Countdown Starlink-Satelliten: Start verschoben - und viele Fragen offen

06. Dezember 2019, 05:00 Uhr

Seit November sind sie immer mal wieder zu sehen: Leuchtende Punkte am Himmel, die wie Perlen auf einer Schnur glitzern. Sie sorgen oft für Verwirrung und Meldungen bei der Ufo-Meldestelle. Dabei ist des Rätsels Lösung ganz leicht, wenn man die Aktivitäten des Raumfahrtunternehmens SpaceX verfolgt. Das will 2020 hunderte weitere Satelliten ins All schicken.

Inhalt des Artikels:

Udpdate 29. Januar 2020

Raketenstart
Die Zuschauer brauchten ganz schön Geduld - zweimal wurde der Raketen-Start verschoben. Bildrechte: imago images/ZUMA Press

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: SpaceX hat die 4. Ladung von Satelliten auf den Weg ins All gebracht - die Firma hat damit jetzt 240 Satelliten im Erdorbit.

Raketenstart
60 neue Satelliten auf dem Weg ins All - ohne dass das Problem der Licht reflektierenden Objekte am Sternenhimmel gelöst wäre. Bildrechte: imago images/ZUMA Press

Update 28. Januar 2020

Der Start der Trägerrakete ist erneut verschoben - jetzt auf den 29. Januar. Als Gründe nannte das Unternehmen die anhaltend ungünstige Wetterlage.

Update 27. Januar 2020

Auf der Cape Canaveral Air Force Station hat das Wetter dem Raketenstart eines neuen Space-X Satellitenschwarms zum Wochenbeginn wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht - in Form einer dicken Wolkenschicht und unruhiger Wetterlage. Das Raumfahrtunternehmen hat den Start der Trägerrakete erneut verschoben, jetzt auf Dienstag den 28. Januar, 14:28 Uhr.

Aber nicht nur das Wetter sorgt für Gegenwind bei diesem Satellitenprojekt. Die Amerikanische Astronomie Gesellschaft hatte 2019 mehrfach Alarm geschlagen und im Dezember Astronomen weltweit um ihre Einschätzung gebeten. Wie wird sich der Himmel verändern, wenn weiterhin massenhaft sogenannte LEOs ausgesetzt werden, wie die sogenannten "Low earth orbiting"-Satelliten genannt werden, die in einer Höhe von 550 Kilometern ihre Kreise ziehen? Die US-Astronomen Gesellschaft AAS hat nicht nur die Firma SpaceX im Visier, sie verweist auch auf die Pläne anderer Satelliten-Betreiber wie OneWeb, Amazon, Samsung und Telesat, sowie private Unternehmen in Indien und China. Auch dort gibt es Pläne, tausende LEOs ins All zu schicken.

Die Astronomen befürchten unter anderem eine zunehmende Lichtverschmutzung am Himmel durch die wandernden Lichtpunkte sowie Störungen bei astronomischen Forschungen und Beobachtungen: Die Satelliten reflektieren das Sonnenlicht just in der astronomischen Dämmerung - also genau dann, wenn der Nachthimmel theoretisch richtig dunkel und damit optimal ist für astronomische Beobachtungen.

SpaceX hatte zwar Anfang 2019 schon angekündigt, man werde sich um eine weniger stark reflektierende Satelliten- Unterseite kümmern. Bei der Aussetzung eines neuen Satellitenschwarms im November war nach Angaben von SpaceX ein einziges Exemplar mit einer Abdeckung der Unterseite gestartet: "Ein Experiment", wie SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell einräumte. Das Unternehmen sei nach dem Start im Mai 2019 selbst überrascht gewesen von der starken Reflexionskraft der Satelliten.

Update 23. Januar 2020

Der für den 24. Januar geplante Start muss offenbar noch einmal verschoben werden. Grund ist das immer noch schlechtes Wetter im Atlantik, wo das Landeschiff für den Booster positioniert ist. Jetzt soll die FalconX 9 mit weiteren 60 Starlink-Satelliten am 27. Januar von Cape Canaveral starten.

Update 8. Januar 2020

Weitere 60 Starlink-Satelliten sind auf dem Weg in ihre künftige Umlaufbahn. Eine Rakete vom Typ FalconX 9 war in der Nacht zum 7. Januar in Cape Canaveral in Florida gestartet, wie die Raumfahrtfirma SpaceX mitteilte. Dieser Schwung neuer Satelliten ist quasi die Vorhut und der Auftakt zu einem sehr emsigen Jahr der privaten Raumfahrtbetreiber: Sie haben nach eigenen Angaben für 2020 insgesamt 23 weitere Raketenstarts geplant.

Wann die Satelliten zu sehen sind

Auch in den letzten Januartagen sind die Satelliten am Himmel zu sehen. Laut Berechnungen von Heavens Above haben Sie zu folgenden Zeiten die Gelegenheit, die Lichtpunkte zu entdecken. Schauen Sie von Mitteldeutschland in Richtung Westen. Die hier angegebenen Zeiten sind für Leipzig:

27. Januar - ab 17:50 Uhr

28. Januar - ab 18:15 Uhr

29. Januar - ab 18:44 Uhr

30. Januar - ab 17:34 Uhr

31. Januar - ab 18:02 Uhr

Wenn man sie sieht, kann man sie lange angucken

Die Satellitenkette ist, wenn sie auftaucht, zwischen drei und fünf Minuten lang sichtbar, also nicht so blitzartig und auf Nimmerwiedersehen verschwunden wie eine Sternschnuppe. Dafür aber eben auch nur ein lautloses technisches Spektakel, über das Amateure und professionelle Sterngucker gleichermaßen streiten: Ist die künstliche Glitzerkette am Nachthimmel trotzdem schön, oder versaut sowas einfach nur die Himmelsbeobachtung?

Eine Person steht vor einem Nachthimmel.
War die Satellitenkette schon da oder kommt sie noch und können die Wolken da vorne mal bitte zur Seite rücken ... Bildrechte: imago/Photocase

Wird es eng am Himmel?

Tatsächlich wird es ganz schön eng auf der Umlaufbahn der Erde: Anfang September 2019 hatte die Europäische Raumfahrtagentur Esa ihren Aeolus-Satelliten nach Absprache mit SpaceX umgelenkt, damit der nicht mit einem von Starlink kollidierte. Aeolus misst die Winde auf der Erde.

Vermutlich nicht das letzte Mal, dass es zu so einer Situation im Orbit kommt: SpaceX hat bei der Federal Communications Commission (FCC) und der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) beantragt, zehntausende Internetsatelliten ins All zu schicken. Derzeit kreisen 2.062 aktive Satelliten um die Erde, neben Weltraumschrott auch unzählige funktionsunfähige Technikkadaver. Bei funktionierenden Satelliten wird immer von den Betreibern entschieden, wer ausweicht und wer auf Kurs bleibt.

Und überhaupt:

Wem gehört eigentlich das All? Und darf da oben jeder machen was er will? Und wann ist eigentlich genau was los im Weltraum?

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