Gute Vorsätze Mit Sport allein kann ich nicht abnehmen
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10. Januar 2021, 08:00 Uhr
Das neue Jahr ist da, die Weihnachtsfeiertage liegen schon eine Weile hinter uns und da beschäftigt uns ein Thema natürlich ganz besonders: das Abnehmen. Der ein oder andere hat sich das vielleicht fürs neue Jahr vorgenommen, die Frauenzeitschriften, Lifestyle-Magazine und Instagram-Posts greifen das Thema dankbar auf. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass zwei Dinge dabei ganz oben stehen: Bessere Ernährung und Sport.
Für alle, die dachten, sie könnten ihre Weihnachtspfunde schnell mal mit ein bisschen Sport loswerden, kommt jetzt eine schlechte Nachricht:
Mit Sport allein kann ich nicht abnehmen.
Ingo Froböse, Universitätsprofessor an der Deutschen Sporthochschule Köln, liefert auch gleich die Erklärung dafür: "Sport dient nicht dazu, Kalorien zu verbrennen." Das greift einfach zu kurz, so der Sportwissenschaftler, denn Sport hat eine andere Wirkung. Er soll den Körper grundsätzlich verändern. "Das ist die eigentliche Zielstellung des Sports. Ob ich da 300 Kilokalorien mehr oder weniger verbrenne, das ist egal."
Tun Sie was für die Mitochondrien
Was Froböse da sagt, klingt verlockend: Den Körper so trainieren, dass wir auch beim Nichtstun Kalorien verbrennen. Das geht am besten mit Ausdauersport. Denn dadurch verändert sich unser Stoffwechsel so, dass die Muskulatur mehr Mitochondrien bekommt. Der ein oder andere wird sie noch aus dem Schulunterricht kennen - Mitochondrien, die sogenannten Kraftwerke der Zellen. Sie verarbeiten alles, was unser Körper an Nährstoffen aufnimmt, und versorgen ihn mit Energie. Und Sportler haben doppelt so viele davon, sagt Ingo Froböse.
Je mehr Muskelmasse man hat, so Froböse, umso mehr verbrennt man auch in Ruhe. Und dafür braucht man "regelmäßig richtigen, vernünftigen Sport". "Ausdauersport plus Muskeltraining. Beides zusammen macht quasi aus meinem Körper wieder einen Rennwagen, der dann auf der Strecke des Lebens auch grundsätzlich mehr Energie verbraucht. Das funktioniert nachhaltig am besten."
Laufen, Radfahren, Schwimmen?
Aber welche Sportarten eignen sich dafür eigentlich am besten? Viele setzen ja auf das Joggen. Aber wer ungeübt ist, der sollte es lieber lassen, sagt René Schwesig, Sportwissenschaftler aus Halle.
Weil natürlich die Technik, die Lauftechnik, eine große Rolle spielt. Habe ich eine schlechte Lauftechnik, dann kann ich natürlich für meinen Bewegungsapparat eine Menge Schaden anrichten, der dann unter Umständen größer ist als der Nutzen.
Stattdessen rät Schwesig zum Radfahren und Schwimmen. Aber auch da hängt der Erfolg davon ab, wie man es macht. Sein Tipp für alle Freizeitsportler:
Eine Ausdauereinheit beginnt für mich eigentlich immer erst ab einer Belastungsdauer von 45 Minuten. Alles, was darunter ist: Da höre ich gewissermaßen dann auf, wenn es aus Sicht der Fettverbrennung quasi interessant wird. Das macht dann wenig Sinn.
Wer durch Sport abnehmen will, hat eine Menge zu beachten. Auch bei der Ernährung. Da raten die Sportwissenschaftler: Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Kalorien.
Mit einem leeren Tank kann man auch nicht fahren und bringt auch keine Leistung. Das bedeutet also: Versorge den Körper immer so mit ausreichend Kalorien.
Denn der Grundumsatz, so Froböse, muss passen, damit der Stoffwechsel läuft, der alle Vitalfunktionen garantiert, dafür sorgt, dass das Herz schlägt, die Leber arbeitet, die Niere funktioniert und wir 36,6 Grad haben. Und dafür braucht man "Essen in hoher Qualität", so der Sportwissenschaftler. "Und dann machst du auch ganz viel richtig."
Vor und nach dem Training nicht essen
Unmittelbar vor dem Sport gilt aber: In den drei Stunden davor sollte man nichts essen. "Wichtig ist, dass man trinkt", so René Schwesig. "Ein Liter Wasser oder Tee pro Stunde. Das ist so die Maxime vor der Belastung. Weil man dann natürlich schneller auf die Fette zurückgreifen kann, weil die Kohlenhydratspeicher dann idealerweise fast leer sind." Und wenn man es ganz richtig machen will: Dann trinkt man auch eine Stunde nach dem Sport nur Wasser oder Tee. Um den Nachbrenneffekt zu nutzen.
Danach ist unser Körper besonders enzym- und stoffwechselaktiv. Das heißt, danach ist der Stoffwechsel besonders hoch, was ich dann dazu nutzen kann, um eben abzunehmen beispielsweise.
Falsche Gene, schwere Knochen?
Aber was ist eigentlich mit den Faktoren, die wir nicht beeinflussen können: unsere Gene. Die spielen ja schließlich auch eine Rolle. Manche Menschen sind aufgrund genetischer Veranlagung übergewichtig, andere nicht. Das stimmt zwar, sagt Ingo Froböse, aber:
Wir suchen ja immer gerne nach Ausreden. Oma hatte ja auch immer schon dicke Knochen und die Gene, die machen, dass sich einfach dick geworden bin. Das kann zum Teil stimmen. Aber wir wissen mittlerweile: der Einfluss der Gene beschränkt sich auf unter zehn Prozent. Wir gehen gerade von sieben bis maximal zehn Prozent Einfluss aus. Das heißt also, dass wir letztendlich mit unserem Lebensstil dafür verantwortlich sind, ob das denn funktioniert oder nicht.
Schluss mit Bequemlichkeit
Und viele von uns leben einfach zu bequem, findet René Schwesig. Früher hat der Mensch – ohne Sport, nur was den Grundumsatz angeht – viel mehr Kalorien verbrannt als heute. Weil wir eben bei jeder Gelegenheit das Auto oder die Bahn nehmen, anstatt mal zu laufen oder sich aufs Rad zu schwingen. Die Lösung ist einfach und man braucht kein großartiges, wissenschaftlich fundiertes Training, so Schwesig. Wir müssen einfach nur die zugeführte Kalorienmenge am Tag reduzieren und uns dann eben nicht der Bewegungsmöglichkeiten berauben, die das Leben ja so bietet.
Ich bin selber im Fitnessstudio aktiv und kenne da auch Beispiele, wo Damen oder Herren – ich will jetzt keine Namen nennen – einen Kilometer vom Fitnessstudio entfernt wohnen und mit dem Auto die Strecke fahren, das Auto direkt vor der Tür des Fitnessstudios parken und dann aufs Laufband springen. Also das ist dann an Dummheit nicht zu überbieten.
Gut ist, was Spaß macht
Die gute Nachricht lautet also: Wir können unseren Körper so trainieren und versorgen, dass unser Stoffwechsel ein Leben lang gut funktioniert. Mit dem richtigen Lebensstil, Ausdauersport und Muskeltraining. Und dennoch sollten wir uns bei der Wahl der Sportart nicht nur davon leiten lassen.
Sportliche Aktivitäten sollten immer nur ausgewählt werden nach dem Wunsch, nach den Interessen, nach den Neigungen, nach dem Spaßfaktor und nicht nach dem Kalorienverbrauch oder nach dem Effekt, denn das geht schief.
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