Mission: Welt retten! Harald Wedwitschka erforscht Insekten als Tierfutter
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10. März 2020, 14:36 Uhr
Die deutsche Landwirtschaft pustet vor allem durch Nutztierhaltung jedes Jahr 66 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft. Damit die Tier groß und stark werden, füttert man sie mit Sojamehl. Flächennutzung und Transportwege verpesten unsere Luft also noch mal zusätzlich. Aber es gibt Alternativen: Insekten!
Soja landet täglich im Trog von Hühnern oder Schweinen. Das viele Eiweiß macht die Bohne als Rohstoff in Tierfutter so beliebt. Doch für dieses Proteinmehl wird Regenwald abgeholzt. Futtermehl aus Insekten hingegen könnte unsere Umweltbilanz deutlich verbessern. Das wären dann auf einen Schlag in Deutschland sechs Millionen Tonnen weniger CO2 im Jahr.
Harald Wedwitschka erforscht am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig, inwieweit Insektenproteine eine Alternative für konventionelle Proteine sind:
In der Tiermast werden häufig Proteinquellen eingesetzt, wie Soja oder Fischmehl, manchmal aus nicht-nachhaltigen Quellen. Und mit Hilfe der Insektenproteine können wir hier eventuell anteilig diese konventionellen Proteine ersetzen.
In Baruth in Brandenburg wird das Mehl aus Insekten schon seit 13 Jahren hergestellt, für Haustierfutter. Aus der Soldatenfliege. Besser gesagt aus deren Larven. Das Ziel des Projekts ist es nun, den Prozess oder die Insektenherstellung nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten.
Bescheidene Krabbler
Der Produktionsprozess ist schnell und umweltfreundlich. Bereits nach fünf Tagen schlüpfen die kleinen Krabbler. Aber noch fehlen die Gesetze, um das Insektenmehl auch in Nutztierfutter zu mischen. Dabei brauchen wir die Tiere für die Zukunft unseres Planeten: Sie liefern nicht nur viel Energie, sondern sind auch bescheiden: "Interessant ist bei den Insekten, dass der Flächenbedarf, Energie, Wasserbedarf besser ausfällt im Vergleich zur konventionellen Tiermast. Die Wachstumsgeschwindigkeiten der Insekten sind extrem. Die Futtermittelquellen sind vielfältig. Insekten sind nicht so anspruchsvoll wie andere Nutztiere", erklärt Wedwitschka.
Nachhaltiges Futter auch für die Insekten selbst
Stichwort Futter. Damit die Larven dick und rund werden, füttert man sie mit nährstoffreichem Getreideschrot. Aber das geht besser, findet Harald Wedwitschka, denn genau hier setzt seine Forschung an. Sie versucht, Reststoffe aus Abwässern, Getreide, Stroh oder Wasserpflanzen als Insektenfutter nutzbar zu machen.
In manchen Fällen müssen wir überlegen, ob wir das Material vorbehandeln müssen, damit das für die Insekten möglichst schmackhaft wird. Hier arbeiten wir mit einer Zuckerrübenblattsilage. Das Material wäre in der Form ganzjährig lagerfähig.
Das Futter für die Maden muss also nicht extra angebaut werden. Aber in den kleinen Tierchen steckt noch mehr. Harald Wedwitschka interessiert sich auch für ihre Überreste und untersucht, wie sich der Reststoff aus der Insektenfarm für Biogasproduktion nutzen lässt. Ein toller Kreislauf: Die Maden fressen Abfälle, verwandeln sie in Eiweiß, das dann wiederum andere Tiere fressen und was übrig bleibt, wird zu Energie.
Schmierstoffe für die Industrie
Tiermehl aus Insekten wäre auch nur ein mögliches Produkt. Aus den Fetten könnten erdölbasierte Schmierstoffe in der Industrie ersetzt werden. Aber bis dahin liegt noch ein langer Weg vor dem Forscher: "Insektenforschung ist noch relativ neu. Derzeit ist es eher ein Nischenthema. Erste große Industrieanlagen zur Insektenzucht sind in Planung oder schon in Betrieb, aber es ist noch sehr weit weg vom Stand der Technik. Ich hoffe, dass wir das Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft bis 2050 erreichen können als Industrieland und hoffe, dass ich mit meiner Forschung einen Beitrag dazu leisten kann."
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