Medizin Neuer Wirkstoff gegen Diabetes macht auch noch schlank
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01. Oktober 2019, 16:57 Uhr
Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Ein neues Mittel gegen Diabetes, das nicht nur den Blutzucker reguliert, sondern auch den Appetit hemmt. Man verliert keine Muskelmasse und nimmt dennoch ab. Kann nicht gehen? Doch! Eine internationale Forschergruppe informiert in der Fachzeitschrift "Nature" über diesen neuen Wirkstoff.
Christoph Garbers ist Biochemiker und arbeitet am Institut für Pathologie der Magdeburger Universitätsmedizin. Er hat den Wirkstoff mit entwickelt. Und kurz gesagt funktionierte das so: Die Wissenschaftler pflückten zwei natürlich vorkommende Eiweiße auseinander, ließen nur die Eigenschaften drin, die sie brauchten. Es entstand ein Supereiweiß oder auch Superprotein. Wissenschaftlich erklärt klingt es dann so:
Die beiden Ausgangssubstanzen hatten beide Nachteile, die wir gerne loswerden wollten: IL6 ist entzündungsfördernd, das CNTF wird vom Immunsystem erkannt und inaktiviert. Wir haben darum ein Stück vom CNTF genommen und das im IL6 eingebaut. So haben wir ein neues Protein kreiert: IC7.
Wenn die Wissenschaft zu Lego wird
Das ist ein bisschen wie Wissenschaftslego: Auseinanderbauen, neu zusammensetzen, fertig. Entstanden ist ein künstliches Eiweiß mit wundervollen Eigenschaften.
Es senkt den Zuckergehalt im Blut und stellt die Insulin-Sensitivität wieder her. Das heißt, die Abnahme des Ansprechens auf das Insulin wird wieder normalisiert.
Protein nicht nur für Diabetiker interessant
Dazu kommt noch etwas, was bei Diabetes segensreich ist und was sich alle, die gerne und zu viel essen, auch wünschen: Das kombinierte Eiweiß wirkt appetitzügelnd. Das haben die Wissenschaftler unter Laborbedingungen schon getestet.
Wir haben das Ganze mit übergewichtigen Mäusen gemacht. Bei denen funktioniert das ganz gut, die haben auch Gewicht verloren, sobald man sie mit der Substanz behandelt hat - aber keine Muskelmasse. Wenn man eine normale Diät macht, nimmt man immer bei beidem ab: Fett und Muskeln.
Damit ist das neue Protein also nicht nur für Diabetiker interessant. Man könne es bedenkenlos bei Adipositas-Patienten einsetzen, meint Christoph Garbers. Zwei klitzekleine Wermutstropfen gibt es: Zum einen muss das künstliche Protein gespritzt werden, zum anderen werden noch locker fünf Jahre für evidenzbasierte Studien am Menschen ins Land ziehen. Aber, so Garbers, seine Kollegen in Australien haben schon angefangen mit den ersten Studien am Menschen.
(cdi)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 28. September 2019 | 05:55 Uhr
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