Dresdner Forschung Immuntherapie gegen strahlungsresistente Tumore
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16. Juni 2020, 14:48 Uhr
Etwa 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Krebs. Besonders schwer zu behandeln sind Tumore, die sogar gegen Bestrahlung resistent sind. Dagegen können Mediziner eine spezielle Immuntherapie einsetzen – mit schweren Nebenwirkungen. Das wollen Forschende des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam nun ändern.
Die Diagnose Krebs trifft fast jeden wie einen Schlag. Während Betroffene die Nachricht noch verarbeiten, planen Mediziner schon die Therapie. Die besteht je nach Stadium der Krankheit aus drei Säulen: Chemotherapie, Operation und Bestrahlung. Doch nicht immer wirkt die Bestrahlung, erklärt Professorin Dr. Mechthild Krause, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden:
Es gibt viele Tumoren, die nach einer Therapie wieder wachsen. Diese wieder wachsenden Tumore entstehen im Prinzip dadurch, dass die Tumore auf die Therapien wirklich individuell unterschiedlich reagieren. Manche sprechen an, manche nicht. Das liegt an Resistenzfaktoren, die wir in vielen Bereichen noch gar nicht kennen.
Vor einigen Jahren fanden Mediziner dann einen neuen Ansatz: Statt mit Strahlung sollten die Krebszellen durch eine gezielte Immuntherapie abgetötet werden. Körpereigene Immunzellen wurden gewissermaßen aufgerüstet. Mit einem Rezeptor, der die Krebszellen für die Immunzellen sichtbar macht, erklärt Professor Dr. Michael Bachmann, Direktor am Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf:
Das wird dann von diesem Rezeptor erkannt. Dadurch wird die Immunzelle aktiviert und bringt die Tumorzelle um.
Die Immunzellen sind so in der Lage die Krebszellen anzugreifen. Das Problem dabei war aber oft, dass die aufgerüsteten Immunzellen derart gegen den Krebs wüteten, dass der ganze Körper darunter litt. Dieser verheerende Kampf gegen den Krebs war nicht mehr zu kontrollieren, sagt Bachmann:
Man muss sich das vorstellen wie ein Auto. Das wird eingeschaltet. Der Motor läuft. Und dann kann man die Immunzelle nicht mehr lenken, man hat keine Bremse, man kann sie weder ein- ausschalten, noch regulieren.
Dadurch gibt es das Risiko, dass schwerwiegenden Nebenwirkungen entstehen. Fieber, Müdigkeit oder auch Organversagen. Die Wissenschaft war also auf der Suche nach einem Lenkrad, einer Bremse oder einer anderen Möglichkeit, diese Therapie zu steuern. Die Lösung war schließlich: Eine Brücke. Die Immunzellen werden statt mit Rezeptoren mit Brücken ausgestattet. Die erkennen die Krebszellen. Sie lösen den Angriff der Immunzellen aus. Damit aber nicht alles außer Kontrolle gerät, sind diese Brücken vor allem vergänglich, erklärt Bachmann:
Da dieses Brückenmolekül klein ist, wird der Wirkstoff ausgeschieden, wie wenn Sie Aspirin nehmen bei Kopfschmerzen. Je flotter der ausgeschieden wird, umso besser können wir das ein- und ausschalten.
Die Brücken verschwinden wieder. Die Immunzelle reagiert nicht mehr auf die Krebszellen. Hat der Patient nun Nebenwirkungen gezeigt, kann die Therapie an dieser Stelle abgebrochen werden. Wenn nicht, dann können noch weitere Immunzellen mit Brücken gegen den Krebs eingesetzt werden. So zumindest die Ergebnisse im Labor mit Reagenzglas und Mäuse-Experiment. Doch ehe diese Therapie tatsächlich am Menschen angewandt werden kann, werden noch viele Jahre vergehen. Immerhin: Alleine um das Brückenmolekül zu bauen, brauchten die Forscher vom Helmholz-Zentrum zwei Jahre.
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