-Expedition geht es schlicht darum, den Klimawandel in der Arktis besser zu verstehen. Dazu hat vor einiger Zeit das Schiff Polarstern an einer Eisscholle angedockt. Und treibt mit ihr durchs Nordpolarmeer.
Zugegeben, das klingt nach einer durchaus unwirtlichen Lage, aus der man sehr viel lieber hinaus geraten als in ihr gefangen sein möchte: Eingefroren in einer Eisscholle, an einem Ort, an dem es derzeit immer dunkel ist, bei Temperaturen bis -45 Grad Celsius und einer unsicheren Route. Die Forschungsgruppe auf der Polarstern hat's trotzdem drauf angelegt.
Seit Herbst 2019 sind auf dem Schiff Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über zwanzig Nationen untergebracht, unter anderem vom Leipziger Leibniz-Institut für Troposphärenforschung. Und drum herum: Eine ganze Forschungsinfrastruktur. Dazu gehören Flugzeuge, ein kilometerweites Netzwerk an Beobachtungsstationen und Eisbrecher-Schiffe, die die Polarstern mit Treibstoff und Personal versorgen. Und wo ist das Schiff auf der Scholle jetzt? Schwer zu erklären, hier ungefähr:
Der Grund für die MOSAiC-Expedition ist das, warum in jüngster Zeit so viel über die Arktis und das Nordpolarmeer gesprochen wird: Der Klimawandel. Die Forschung auf und um die Polarstern soll dazu beitragen, die Erderwärmung ganz im Norden des Globus' besser zu verstehen. Dazu wird sie ein Jahr, also noch bis kommenden September, unterwegs sein – in einem Gebiet, in dem irgendwie immer Winter ist.
Ein bisschen wie auf einem anderen Planeten
Doch gerade die Polarnacht, die in diesen Breiten fast ein halbes Jahr dauert, ist eine besondere Herausforderung für die Forschenden: "Das ist auch ein Thema, wie die Psyche mit solchen Situationen umgeht. Das wurde auch trainiert. Man wird auch als Fahrtleiter sensibilisiert, um früh zu erkennen, wenn Kollegen Schwierigkeiten haben. An Bord ist aber die Umgebung sehr ausgeleuchtet. Die Schiffsscheinwerfer beleuchten fast alles, es ist so halbwegs hell", erklärt Andreas Macke, der Leipziger Leiter des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung. "Die Forscher haben zudem kleine Kopfleuchten. Es sieht schon ein bisschen aus wie auf einem anderen Planeten. Auf dem Schiff haben wir aber auch sehr viel Programm, um gegen diese Dunkelheit auch anzukommen." Auch Macke wird auf der Polarstern erwartet. Er hat Glück, im Juni ist dort "Sommer" – und dann scheint die Sonne auch nachts.
Bärenbesuch zu erwarten
Nicht nur die ungewöhnlichen Verhältnisse im Bereich Jahreszeiten und Wetter sind eine Herausforderung für die Forschungsgruppe. Auch die Tierwelt: Mindestens sechs Personen sind als Eisbären-Beobachter im Einsatz. Die Ausrüstung und die Forschenden selbst werden so besser geschützt – und nicht zuletzt die bedrohten Tiere auch. Denn ihr Fortbestehen zu sichern, ist einer der Beweggründe der Expedition: "Der Klimawandel ist für die Eisbären spürbarer als für uns. Dadurch, dass Eisbären wandern, hat man eigentlich immer mal Bärenbesuch. So ein Eisbär-Besuch kann einem dann auch schon mal den ganzen Tag ruinieren", erklärt Andreas Macke.
Die Ergebnisse, die die Polarstern mit nach Hause bringen wird, werden von großem Wert sein. Sie sind die Chance, die Arktis ein Jahr lang genau unter die Lupe zu nehmen – und zwar so, wie sie noch ist, mit dem ewigem Eis als Polkappe. Denn auch wenn wir als Kinder gelernt haben, dass die Erde "oben" und "unten" Eis dran hat: Ein eisfreies Nordpolarmeer ist derzeit ganz und gar nicht so absurd, wie es scheint.
flo
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 17. Dezember 2019 | 16:30 Uhr
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