Von Australien bis zur Schweiz Länder und ihre Corona-Apps

15. Mai 2020, 18:23 Uhr

In Deutschland wird noch über die Einführung einer App zum Nachverfolgen der Kontakte von COVID-19-kranken Personen diskutiert. Bisher wird dabei oft auf das Beispiel Südkorea verwiesen. Aber wie sieht es eigentlich in anderen Ländern mit so einer App aus? Hier finden Sie aktuelle Beispiel - von Australien bis Island.

Australien: zentrale App favorisiert

Das Land hat aktuell (15. Mai) laut Johns Hopkins University 7.019 gemeldete COVID-19-Fälle und liegt damit weltweit im Mittelfeld. Die Regierung um Premierminister Scott Morrison setzt auf eine zentrale Corona-App-Variante, bei der es allerdings Probleme bei der Kompatibilität mit iOS geben könnte - da das Apple-Betriebssystem momentan keiner App erlaubt, im Hintergrund permanent über Bluetooth Signale auszusenden.

Zudem gibt es Bedenken, ob die Privatsphäre bei der der zentralen Variante gewahrt bliebe. Am Ende der Pandemie sollen die Daten aber von den Servern gelöscht werden und auch während der Pandemie nicht für andere Zwecke verwendet oder anderen Behörden zur Verfügung gestellt werden, heißt es.

Corona App Australien
Australien favorisiert eine zentrale Corona-App-Variante, hier vor dem Parlament in Canberra. Bildrechte: imago images/AAP

Großbritannien: Tests auf der Isle auf Wight

Großbritannien ist sehr stark von der Corona-Pandemie betroffen: Derzeit verzeichnet das Vereinigte Königreich laut Johns Hopkins University die meisten COVID-19-Toten in Europa (33.693) sowie die drittmeisten Infizierten weltweit (234.441). Die Planungen für eine Corona-App sind deswegen schon relativ weit fortgeschritten, in der vergangenen Woche begannen Tests auf der Isle of Wight vor der Südküste Englands.

Wie in Australien handelt es sich bei der App um eine, die zentral die Daten speichert - und damit auch um eine mit vergleichbaren Problemen. Um diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wird in Großbritannien aktuell über eine dezentrale Variante nachgedacht.

Indien: Strafen bei Nichtnutzung

Indien liegt laut Johns Hopkins University mit 82.103 registrierten COVID-19-Fällen in den Top Ten der am stärksten von Corona betroffenen Länder weltweit - zudem dürfte die Dunkelziffer weitaus höher liegen. Die Regierung in Neu-Delhi hat eine bereits entwickelte Corona-App für die 1,3 Milliarden Bewohner des Landes zwar nicht vorgeschrieben, viele ihrer Unterorganisationen und auch Firmen verpflichten ihre Angestellten aber schon seit Längerem zum Nutzen der App.

Trotzdem waren die Abrufzahlen offenbar zu gering, weshalb nun etwa auch Bewohner von Corona-Hotspots zur Nutzung gezwungen werden. Bei Nichtbefolgen drohen Geld- oder sogar Haftstrafen. Daran und an der starken Einschränkung der Privatsphäre entzündete sich bereits viel Kritik.

Island: GPS statt Bluetooth

Die Insel im Nordatlantik ist mit 1.802 Fällen bei nur rund 360.000 Einwohnern relativ stark von COVID-19 betroffen. Vor wenigen Tagen konnten Islands Behörden aber erstmals verkünden: keine neuen Infektionen im Land. Island hat die Ausbreitung des Corona-Virus vorerst gestoppt. Geschafft haben die Isländer das mit Massentests, einem Kontakt-Verfolgungs-Team und einer App, die von mehr als der Hälfte der Bevölkerung freiwillig genutzt wird.

Die App mit dem Namen "Rakning C 19" verfolgt dabei nicht die Kontakte der Nutzer über Bluetooth nach, sondern übermittelt die GPS-Daten, wo eine Person sich aufgehalten hat. Diese Technik ist zwar ungenauer als Bluetooth, aber sogenannte "Contact Tracer" können so mögliche Ansteckungswege besser über Bewegungsprofile nachvollziehen - was allerdings auch wieder datenschutzrechtlich bedenklich ist. Zudem ist offenbar auch der Nutzen gering.

Schweiz: App quasi fertig, aber noch nicht verfügbar

Die Schweiz ist mit 30.463 an Erkrankten und 1.872 Toten relativ stark von der Corona-Pandemie betroffen. Eine eigene App, die auf der dezentralen DP3T-Technik basiert, sollte eigentlich schon fertig sein - wurde nun auf den Frühsommer verschoben. Der Grund dafür sind politische Debatten. Aktuell durchlaufe die App noch eine Testphase, sei aber quasi fertig, so der an der Entwicklung beteiligte Professor für digitale Epidemiologie, Marcel Salathé.

smc/cd

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