Mondmission von Nasa und Esa Pannen-Rakete konnte wieder nicht abheben – Artemis I wird auf dem Startplatz repariert
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08. September 2022, 11:05 Uhr
Am 3. September sollte die Mondmission Artemis I von Nasa und Esa starten. Doch die Pannenserie reißt nicht ab. Auch dieser zweite Startversuch musste abgebrochen werden. Grund auch dieses Mal: ein Leck in einer Treibstoffzuleitung für den flüssigen Wasserstoff. Das nächste Startfenster öffnet sich am 19. September. Vorher wird die Rakete auf dem Startplatz repariert. Um das Flugabbruchsystems zu booten, muss das System in den Hangar.
"Der Launch Direktor verzichtet auf den heutigen Startversuch von Artemis I." So einfach und klar machte das Nasa-Team den Traum vom Start zum Mond am 3. September zunichte. Grund war ein "Wasserstoffleck in einer Schnellkupplung, einer Schnittstelle zwischen der Flüssigwasserstoff-Treibstoffzufuhrleitung und der Rakete des Space Launch System (SLS)", wie die Nasa in der Nacht zu Sonntag mitteilte.
Doch dieser Startabbruch ist nur ein weiterer Punkt auf der langen Pannenliste, die das Projekt Artemis seit Jahren begleitet. Denn eigentlich sollte die Supermondrakete SLS (Space Launch System) bereits 2017 das erste Mal unbemannt Richtung Mond abheben. Die Kosten stiegen (auf mittlerweile über vier Milliarden Dollar pro Rakete) und die Verzögerungen hielten an. Im vorigen Jahr lauteten die Begründungen: Covid-19-Pandemie, Herausforderungen bei der Entwicklung und vom US-Kongress nicht ausreichend genehmigte Mittel im Zusammenhang mit dem HLS-Wettbewerb. HLS steht für Human Landing System (dt. Landesystem für Menschen).
Mehrfache Verschiebungen in diesem Jahr
Die nächsten Startfenster sollten sich dann im Frühjahr 2022 öffnen. Die wurden verschoben auf Juni/Juli, da sich bei den vorher nötigen Tests, insbesondere dem WDR (das steht für Wet Dress Rehearsal, eine Art Generalprobe mit Betankung) Ostern Probleme zeigten. Nach dem zweiten WDR verkündete die Nasa dann die Starttermine für Ende August und Anfang September. Doch der Versuch am 29. August wurde abgebrochen. Es gab Sensor- und Betankungsprobleme. Und die scheint die Nasa bis zum neuen Startermin am Sonnabend (3.9.) offenbar nicht gelöst zu haben. Ganz im Gegenteil.
"Das Problem ist noch schlimmer als beim ersten Startversuch", so Martin Tajmar, Professor für Raumfahrtsysteme an der TU Dresden, der bereits den ersten Fehlstart bei MDR WISSEN live kommentiert hatte. Es sieht fast so aus, als ob die Nasa die Launchfenster nutzen würde, um Testdaten zu sammeln, so Tajmar. "Das hätte man besser vorbereiten sollen und können." Und zwar bevor man die Rakete auf den Startplatz fährt.
Das Problem ist noch schlimmer als beim ersten Startversuch.
Aus Sicherheitsgründen muss die Rakete vor einem neuen Start in die Montagehalle, das sogenannte VAB (Vehicle Assembly Building), um die Batterien des Flugabbruchsystems zurückzusetzen. Aktuell versuchen die Ingenieure die fehlerhaften Dichtungen der SLS auf der Startrampe zu ersetzen. Dafür wird eine Umzäunung errichtet, um die Hardware vor dem Wetter zu schützen und die Reparaturarbeiten unter superkalten Bedingungen zu testen. Das nächste mögliche Startfenster öffnet sich laut Planungen der Raumfahrtbehörde am 19. September und macht Starts bis 4. Oktober möglich. Da vom Nachbarstartplatz 39A in Cape Canaveral aber am 3. Oktober die SpaceX Crew 5 zur ISS starten soll, steht dieser Zeitraum vermutlich nur bedingt zur Verfügung und der Artemis-Start könnte sich auf den Zeitraum ab dem 17. Oktober verschieben.
Das Raumschiff umrundet zwei Mal den Mond
Wenn die Rakete mit dem Raumschiff dann endlich abhebt, wird es ab dem Start 26 bis 42 Tage im All unterwegs sein und den Mond zweimal umrunden. Bereits kurz nach dem Start löst sich das eigentliche Raumschiff, die Orion-Kapsel von der verhältnismäßig größeren Mondrakete. Danach umrundet es die Erde und bewegt sich dann Richtung Mond. Dabei stößt es zehn CubeSats ins All ab – kleine Satelliten, die anschließend eigenständig ihre separaten Missionen verfolgen.
Nach circa vier Tagen soll Orion dann in den Mondorbit eintreten und den Mond in ungefähr 100 Kilometer Höhe umrunden. Nach der zweiten Runde um den Mond kehrt die Raumkapsel planweise wieder zur Erde zurück. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglüht ein Teil des Raumschiffes, der Kern soll jedoch sicher mit geöffnetem Fallschirm auf die Erde hinabgleiten und auf dem Wasser landen. In unserer Animation können Sie den Flug des Orion-Raumschiffes durchs All noch einmal nachvollziehen.
Artemis I sammelt vor allem Daten
Das Ziel der Artemis I-Mission ist dabei vor allem eines: Daten sammeln. Denn wenn im nächsten Schritt mit Artemis II eine bemannte Raumkapsel um den Mond fliegen soll, dann darf den Astronauten und Astronauten nichts passieren. Deshalb wird das Raumfahrzeug Orion samt aller Systeme im Weltraum getestet. Dabei geht es beispielsweise darum, dass das amerikanische Kommandomodul des Raumfahrzeuges mit dem europäischen Servicemodul funktionieren muss oder dass das Hitzeschild von Orion beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zuverlässig funktioniert – denn das Raumfahrzeug wird sich deutlich schneller wieder zurück Richtung Erde bewegen, als das bei einer Rückkehr von der ISS der Fall wäre.
Außerdem soll mit der Artemis I-Mission abgeklärt werden, dass das Raumschiff im Umfeld des Mondes (dem Mond-Orbit) genauso manövrierfähig ist wie im Umfeld der Erde. Und es wird getestet, welche Strahlenbelastung sich für die Besatzung des Raumschiffes während des Fluges ergibt.
Die Nasa stellt einen Live-Tracker zur Verfügung
Wo genau sich das Raumschiff gerade befindet, können Sie während der Mission übrigens live nachvollziehen. Auf einer eigens eingerichteten Tracking-Seite gibt die Nasa alle Informationen über den Aufenthalt von Orion an die Öffentlichkeit weiter. Außerdem werden unter @NASA_Orion regelmäßige Updates veröffentlicht.
Links/Studien
Die Tracking-Seite der Nasa finden Sie hier.
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