Raumfahrt Europäische Mars-Mission: Der Rover ist bereit, kann aber nicht fliegen
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30. März 2022, 16:04 Uhr
Der von der Esa entwickelte Mars-Rover Rosalind Franklin ist technisch abgenommen. Ob er den Mars jemals erreichen wird, ist immer noch offen. Vorerst wird er in Italien geparkt.
Es ist eines der ehrgeizigsten Projekte der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa: Exomars soll einen neuen Rover auf den roten Planeten schicken. Doch mit dem russischen Krieg in der Ukraine endete die Zusammenarbeit mit Roskosmos. Der für den 20. September 2022 geplante Start wurde abgesagt. Die Arbeiten am Rover sind jedoch fortgesetzt worden. Inzwischen hat das Gefährt seine technische Abnahme bestanden. Rover Rosalind Franklin ist bereit für den Start, so das Review-Team der Esa, das die gute Arbeit des Entwickler-Teams lobte. Statt zu fliegen, werden der Rover und alle weiteren Exomars-Elemente jedoch für die Lagerung an einem Standort von Thales Alenia Space in Italien vorbereitet, meldet die Esa jetzt.
Suche nach neuer Transportmöglichkeit zum Mars
Ob und wann der Rover zum Mars fliegt, ist derzeit noch offen. Die Esa-Mitgliedsstaaten hatten auf ihrer Tagung im März einstimmig bestätigt, die Zusammenarbeit mit Roskosmos bei Exomars zu beenden. Gleichzeitig beauftragten die Länder die Esa, eine Studie in Auftrag zu geben, die im Schnellverfahren klären soll, welche Optionen es für das Exomars-Projekt gibt. Mit anderen Worten: Welche Rakete kann den eine Tonne schweren Rover (310 kg Rover plus Landemodul) zum Mars befördern? Und woher bekommt man ein solches Landemodul? Denn das hatte auch Roskosmos zugeliefert. David Parker, bei der Esa Direktor für menschliche und robotische Exploration, hofft darauf, dass die Antworten gefunden werden, und "dass unsere Mitgliedstaaten entscheiden werden, dass dies nicht das Ende von Exomars ist, sondern eher eine Wiedergeburt der Mission, die vielleicht als Auslöser für die Entwicklung von mehr europäischer Autonomie dient".
Allerdings fehlen dem Rover neben dem Landemodul noch weitere wichtige Teile, berichtet das Magazin Science. Zum Beipsiel Radioisotopenheizungseinheiten (RHUs), kleine Kapseln aus radioaktivem Plutonium-238, die den Rover während der kalten Marsnacht warmhalten. Das nächste Startfenster 2024 scheint daher unwahrscheinlich. "Wenn wir die Hardware ändern müssen, wären wir bis 2024 auf keinen Fall bereit", so Exomars-Teamleiter Thierry Blancquaert vom Esa-Technologiezentrum in den Niederlanden. Erst 2026 öffnet sich dann das nächste Startfenster. Das liegt daran, dass sich die Enfernung Erde-Mars extrem unterscheiden kann, zwischen 56 und 100 Millionen Kilometern.
Was kann der Rover Rosalind Franklin?
Der neue Rover ist nach der Biochemikerin Rosalind Franklin benannt, der Entdeckerin der DNA-Struktur. Er hat ähnlich wie andere Mars-Gefährte verschiedene Kameras und Spektrometer an Bord. Dank seines Bohrers und Labors besitzt er laut Esa das Potenzial, um nach Beweisen für vergangenes Leben auf dem Mars zu suchen. Er kann bis zu zwei Meter tief bohren, so tief wie kein Rover auf dem Mars bisher. Und er verfügt über neuartige Fahrtechniken, wie das Wheel-Walking, bei dem die Räder im Winkel und in der Höhe an den Untergrund angepasst werden können.
Langzeitprojekt Exomars startete 2016 mit Fehlschlag
Das Exomars-Projekt begann als Esa-Nasa-Zusamenarbeit. Die Nasa stieg jedoch 2012 aus Budgetgründen aus und Russland sprang ein. 2016 erfolgte der Start des Trace Gas Orbiters und der Sonde Schiaparelli. Die Sonde war allerdings ein Fehlschlag, sie krachte auf den Planeten und sendete nur sechs Minuten lang wähernd des Landeanflugs Daten. Der Trace Gas Orbiter kreist unterdessen weiter um den Mars und hat laut Esa auch noch genügend Treibstoff für weitere Jahre. Der Orbiter sucht nach Spuren von Methan in der Atmosphäre als möglichem Hinweis auf biologische Aktivität. Außerdem übermittelt er weiterhin die meisten Daten vom Mars, von den Nasa-Rovern Curiosity und Perseverance sowie vom Insight-Lander.
gp/esa/science