Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Biotechnologie Halle: Wie die Kunsthochschule neue Technologien erforscht
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06. November 2020, 12:12 Uhr
In Halle gibt es drei neue Labore. Hier sollen große Themen wie künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Biotechnologie erforscht werden. Jetzt die große Frage: Wo würden Sie die verorten? Vermutlich an naturwissenschaftlichen Fakultäten der Uni. Denkste! Die neuen Labore finden Sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein.
Leises Surren und Brummen erfüllt das neue Labor für Biotechnologie an der Burg Giebichenstein. Der Schüttelinkubator mischt stoisch eine grüne Flüssigkeit aus Algen in einem Glasgefäß. Wie man mit solchen Geräten umgeht, zeigt Biotechnologe Johann Bauernfeind - nicht ohne Stolz.
Wir sind eines der wenigen richtigen Biolabs in einer Kunsthochschule.
Das ist auch wenig verwunderlich. Ein Labor für Biotechnologie und Kunst - diese beiden Felder würde man nicht automatisch zusammenbringen. Und doch gibt es viele Berührungspunkte, weiß Johann Bauernfeind. Seit ungefähr sieben Jahren, sagt er, habe er mit Künstlern zu tun, die im Bereich Biokunst oder Biodesign arbeiten wollen und wissen wollten, wie Bauernfeind zum Beispiel Bakterien kultiviere, oder Biomaterialien, mit denen man arbeiten kann.
Es ist immer so eine Position, dass man als Künstler Bittsteller in der Wissenschaft ist. Man hat oft wenig Zugang und wenn man Zugang hat, ist es oft abhängig von den Wissenschaftlern.
Mikroorganismen für die Kunst
Im Bio-Lab ist das jetzt genau umgekehrt. Hier steht Bauernfeind mit einer Kollegin, einer promovierten Biologin bereit, um den Studierenden alle Fragen zu beantworten. Was soll aber eine Künstlerin oder ein Designer hier überhaupt erfahren wollen? Eine erste Vorstellung wartet aufgereiht auf den Labortischen:
Angefangen von Bioplastik, die rein mikrobiologisch gewonnen wird, über Halstonia, eine Bakterie, die diesen Kunststoff selber in ihrer Zelle anhäuft, der dann geerntet und gereinigt wird. Oder womit wir uns auch sehr stark beschäftigen: Mikroorganismen, die beispielsweise rote Pigmente bilden.
Damit sind wir schon beim nächsten Thema. Das nächste Labor wartet - im Nachhaltigkeitslabor ist es ganz still. Hier finden sich Regale mit ganz unterschiedlichen Materialien. Es gibt keine Werkzeuge und Geräte. Hier werden schließlich auch keine Experimente durchgeführt.
Bei uns ist es ein bisschen abstrakter. Bei uns geht es auch darum, wissenschaftliches Arbeiten im Zusammenhang mit Material, Umwelt und Nachhaltigkeit zu vermitteln, also wie sucht man nach einem Paper mit der Fragestellung, mit der man sich gerade beschäftigt.
Zusammen mit Ina Thurinsky, einer Industriedesignerin, leitet Henning Francik das Labor. Hier treffen personifiziert Kunst und Gestaltung auf Wissenschaft. Los geht's ab diesem Semester mit Erde. Die liegt auf dem Tisch in Petrischalen. Es geht um die Frage: Worauf stehen wir da eigentlich? Studierende sollen das große Ganze überblicken und nicht nur Materialien durch vermeintlich bessere austauschen.
Im Technik-Labor
Wenn es um technische Fragen geht, muss man ein Labor weiter. Das neue Labor für Robotik und Künstliche Intelligenz erkennt man eindeutig am Roboterarm, der zentral auf dem Tisch platziert ist. Im Hintergrund surren die 3-D-Drucker. Hier stehen der Architekt Simon Maris und die Künstlerin und Computerwissenschaftlerin Alexa Steinbrück bereit für Starthilfe:
Wenn Studierende zu uns kommen und sagen: Ich will ein Modell bauen, das erkennt, wenn ein Stuhl umfällt! Dann können wir sagen: Ja, das ist möglich! Oder: Nein, das ist schwierig. Also eine Komplexitätseinschätzung. Wir können sagen: Ja, das kannst du machen, wenn du dir diese Tutorials durchliest.
Was sie damit anfangen können, zeigt ein Beispiel des Künstlers Memo Akten. Auf einem Bildschirm im Hintergrund laufen seine Videos.
Was man links sieht ist das Inputkamera-Bild und rechts ist das Bild, was ein neuronales Netz ausgibt, was trainiert wurde auf Bilder, in dem Fall auf Blumen.
Was man sieht ist eine Hand, die Alltagsgegenstände, wie Schlüssel ins Bild legt. Rechts werden die Bewegung und die neuen Objekte in Blumenbilder übersetzt. Ein Spiel aus Farbe und Bewegung. So könnte sie aussehen, die Mischung aus Kunst und Technik. Und ganz nebenbei entstehen so neue Werkzeuge und Materialien in den neuen Laboren der Kunsthochschule Halle.
Opening Syposium für alle im Stream
Am 6. November geben die BurgLabs mit dem Opening Symposium einen ersten Einblick, welche Möglichkeiten diese neuen interdisziplinären Plattformen an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bieten. Die Teilnahme ist kostenfrei. Hier können Sie sich die Veranstaltung live anschauen.
Mehr über die Burg-Labs finden Sie hier.
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