Studie an Mäusen Noroviren und Rotaviren können auch durch Spucke übertragen werden
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02. Juli 2022, 05:00 Uhr
Entgegen der bisherigen Annahme können Noro- und Rotaviren nicht nur fäkal, sondern auch mittels Spucke übertragen werden. Forschende konnten nachweisen, dass die Viren sich auf künstlichen Speicheldrüsen vermehren.
Noroviren sind hochansteckend und führen häufig zu starkem Erbrechen und Durchfall. Rotaviren sind ebenfalls eine Ursache für Darminfektionen. Bislang ging man davon aus, dass beide Virenarten ausschließlich über die fäkal-orale Route stattfinden: Winzige Mengen Kot, etwa durch verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser, geraten in den Mund. Nun hat ein Team aus Forschenden herausgefunden, dass beide Virenarten auch über den Speichel übertragen werden können.
Neue Übertragungswege der Viren
"Unsere Ergebnisse richten die Aufmerksamkeit auf die Infektion von Speicheldrüsen mit Darmviren und Speichel als potenziell bedeutenderen Übertragungsweg durch Husten, Niesen und Küssen im Vergleich zum akzeptierten Übertragungsweg, der fäkalen Kontamination“, schreibt das Team um Nihal Altan-Bonnet von den National Institutes of Health in Bethesda (Maryland, USA) in der Fachzeitschrift Nature.
Angesichts dieser Ergebnisse könnte es wichtig sein, Hygienemaßnahmen zu ergreifen, die über die Eindämmung der Verbreitung von Fäkalien hinausgehen.
Versuch mit Mäusespeichel
Belegen konnte das Forscherteam die Vireninfektionen via Speichel mit einem Versuch, bei dem der Speichel von infizierten Mäusen gesunden Mäusekindern verabreicht wurde. Anschließend erkrankten die Kinder. Außerdem konnten die Forschenden einen weiteren relevanten Übertragungsweg für Noro- und Rotaviren nachweisen: Wurden infizierte Mäusekinder von einer nicht infizierten Mutter gesäugt, infizierten sie die Mutter dabei. Einmal infiziert, gab die Mutter die Viren wiederum an bislang nicht infizierte Mäusekinder weiter.
Neue Ideen für die Erforschung der Viren
Mit diesen Indizien züchteten die Forscher im Labor menschliche Speicheldrüsenzellen und konnten zeigen, dass sich Noroviren in großen Mengen in ihnen vermehren. Das gibt auch einen interessanten Impuls für die weitere Forschung: Wenn sich Noroviren auf künstlichen Speichelzellen genauso vermehren wie im Darm, dann können sie dort womöglich auch genauso gut erforscht werden. Bislang hatte man für diese Forschung 3D-Kulturen menschlicher Därme verwendet – sogenannte Minidärme. Die Arbeit mit diesen Minidärmen ist allerdings kostspielig.
Eine Bedrohung für Kinder
Noro- und Rotaviren vermehren sich in der Darmwand und lösen bei Infizierten Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall aus. Laut der Studie "Global Burden of Disease“ von 2018 gibt es jährlich etwa 300 Millionen Infektionen mit diesen Viren allein bei Kindern, rund 200.000 Kinder sterben. In den vergangenen Jahren berichteten Medien immer wieder von Krankheitsausbrüchen in Pflegeheimen oder auf Kreuzfahrtschiffen, die durch diese Darmviren verursacht wurden. Zwar wurden Virenpartikel bereits im Speichel von Infizierten gefunden, doch man hielt sie für ein Nebenprodukt der Darminfektion und für nicht infektiös.
Links/Studien
Die Studie bei Springer Nature gibt es hier zum Nachlesen.
iz