CO2-Bilanz Recyclingpapier: Ökologisch oder Klimakiller?
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26. Oktober 2020, 16:21 Uhr
Schont Recycling immer die Umwelt? Eine neue Studie zieht diese Faustregel in Zweifel: Beim Recycling von Papier beispielsweise entstünden mehr Treibhausgase als bei der Herstellung. Was ist dran?
Mehr Recycling - das klingt erstmal gut, ist es aber vielleicht gar nicht. Das sagen zumindest Forschende aus England und den USA. Sie haben ausgerechnet: Wenn wir mehr Altpapier recyceln würden, entstünden dadurch deutlich mehr Treibhausgase als bei der Herstellung von Papier.
Bäume fällen ist nicht klimaneutral
Umweltwissenschaftlerin Evelyn Schönheit vom "Forum Ökologie und Papier", einem "Zusammenschluss von PapierexpertInnen", widerspricht dem vehement. Die Studie gehe von einer falschen Grundannahme aus. Nämlich, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff und damit CO2-neutral sei. Aus Sicht der Studien-Autoren tut es also quasi nichts zur Sache, dass bei der Herstellung von Papier Holz verbraucht wird.
Das Gegenteil ist der Fall. Der Druck auf die Wälder weltweit nimmt immer mehr zu, gerade weil das Verbrennen von Holz leider als CO2-neutral eingestuft und vielfach auch gefördert wird. Das führt zu verstärkter Abholzung. Und das bedeutet, dass wir die Wälder als entscheidende Partner im Kampf gegen den Klimawandel immer mehr gefährden und immer mehr verlieren.
Papierrecycling besser ohne fossile Energien
Und wenn man davon ausgeht und eben nicht sagt, Holz ist CO2-neutral, dann schneide Recyclingpapier definitiv besser ab, sagt Schönheit. "Was bedeutet Recycling von Papier? Es bedeutet, wir müssen kein frisches Holz für dieses Papier nutzen. Holz kann im Wald verbleiben. Der ohnehin schon enorm starke Nutzungsdruck auf die Wälder wird reduziert."
Beim Recyceln von Papier entstehen also weniger Treibhausgase als bei der Herstellung. Aber trotzdem mehr als nötig. Auch das zeigt die Studie und liegt in dem Punkt auch richtig, sagt Evelyn Schönheit. "Wenn man die Aussage so verändern würde, dass man sagt, Recyclingpapier wird dann noch besser, wenn in der Herstellung auf fossile Energieträger verzichtet wird, das ist richtig."
Nutzungsdruck auf Wälder reduzieren
Denn da liegt das Problem: Ein Großteil der Recycling-Anlagen wird mit fossilen Brennstoffen betrieben. Sie könnten aber auf erneuerbare Energien umsteigen. Doch das allein reicht nicht. "Wir müssen den Nutzungsdruck auf die Wälder reduzieren. Deswegen ist es entscheidend, weniger Papier zu verbrauchen, Papier einzusparen und so viel wie möglich Papier im Kreislauf zu führen, zu recyceln, damit weniger frisches Holz genutzt werden muss", sagt Evelyn Schönheit.
Und wenn wir es dann schaffen, dass das Recyclingpapier nicht mehr mit fossilen Brennstoffen hergestellt wird, dann ist die Ökobilanz noch besser.
Es gilt also nach wie vor: Recycling ist gut für die Umwelt, mehr Recycling sogar noch besser.
Link zur Studie
Die Studie "Limited climate benefits of global recycling of pulp and paper" ist im Magazin "nature" erschienen. Hier können Sie sie nachlesen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 23. Oktober 2020 | 21:55 Uhr
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