Künstlerische Darstellung des Exoplaneten L 89-59b.
Bildrechte: ESO/M. Kornmesser

In der habitablen Zone von Stern L 98-59 Neuer Exoplanet entdeckt: Halb so schwer wie die Venus, aber vielleicht bewohnbar

05. August 2021, 11:01 Uhr

Es ist ein weiterer Schritt auf der Suche nach bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems: Ein Forscherteam hat bei Stern L 98-59 einen sehr leichten Himmelskörper gefunden, der eine Atmosphäre haben könnte.

Werden wir die Erde irgendwann verlassen? Für Stephen Hawking war das keine Frage. Auch angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der Umweltzerstörung auf der Erde sah der berühmte Astrophysiker darin eine Möglichkeit für die Menschheit zu überleben. Astronomen suchen schon lange nach anderen, möglichst bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, also Exoplaneten. Diese sind zwar für unsere heutigen Transportmittel bisher noch unerreichbar weit weg – aber niemand weiß, wie sich die Technik in diesem Bereich entwickelt.

Bei dieser Suche ist einem internationalen Forscherteam nun mithilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ein Durchbruch gelungen: ein Planet in der bewohnbaren Zone des Sterns L 98-59 mit der halben Masse der Venus (das sind rund 40 Prozent der Erdmasse). Damit ist L 98-59b, wie der Himmelskörper getauft wurde, der leichteste Exoplanet, der je mit der Radialgeschwindigkeitsmethode gemessen wurde. Dabei wird das Wackeln des Sterns ermittelt, das durch die winzige Gravitationskraft der ihn umkreisenden Planeten verursacht wird.

Neue Teleskope könnten weitere Erkenntnisse über Exoplaneten bringen

"Der Planet in der bewohnbaren Zone könnte eine Atmosphäre haben, die Leben schützen und ermöglichen könnte", erklärt die an der Studie beteiligte Astronomin María Rosa Zapatero Osorio vom Zentrum für Astrobiologie (CAB) bei Madrid. In dem Sonnensystem, das 35 Lichtjahre (ca. 331 Billionen Kilometer) entfernt von uns liegt, wurden schon weitere Gesteinsplaneten entdeckt, die dem Stern nahe genug sind, um warm zu sein. Allerdings handelt es sich bei L 98-59 um einen sogenannten Roten Zwerg, dessen starke Sonneneruptionen große Probleme für das Entstehen von Leben bedeuten könnten.

Zumindest sollen drei der in diesem System entdeckten Planeten möglicherweise Wasser in ihrem Inneren oder in ihrer Atmosphäre enthalten. Bei L 98-59b könnten es bis zu 30 Prozent sein, was wiederum wichtig für mögliche Lebewesen wäre. Dazu wurde noch ein vierter Planet gefunden, ein fünfter mit dem richtigen Abstand zur Sonne wird zumindest vermutet. "Wir haben Hinweise auf die Anwesenheit eines erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone dieses Systems", so Olivier Demangeon von der Universität Porto.

Das Sonnensystem soll künftig mit dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), das Ende dieses Jahr endlich ins All starten dürfte, genauer untersucht werden. Ab 2027 könnte dann das Extremely Large Telescop (ELT) der ESO dazukommen, das derzeit noch in Chile gebaut wird. Laut der Astronomin Zapatero Osorio könnten sich beide Systeme dabei gut ergänzen, indem das ELT das James-Webb-Teleskop vom Boden aus unterstützt.

Dieses System ist ein Vorbote dessen, was noch kommen wird. Die Menschheit ist seit der Geburt der Astronomie auf der Jagd nach terrestrischen Planeten. Jetzt kommen wir endlich der Entdeckung eines solchen Planeten, der sich in der bewohnbaren Zone seines Sterns befindet und dessen Atmosphäre wir untersuchen können, immer näher.

Olivier Demangeon, an der Studie beteiligter Astrophysiker

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