Leipziger Studie Arme Kinder schlafen schlechter

14. November 2018, 14:21 Uhr

Schlafstörungen betreffen nicht nur Erwachsene, auch Kinder sind immer häufiger davon betroffen. Eine Studie der Uni Leipzig hat herausgefunden, dass besonders Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen betroffen sind. Woran das liegen könnte? MDR-Wissen-Redakteurin Karolin Dörner hat nachgehakt.

Ein kleines Kind liegt mit einer Katze auf dem Bett und schläft. 4 min
Bildrechte: imago images / Westend61

Wer kennt nicht die Diskussion mit dem Nachwuchs: Nein, ich bin noch gar nicht müde. Nur noch fünf Minuten. Ich will noch nicht schlafen! Bei Jugendlichen ist das dann eher andersrum: Raus aus der Kiste! Musst du denn auch bis fünf Uhr morgens feiern? Das, liebe Eltern, ist noch keine Schlafstörung. Eine Störung oder eine Auffälligkeit wird es dann, wenn das Kind beginnt Schaden zu nehmen, erklärt Wieland Kiess:

Es ist nicht in Ordnung, wenn ein Kind in der Schule einschläft. Dann muss ich überlegen, ob es nachts zu wenig Schlaf bekommt.

Wieland Kiess, Direktor der Kinder- und Jugendklinik in Leipzig

Jedes fünfte Kind mit Schlafproblemen

In Deutschland hat jedes fünfte Kind die Tendenz für solche Schlafprobleme. Das belegt aktuell eine Studie der Uni Leipzig. Knapp 2.000 Kinder und Jugendliche wurden darin befragt - mit einem besorgniserregendem Ergebnis: Ob ein Kind gut schläft, hängt auch von seinem Sozialstatus ab. Herausgefunden hat das die Medizin-Studentin Christiane Lewien im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Uni Leipzig:

Es zeigte sich bereits bei Kindern der Trend, aber dann ganz deutlich bei Jugendlichen, dass diejenigen aus eher sozial benachteiligten Familien häufiger Schlafauffälligkeiten hatten.

Christiane Lewien, Leipziger Doktorandin

Ein Kind spielt unter der Bettdecke mit einem Smartphone
Spätes Daddeln beeinflusst den Schlaf von Kindern negativ. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Smartphones halten vom Einschlafen ab

Warum das so ist, darüber gibt die Studie keine Auskunft. Die aktuelle Schlafforschung aber liefert Ideen: Zum Beispiel bewegen sich Kinder aus sozial niedrigen Schichten weniger. Dafür nutzen sie häufiger und länger Medien, wie Smartphones und Fernseher. Das lenkt ab vom Schlafen, nach dem Motto: Nur kurz gedaddelt und schwups ist es Mitternacht. Auch das schade dem Schlaf, erläutert Wieland Kiess:

Wenn ich ein Buch lese, kann ich Blutdruck und Puls eher herunterfahren, als wenn ich mit dem Beantworten von schnellen Botschaften beschäftigt bin.

Wieland Kiess

Aber nicht nur das Verhalten der Kinder und Jugendlichen spielt eine Rolle, sondern auch ihre psychische Verfasstheit. "Studien zeigen, dass Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien mit viel mehr negativen Lebensereignissen konfrontiert sind und stärkere Sorgen haben", erklärt Christiane Lewien. Das halte einen dann vom Einschlafen ab.

Klare Regeln helfen

Wieso ist das so? Die Psychologie hat dafür einen Begriff geprägt: "Resilienz". Das bedeutet: Wie gut kommen Menschen mit Krisen, Stress und Störfaktoren klar. Das hängt auch von ihren Ressourcen ab, im Fall der Kinder von Einkommen und Bildung der Eltern.

Kinder haben umso mehr psychische Probleme, werden vielleicht auch langfristig psychisch krank, je niedriger das Einkommen der Eltern ist. Das wird sicher nicht am Geld alleine liegen, sondern einfach mit den Möglichkeiten, die mit Geld machbar sind.

Wieland Kiess

Man selbst kann einiges tun, um gesund zu schlafen: Ruhige dunkle Umgebung, runterkommen, Handy weg. Bei Kindern helfen klare Ansagen und Regeln: Jetzt wird geschlafen! Wer als Kind dann lernt oder besser gesagt nicht verlernt gesund zu schlafen, profitiert davon auch als Erwachsener.

cdi/kd

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 17. November 2018 | 09:20 Uhr

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