Psychische Gesundheit
Mit einer Elektroenzephalografie werden Hirnströme gemessen. Bildrechte: Jana Dünnhaupt/ Uni Magdeburg

Volkskrankheiten Neues Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit entsteht in Jena, Halle und Magdeburg

11. März 2021, 16:33 Uhr

Unter Volkskrankheiten sind längst nicht mehr nur Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht zu verstehen. Auch Depressionen, Schizophrenie und weitere psychische Erkrankungen betreffen jährlich 18 Millionen Menschen in Deutschland. Deshalb wird nun ein neues Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit aufgebaut – mit drei Standorten in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Nach Sachsen gehen außerdem Fördergelder für das neue Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit.

An den Standorten Halle, Magdeburg und Jena entsteht ein neues gemeinsames Zentrum für Psychische Gesundheit für Deutschland. Das gab Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bekannt: "Die neuen Standorte haben uns im Auswahlverfahren durch ihre herausragende Forschung von internationaler Strahlkraft überzeugt." In den drei Städten wird nun ein Gesamtkonzept entwickelt, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einer halben Millionen Euro unterstützt.

Das neue Netzwerk: Aus Jena sind das Universitätsklinikum, die Friedrich-Schiller-Universität, das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie sowie das DLR-Institut für Datenwissenschaft dabei. Dazu kommen die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität und das Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Prävention, Diagose und Behandlung

Mehr als 60 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Psychiatrie, Neurowissenschaften, Psychotherapie und Psychologie sind Teil der C-I-R-C Initiative. C-I-R-C steht einerseits für Netzwerk (engl. circuit) der Nervenzellen im Gehirn, die in Verbindung mit dem Körper stehen. Auf der anderen Seite aber auch für das Netzwerk der drei mitteldeutschen Universitätsstädte Halle, Magdeburg und Jena.

Sie alle möchten gemeinsam neue Konzepte zur Prävention, Diagnose und Behandlung psychischer Störungen entwickeln und anwenden. Prof. Dr. Martin Walter ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Jena. Er ist gleichzeitig Sprecher der Initiative:

Wir wollen zur Erhaltung der psychischen Gesundheit und zur Behandlung ihrer Störungen den ganzen Patienten in den Blick nehmen und vor allem den Einfluss von Immunfaktoren, aber auch vom Darm-Mikrobiom auf die Gehirnfunktion erforschen.

Prof. Dr. Martin Walter

An den Standorten gebe es Möglichkeiten, Veränderungen im Gehirn sogar in einzelnen Synapsen sichtbar zu machen. Somit lassen sich einerseits Therapien individuell an Patientinnen und Patienten anpassen. Andererseits können so effektivere Medikamente und Psychotherapien entwickelt werden. Auch sollen Vorurteile gegenüber Kranken abgebaut und das Thema mentale Gesundheit gestärkt werden.

Auch Sachsen erhält Förderung

Die TU Dresden, die Leipziger Universität und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (Hauptsitz Leipzig) werden Teil des neuen Forschungszentrums für Kinder- und Jugendgesundheit. Bundesweit erhalten insgesamt sieben Einrichtungen 3,5 Millionen Euro. Die sächsischen Einrichtungen werden sich den neuen Risiken für die gesunde körperliche und psychische Entwicklung von Kindern widmen. Denn viele Krankheiten entstünden bereits im Kindesalter, hätten aber lebenslange Folgen.

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Der Fokus in Sachsen liegt auf Kinder, wie hier im Projekt Life Child. Bildrechte: Universität Leipzig

Bereits jetzt werden alle jungen Sächsinnen und Sachsen unmittelbar nach ihrer Geburt auf viele Krankheiten untersucht. Mit dem künftig deutschlandweit tätigen Zentrum können neue Therapien zur Vorbeugung bei Kindern entwickelt werden. Ohnehin sind Kinder verstärkt Umwelteinflüssen, beispielsweise durch Schadstoffbelastung aber auch durch coronabedingte Schulschließungen, ausgesetzt.

tg

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