Krankheit "Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation" Was steckt hinter dem Phänomen "Kreidezähne"?
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28. Oktober 2021, 15:56 Uhr
Sie äußern sich durch gelbliche Verfärbungen und eine hohe Schmerzempfindlichkeit: sogenannte Kreidezähne. Diese werden bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger diagnostiziert, medizinisch heißt die Krankheit Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Neben älteren Vermutungen, ob eventuell Umwelteinflüsse, Vitamin-D-Mangel, Frühgeburten oder Kaiserschnitte eine Rolle spielen könnten, gibt es jetzt einen neuen Verdacht: frühe Antibiotika-Verschreibungen.
Die MIH hat inzwischen bundesweit die Karies bei Kindern verdrängt. In Deutschland leiden rund 450.000 Kinder an Kreidezähnen, erklärt Heike Lucht-Geuther, Zahnärztin und Vorstandsmitglied der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Brandenburg. Dabei steht die Erforschung der Ursachen noch am Anfang. "Zum Beispiel wurde lange Zeit eine Kunststoffexposition als Ursache angesehen", so Lucht-Geuther. "Daneben werden Umwelteinflüsse und Erkrankungen diskutiert, bis hin zu der Frage, ob eine Frühgeburt oder ein Kaiserschnitt stattfand."
Eine heiße Spur könnte der Zusammenhang von MIH mit Antibiotika-Verschreibungen sein.
Zähne kommen schon erkrankt aus dem Kiefer
Neueste Studien haben gezeigt: Kinder mit MIH haben bis zu ihrem vierten Lebensjahr rund zehn Prozent mehr Antibiotika bekommen, als Kinder ohne Kreidezähne. Doch andere Kinder wiederum hätten nie ein Medikament erhalten und dennoch Kreidezähne, wie die Berliner Zahnärztin Alexandra Wolf erläutert: "Das Problem bei der MIH ist, dass wir die Erkrankung erst dann sehen, wenn die Zähne in den Mund eintreten, also ungefähr im Alter von sechs bis sieben Jahren. Doch die Ursache liegt bereits Jahre zurück. Nämlich meistens um die Geburt und die ersten ein bis zwei Lebensjahre. Von daher können Antibiotika ein Grund sein, müssen es aber auch nicht."
Die Behandlung ist individuell. Manche Kreidezähne schmerzen nicht und müssen nur remineralisiert werden. Andere hingegen sind nicht mehr zu retten. Beide Zahnärztinnen betonen, dass die Eltern nichts falsch gemacht haben. Es liegt beispielsweise nicht an mangelnder Mundhygiene, die Zähne kommen schon erkrankt und verfärbt aus dem Kiefer. Weder der Verzicht auf Zuckerkonsum noch regelmäßiges Zähneputzen könnten eine MIH verhindern, erklärt Heike Lucht-Geuther. So bleibt nur zu hoffen, dass bald die Ursache der Kreidezähne erkannt wird.
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