Digitalisierung der Landwirtschaft Smart Farming: Drohne im Weinbau, Blockchain-Technik für "gläserne Äpfel"

23. September 2021, 19:26 Uhr

Drohnen über Weinreben, Blockchain-Technologie für Produkt-Pässe: Das Projekt EXPRESS erforscht, wo und wie digitale Technik und Landwirtschaft zusammenpassen. Zwei Experimentierfelder sind in Sachsen.

Noch gehen digitale Technologien und Landwirtschaft nicht Hand in Hand, aber die Möglichkeiten sind enorm. Smart Farming nennt sich das Prinzip. Beim Projekt EXPRESS werden digitale Technologien in der Landwirtschaft und speziellen Pflanzentypen erprobt. Das Experimentierfeld zur datengetriebenen Vernetzung und Digitalisierung in der Landwirtschaft wird von der Uni Leipzig koordiniert. Themenfelder sind Wasserstress, Abiotik - also automatisierte Überwachung von Umweltfaktoren mit Hilfe von Sensortechnik - , die Verfolgbarkeit von Produktions- und Lieferketten und elektronische Krankenakten im Spezialpflanzenanbau.

Digitale Technik beim Pflanzenanbau

Mann mit Jackett und weißem Hemd
Wirtschaftsinformatiker Ingolf Römer Bildrechte: Fraunhofer IMW

Wie kann digitale Technik beim Pflanzenanbau helfen? Wirtschaftsinformatiker Ingolf Römer schildert, wie digitales Pflanzenmonitoring zum Beispiel bei Weinbergen per Drohne funktioniert: Drohnen sammeln mit unterschiedlichen Multispektral- oder Infrarotkamerasystemen Informationen über die Reben. IT-Systeme verarbeiten die Informationen und liefern der Winzerei dann grundlegende Informationen über die Gesundheit ihrer Pflanzen direkt aufs Tablet oder Smartphone. So können Pflanzenzustand oder Pflanzenkrankheiten im Weinberg erkannt werden. Drohnen lassen sich aber auch als Sprühdrohnen einsetzen, für den optimal angepassten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder Dünger.

Blockchain-Technik im Obstanbau?

Vor einem Weinberg stehen fünf Personen
Walter Beck und das EXPRESS-Team inspizieren die Trauben von verschiedenen Rebsorten. Bildrechte: Fraunhofer IMW

Aber der Einsatz neuer Technologien geht noch weiter, bis hin zur Blockchain-Technologie, bei der man bisher vermutlich eher an Digitalwährungen denkt. Das Prinzip des Datenspeichers, dessen Inhalte miteinander verknüpft und so Schritt für Schritt nachvollziehbar sind, lässt sich aus der digitalen Wirtschaftswelt auch auf die Herstellung von Produkten in der Landwirtschaft übertragen. Es ist sozusagen der Schritt zum "gläsernen Apfel", von dem wir beim Kaufen per Produktpass alles wissen könnten. Von der Pflanzung an alle Glieder der Wertschöpfungs- und Lieferkette: Infos zu Region, Erzeugern, Inhaltsstoffen, eingesetzten Düngemittel und mehr sind per Blockchain-Technologie registriert und abrufbar. Ob und wie weit das funktioniert, testen Universität Leipzig und der regionale Obstanbauer Obstland Dürrweitzschen AG ebenfalls innerhalb des Projekts EXPRESS.

Was hinter der Forschung steckt

Das Projekt EXPRESS gehört zu einem bundesweiten Forschungsverbund mit 14 Standorten, acht davon im Pflanzenbau, drei in der Tierhaltung und drei fachübergreifend. Überall werden digitale Technologien für die Landwirtschaft auf ihre Tauglichkeit getestet. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat von 2020 bis Ende 2022 dafür 50 Millionen Euro eingeplant.

Einblick in alle 14 Projekte gibt es hier.

(lfw)

Dorothée Heyde, Agrarwisenschaftlerin mit Kuh im Stall 5 min
Bildrechte: Marco Steinhoff
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