Onlineshopping und Umweltbelastung Pakete per Straßenbahn und Drohne liefern lassen?

23. April 2020, 19:42 Uhr

Wie sollen nur all die Pakete schnell, zuverlässig und günstig ausgeliefert werden. Eine Idee: Die Lieferung mit der Straßenbahn. Eine andere: Per Drohne. Doch ist das auch gut für die Umwelt? Zwei aktuelle Studien haben sich dieser Frage gewidmet.

Immer mehr Pakete werden bestellt – in der Corona-Pandemie kann sich dieser Trend noch einmal deutlich verstärken. Das bringt die Zusteller an die Grenzen ihrer Kapazität. Deshalb sind neue Lösungen gefragt – doch die müssen nicht nur technisch, sondern auch finanziell und energetisch nachhaltig funktionieren.

"Google, DHL und Amazon experimentieren seit einigen Jahren mit Drohnen und haben im Jahr 2019 erste kommerzielle Pilotprojekte in den USA und Australien gestartet", sagt Doktor Thomas Kirschstein vom Lehrstuhl für Produktion und Logistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Wissenschaftler hat in einer aktuellen Studie ausgerechnet, dass Drohnen oft eine deutlich schlechtere Energiebilanz als klassische Lieferwagen haben. Ein Aspekt, der bei diesem Thema bislang kaum eine Rolle gespielt habe. "Häufig wurde bei dem hypothetischen Einsatz von Lieferdrohnen nur geschaut, ob sie die Pakete schneller und günstiger liefern können."

Drohne für den ländlichen Raum?

Für seine Studie hat Kirschstein in einer Simulation den Energieverbrauch von Drohnen und Lieferwagen mit Diesel- und Elektroantrieb verglichen. Dabei spielte er verschiedene Szenarien mit wechselnden Situationen in der Stadt und auf dem Land durch. Ein Trend dabei: Elektro-Transporter waren deutlich sparsamer als Diesel-Trucks, sie verbrauchten bis zu 50 Prozent weniger Energie.

Ein anderer: Im Durchschnitt verbrauchten die Drohnen in der Simulation in einer dichtbesiedelten Stadt wie Berlin bis zu zehn Mal so viel Energie wie die Elektro-Lieferwagen. Ein Grund: "Paketboten können beispielsweise anhalten und mehrere Pakete zu Fuß ausliefern, wenn in einer Straße mehrere Kunden beliefert werden müssen“, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Kirschstein. Drohnen könnten immer nur ein Paket zustellen. Doch auf dem Land – in den dünner besiedelten Gegenden – waren die fliegenden Paketzusteller energieeffizienter als die fahrenden.

Allerdings bedeutet ein höherer Energieverbrauch nicht notwendigerweise eine schlechtere Umweltbilanz: "Auch wenn Drohnen mehr Energie benötigen, könnten sie eine Alternative zu Dieselfahrzeugen sein, sofern der Strom, den sie benötigen, aus umweltfreundlichen Verfahren erzeugt wird", sagt der Forscher.

Das Paket in der Straßenbahn

Doch in den Städten gibt es noch andere Möglichkeiten als Drohnen oder Lieferwagen, um Pakete zu transportieren: Die Straßenbahn. Ein Pilotversuch hat gezeigt, dass es erstaunliche wirtschaftliche und starke Einsparungen bei den CO2-Emmissionen gibt, wenn der Transport wenigstens zum Teil auf die Schiene verlagert wird. Diesen Ansatz hat ein Forschungsteam des Research Lab for Urban Transport (ReLUT) an der Frankfurt University of Applied Sciences entwickelt, mehrfach getestet und nun ausgewertet.

Dafür hat Hermes mit einem Elektro-Transporter die Tram in einem Straßenbahndepot am Statdrand beliefert. Diese fuhr dann ins Zentrum und dort übernahmen Kuriere mit Elektro-Lastenrädern die Boxen mit den Paketen und stellten diese zu. Der Versuch fand außerhalb der Hauptverkehrszeit statt. Zudem fuhren in der Straßenbahn keine Passagiere mit. Das sei rechtlich nicht erlaubt, heißt es in einer Mitteilung der Universität.

Dresden: Teile für VW Golf in Straßenbahn

Ein ähnliches Transport-Projekt gibt es bereits in Sachsen Hauptstadt. In Dresden ist seit fast drei Jahren eine Straßenbahn ohne Fenster und Bänke unterwegs. Sie liefert Teile für den E-Golf, der in der Gläsernen Manufaktur hergestellt wird.

Die Frankfurter erklären, dass diese Art der Zustellung pro Paket nur geringfügig teurer als die normale Lieferung per Transporter sei. Bei den CO2-Emissionen dagegen könnte so 57 Prozent eingespart werden. "Wenn 89 Fahrten pro Tag auf die Schiene verlagert würden, könnte man 199,76 Tonnen CO2 im Jahr einsparen", sagt Professor Kai-Oliver Schocke vom ReLUT. Das entspreche dem Ausstoß von 77 Autos mit einer Jahreslaufleistung von 13.500 Kilometern.

(mpö)

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