Eine Europakarte mit dem Nordatlantik auf der linken Seite, dort ein rotes "H" als Symbol für Hochdruckgebiet in dem im Uhrzeigersinn drehende Pfeile die Windrichtung anzeigen.
Das Hoch über den Anzoren ist ein stabiles Klimaphänomen, das neben dem Islandtief das Wetter in Europa bestimmt. Bildrechte: MDR Wissen

Fehlende Niederschläge Klimawandel verstärkt Azorenhoch – Spanien und Portugal trocken wie nie

05. Juli 2022, 15:02 Uhr

Spanien und Portugal verzeichnen aktuell die geringsten Niederschläge in den vergangenen 1.000 Jahren. Eine neue Klimasimulation zeigt die Ursache: Das Azorenhoch wurde durch menschliche CO2-Emissionen stark vergrößert.

Im allabendlichen Wetterbericht ist das Azorenhoch eine Art Dauerberühmtheit. Abwechselnd mit dem Islandtief bestimmt es das Wetter in Westeuropa. Im Gegensatz zu seinem nördlichen Konterpart sorgt das Azorenhoch vor allem für Sonnenschein und Wärme. Doch das könnte unter den stärker werdenden Bedingungen des Klimawandels ein Problem werden. Eine neue Simulation zeigt, dass das Azorenhoch seit Beginn der Industrialisierung deutlich gewachsen ist und vor allem in Südeuropa zu der stärksten Trockenheit seit 1.000 Jahren führt.

Wachsendes Azorenhoch führt zu Dürre in Spanien – Wein- und Olivenbau existenziell bedroht

Strand Praia de Santa Barbara bei Ribeira Grande, Insel Sao Miguel, Azoren.
São Miguel ist die größte Insel der Azoren. Über der Inselgruppe im Atlantik liegt das Zentrum des danach benannten Azorenhochs. Bildrechte: imago images/imagebroker

Seinen Namen hat das Azorenhoch von der Inselgruppe im Atlantik, über der sein meist stabiles Zentrum ruht, während es die Luftmassen im Uhrzeigersinn darum bewegt und vor allem trockene, heiße Luft in das westliche Mittelmeer führt, also vor allem auf die iberische Halbinsel und damit nach Portugal und Spanien.

Eine neue Modellierungsstudie von Caroline Ummendorfer und Kollegen vom Woods Hole Institut für Ozeanographie hat die Entwicklung dieses Hochdruckgebiets in den vergangenen 1.200 Jahren nachgestellt. Demnach nimmt das Hoch seit bald 200 Jahren an Größe zu und lässt vor allem seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Niederschläge zurückgehen.

Fielen früher im Durchschnitt 732 Liter Regen pro Quadratmeter auf die Halbinsel – 40 Prozent davon während der Wintermonate – so verringerten sich diese Niederschläge seit den 1950er-Jahren um fünf bis zehn Liter alle zehn Jahre. Bis zum Ende des laufenden Jahrhunderts erwarten die Forschenden einen weiteren Rückgang der Niederschläge um zehn bis 20 Prozent, was vor allem für die Landwirtschaft, unter anderem den Olivenanbau, zur Existenzbedrohung werden könnte.

Trockene Hitze führt zu Gletscherabsturz in Italien

Die Autoren erwarten einen Rückgang der Olivenproduktion um 30 Prozent bis 2100. Noch dramatischer sind die Vorhersagen für Weinbauern. Ihre Ernte könnte gebietsweise bereits bis 2050 vollständig zusammenbrechen, weil Wassermangel Weinbau praktisch unmöglich macht. Sollte der CO2-Ausstoß weitergehen, dürfte sich auch das Azorenhoch weiter ausdehnen, erwarten die Wissenschaftler.

Marmolada Gletscher
Am Marmolata-Gipfel brach am ersten Juli-Wochenende ein Gletscher auseinander. Die anschließende Lawine tötete mindestens sieben Menschen. Bildrechte: IMAGO / Xinhua

Dabei dürften sich die Folgen nicht allein auf Spanien beschränken. Auch Italien spürt derzeit die Konsequenzen eines sehr warmen und trockenen Winters, bei dem in den italienischen Alpen kaum Schnee gefallen ist und die vorhandenen Eisflächen und Gletscher weiter abschmolzen. Am Sonntag brach in den Dolomiten ein größeres Stück eines Alpengletschers ab und stürzte mit einer Gerölllawine ins Tal. Mindestens sieben Menschen kamen dabei ums Leben.

(ens)

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