Körperhaltung bei Schülern Power Posing – "Kopf hoch" hilft wirklich beim Lernen!

19. Mai 2020, 09:36 Uhr

Eine selbstbewusste Körperhaltung wirkt sich nicht nur positiv auf Erwachsene auf, sondern funktioniert auch bei Kindern und könnte helfen, Schulleitstungen zu verbessern – zumindest kurzzeitig. Das hat ein Forscherteam an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) herausgefunden.

Ein Schüler mit blauem Hemd und gelber Hose sitzt auf einem Stuhl vor einer weißen Ziegelwand und meldet sich. Gestreckte Körperhaltung, Kopf nach oben gerichtet, freudiges Gesicht.
Bildrechte: imago images / Panthermedia

Möglicherweise hat Ihnen jemand vor einem Einstellungsgespräch oder einer mündlichen Prüfung schon einmal folgenden Tipp gegeben: Auf dem Stuhl sitzend Arme hinterm Kopf verschränken, Hintern nach vorn, Beine breit – und ein paar Minuten so sitzen bleiben. Die Prüfungsaufgaben lösen sich auch danach zwar nicht von alleine – aber Sie sehen nicht nur selbstbewusster aus, sondern sind es auch.

Kinder ab 5 können Posen interpretieren

Anderes Beispiel, und zwar eines, das Sie unterlassen sollten: Arme vor dem Körper verschränken, krummer Rücken – das körperliche Sinnbild schlechthin für Unsicherheit. Dass das auch bei Kindern der Fall ist, hat jetzt eine Forschungsgruppe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg herausgefunden.

Power Posing, so nennt die Wissenschaft die Auswirkungen von Körperhaltungen auf die Psyche. "Power Posing ist nonverbaler Ausdruck von Macht. Es geht um sehr plakative Gesten und Veränderungen der Körperhaltung", sagt Robert Körner vom Institut für Psychologie in einer Mitteilung der MLU. Und weiter: "Kinder sind ab einem Alter von fünf Jahren durchaus in der Lage, die Körperhaltung von anderen zu erkennen und zu interpretieren."

Einnehmende Haltung gut im Schulkontext

Bessere Laune und ein höheres Selbstwertgefühl – das sind zwei Faktoren, die für Kinder im Schulalltag durchaus Unterstützung liefern können. Die Forschenden haben dazu zwei verschiedene Gruppen mit insgesamt über hundert Viertklässlern gebeten, jeweils unterschiedliche Haltungen einzunehmen: Die einen eben so, wie man sich eine raumeinnehmende und selbstbewusste Pose vorstellt, die anderen gekrümmt. Mit dem Ergebnis, dass die erste Gruppe tatsächlich besser gelaunt und selbstbewusster war. "Besonders auffällig waren die Effekte bezogen auf Fragen, die den Schulkontext betrafen. Hier wirkte sich das Power Posing besonders vorteilhaft auf den Selbstwert der Kinder aus", so Robert Körner. Der Psychologe schlägt vor, dass Lehrkräfte hier künftig ein Augenmerk drauf haben könnten.

Kurze Dauer, keine Tiefenwirkung

Allerdings, und das ist der Knackpunkt, sind die Auswirkungen der Körperhaltungen nur von kurzer Dauer. Sie lösen vor allem keine tieferliegenden psychologischen Probleme. Auch Effekte auf den Hormonhaushalt aus anderen Studien konnten nicht bestätigt werden. Dort ist sogar von verändertem Verhalten wie erhöhter Risikobereitschaft die Rede. Das konnten dei Forschenden in Halle nicht bestätigen. Aber zumindest wissen Sie dank der Studie jetzt, welche Haltung Sie Ihrem Kind vor dem nächsten Referat ans Herz legen sollten.

Die Studie ist unter dem Titel "Starke und selbstbewusste Kinder durch expansive Körperhaltungen? Eine vorregistrierte Studie von Viertklässlern" in "School Psychology International" erschienen.

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