Forschung Zänk ju! - Wie wir unsere Aussprache überschätzen
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13. Februar 2020, 12:43 Uhr
Wir alle kennen die typischen Aussprachefehler: Mallllorca, Zänk ju, Prosätscho. Gerne machen wir uns darüber lustig und finden natürlich, dass wir selbst viel besser reden. Eine Studie aus München zeigt jetzt, wie sehr wir uns dabei überschätzen.
"Zänk ju for travelling wis deutsche Bahn": Haben Sie bei dem Satz auch schon mal ins Gesicht Ihrer Mitreisenden geguckt? Da grinsen viele, spätestens beim folgenden Hinweis: "Ju will arrive at Platform srii". Aber nicht nur Ansagen im Zug sorgen für Heiterkeit, auch Bestellungen im Restaurant oder Café: Der große Kaffee mit viel Milch wird gern als "Latte Matschato" geordert, die Gnocchi mit Hühnchen als "Gnotschi con Pollo".
Von wegen perfekte Aussprache
Vom "Wrap" bis zum "Expresso": Keine Sprache bleibt verschont und es wird viel geschmunzelt, weil das bei uns selbst natürlich ganz anders klingt. Zum Beispiel weil wir das spanische "r" perfekt rollen, das englische "th" hauchen wir mühelos und klingen wie Muttersprachler. Doch das ist totale Selbstüberschätzung, sagt eine Studie aus München.
Ein Phänomen, das bei Fremdsprachen keine Seltenheit ist, sagt Eva Reinisch vom Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung an der Universität München.
Das war einer der Ausgangspunkte unserer Studien. Wieso finden wir das lustig, wenn jemand 'sink positief' sagt? Finden auch die Leute das lustig, die selbst sehr ähnliche Fehler machen? Was unsere Studie zeigt, ist, dass wir uns implizit besser einschätzen, als wir eigentlich sind.
Wir mögen unsere Aussprachefehler, weil wir an sie gewöhnt sind
Herausgefunden hat Eva Reinisch das durch einen Versuch mit 24 deutschen Frauen. Die hat sie einfache englische Sätze vorlesen lassen. Einige Wochen später mussten die Frauen die Aufnahmen dann bewerten. Nur wussten sie gar nicht, dass es sich um ihre eigenen Sätze handelte. Der Trick: Ihre Stimmen wurden so verstellt, dass sie nicht mehr als die eigenen zu erkennen waren. Dabei zeigte sich ein verblüffender Effekt:
Dass Leute die eigene Aussprache besser finden als die von anderen, obwohl sie nicht gewusst haben, dass sie sich selbst bewerten.
Das ist schon verwunderlich. Die Probanden wussten nicht, dass sie da reden, und trotzdem fanden sie sich am besten. Aussprachen, über die sie bei anderen vielleicht die Augen verdreht hätten, bekommen jetzt Bestnoten. Warum? Weil es ihnen vertraut ist, sagt Eva Reinisch. Die vertraute Art zu sprechen, sogar vertraute Fehler, werden dann als gut empfunden.
Einerseits wissen wir aus der Literatur, dass man Akzente, die man gut kennt, auch besser versteht. Deutsche verstehen Akzente anderer deutscher Englischsprechender besser, als wenn man französische Muttersprachler hört, die Englisch reden.
Zänk ju for rieding
So klaffen Selbstwahrnehmung und Realität auseinander, wenn es um Aussprache geht. Mit ein Grund übrigens, warum es uns so schwerfällt, Akzente abzulegen. Problematisch wird es nämlich, wenn wir meinen, "ich muss nichts mehr ändern, ich klinge doch schon super." Denken Sie daran: Wahrscheinlich machen auch Sie Fehler, die andere belächeln. In diesem Sinn: Zänk ju for reading!
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. Februar 2020 | 06:20 Uhr
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