MDR KLIMA-UPDATE | 1. Dezember 2023 Europa hat nen Plan. Na immerhin!
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Ausgabe #117 – von Florian Zinner
01. Dezember 2023, 11:06 Uhr
Die EU hat einen Fahrplan, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Wie sieht der aus? Und reicht das?
Guten Tag zusammen,
ich bin mir ehrlicherweise nicht ganz im Klaren, wie sehr Joghurtbecher eigentlich noch dem kulinarischen Zeitgeist entsprechen – Kuh, pflanzlich, ganz egal. Jetzt nicht wegen des Plastikmülls, sondern so vom grundsätzlichen Konzept her. Aber wenn es um Joghurtbecher geht, lassen sich Menschen zumindest in zwei verschiedene Typen unterscheiden: Diejenigen, die einfach auslöffeln und es dabei gut sein lassen. Und diejenigen, die länger als sie löffeln wie verrückt am Boden herumkratzen, um auch das letzte bisschen herauszubekommen und ein sauberes Becherchen zu hinterlassen.
Es soll Familien geben, bei denen das am Abendbrottisch zum Wettbewerb ausartet. Doch so emsig nun alle mit ihrem Löffel schaben, so ganz bekommt den letzten Rest ohnehin niemand raus. In der Klimapolitik – und hier ist es ratsam – zählt die EU zu der Seite, die nicht nur auslöffelt, sondern auch auskratzt. Auf der Weltklimakonferenz, für die diese Woche in Dubai der Startschuss fiel, geht es darum, sich gegenseitig nicht nur gehörig zu motivieren, die Suppe, äh, den Joghurt, auszulöffeln, sondern so richtig auszukratzen. Für den Großteil des CO2 gibt es in Europa immerhin schon einigermaßen vielversprechende Ansätze. Welche das sind, lassen wir diese Woche noch mal rekapitulieren.
Um ihre ambitionierten Ziele erreichen zu können – Netto-Null-Emissionen bis 2050 und ab dann negative Emissionen –, muss es die EU aber schaffen, ihren CO2-Becher bis in die letzte Ecke auszuleeren. Auch dafür gibt’s schon Ideen. Aber erstmal zur Zahl der Woche.
🌍✋ Stopp! Mediatheks-Tipp passend zur Weltklimakonferenz: In unserer neuen Doku Drama Klimaschutz macht sich ein Rechercheteam auf die Suche nach den Gründen, warum Wissenschaft und Proteste immer noch scheitern und so wenig beim Klimaschutz passiert. Mit dabei: Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif.
#️⃣ ZAHL DER WOCHE
1,7
… Grad Celsius ist Deutschland seit 1881 wärmer geworden. Das geht aus dem deutschen Monitoringbericht zur Klimaanpassung hervor. So hätte sich die Lufttemperatur aufgrund der immer häufigeren Rekordhitzewellen der vergangenen Jahre stärker erwärmt als im globalen Durchschnitt, wo die Erwärmung bei 0,6 Grad liegt. Damit gehen hohe Wasserverluste einher – mehr dazu im Meldungsteil dieses Newsletters.
ZEIT FÜR HAUSAUFGABEN
Die Ziele sind schon mal klar: Fit for 55 – also eine Reduktion der Treibhausgase um 55 Prozent – bis 2030. Netto-Null Treibhausgase bis 2050. Und dazwischen irgendwas dazwischen. Europas* Ambitionen, als erster Kontinent und als erste Volkswirtschaft klimaneutral zu werden, sind tüchtig. Und offenbar gar nicht mal so realitätsfern, wie Unken rufen könnten. "Insgesamt ist es so, dass ich denke, dass die EU relativ fortschrittliche Positionen hat, mit denen sie in die Verhandlungen geht, wenn man sich das im globalen Kontext anguckt", sagte Lambert Schneider vom Öko-Institut in Berlin vergangene Woche auf einem virtuellen Podium des Science Media Centers mit Ausblick auf die Weltklimakonferenz in Dubai. "Ich denke, dass die EU schon auf verschiedenster Ebene eine wichtige Rolle spielen und Einfluss ausüben kann."
Es ist also nicht nur so, dass die Welt mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung EU und ihre Industrienationen zeigt, sondern Europa auch selbst den Zeigefinger ausstrecken könnte: In Richtung der eigenen Maßnahmen, um die hochgesteckten, aber indiskutablen Ziele zu erreichen.
Was braucht es für Netto-Null?
Dazu zählt die Dekarbonisierung des Energiesektors. Bis 2040 müsste das vollständig passieren, um die Klimaziele kosteneffizient zu erreichen, zu dem Schluss kommt eine neue umfassende Studie, die sieben verschiedene (ökonomische) Modelle vergleicht, die CO2-Reduktionspfade der EU bewerten. Außerdem hilfreich wäre eine Deckung des Energieverbrauchs durch Strom zu einem Drittel im Jahr 2030. Klingt nicht viel? Nun, letztes Jahr waren in Deutschland erst zwanzig Prozent der Energie elektrifiziert.
Eine der großen Maßnahmen, die lästigen Treibhausgase loszuwerden, ist der europäische Handel mit Emissionszertifikaten (ETS), zum Beispiel an der Europäischen Energiebörse EEX in der Leipziger Stadtmitte. Das Recht, Emissionen zu erzeugen, müssen sich Unternehmen durch die Zertifikate erkaufen, ungenutzte Zertifikate können an Unternehmen verkauft werden, die etwas schmutziger unterwegs sein wollen oder müssen. Das System hat in der Vergangenheit so seine Tücken offenbart, zu viele Zertifikate wurden kostenfrei verteilt. Letztendlich war nicht immer der Anreiz gegeben, Emissionen einzusparen, sondern mit den Zertifikaten Geld zu verdienen. Immerhin ist das System in eine neue Phase gestartet: So soll mit CBAM nicht nur eine Art CO2-Zoll eingeführt werden, der verhindern soll, dass Grenzwerte durch Auslandsimporte umgangen werden. Teil der neuen Phase ist auch eine Reduzierung der Emissionshöchstgrenzen, neue Regeln für Luft- und Schifffahrt und ETS-2, der Emissionshandel für Gebäude und Verkehr.
Um die EU-Klimaziele zu erreichen, müssen zudem die Mitgliedsstaaten ihre Hausaufgaben machen und die Emissionen vor allem in den Sektoren Landwirtschaft, Gebäude und Verkehr reduzieren. Um die Hälfte bis 2040, zu dieser Handlungsempfehlungen kommen die Autorinnen und Autoren der eingangs genannten Studie. Ihr Vergleich ökonomischer Modelle zeigt auch, dass der wissenschaftliche Konsens, erneuerbare Energie auszubauen, auch wirtschaftlicher Konsens ist – und damit ein günstiger Weg. Es ist davon auszugehen, dass dieser Weg in Zukunft noch günstiger wird, fürs europäische Geldsäckel, da zu erwarten ist, dass die Kosten insbesondere für Wind und Sonnenenergie weiter sinken werden. Hinzu kommen zu erwartende Fortschritte bei den Speicherlösungen, zum Beispiel durch Umwandlung in Wasserstoff oder Fortschritte in der Batterietechnologie.
Kernenergie nur noch aus Nüssen?
Nach neuerlicher EU-Taxonomie gilt auch Atomkraft als nachhaltig. Eine Handlungsempfehlung zum Thema Kernenergie gibt es seitens der Forschenden allerdings nicht, obgleich sie in den berücksichtigten Modellen nach wie vor Teil des europäischen Strommixes ist. Zwar kann Kernenergie unter Umständen einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, ist aber nicht der Heilsbringer, für die sie von einigen Befürwortenden gehalten wird, auch abseits der Debatte um mögliche Reaktorunglücke und die Frage, wo der strahlende Müll eigentlich bis in alle Ewigkeit liegen soll. Vor allem ist es auch die geringe Effizienz, darauf verweist Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
So müssten die alten europäischen Reaktoren bald ausgetauscht werden, Neubauprojekte verzögern sich und explodieren in ihren Kosten. Insgesamt ist der Planungshorizont zu lang, um für eine schnelle Emissionsreduktion herzuhalten. "Gleichzeitig werden Wind- und Solarstromanlagen immer billiger und können viel schneller gebaut werden", so Luderer, der Kernenergie als "hochgradig unplausibel" einstuft. Dem pflichtet der Energiesystemanalytiker Patrick Jochem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bei. Der hohe Anteil an schwankender Sonnen- und Windenergie würde dazu führen, dass AKWs nicht ständig unter Volllast gefahren würden und damit zu "deutlich höheren Stromgestehungskosten der nuklearen Anlagen führen und diese damit unwirtschaftlicher machen". Mittlerweile rückt sogar die Atomkraftnation Frankreich perspektivisch vom Glauben an die Kernspaltung ab – bis 2040 soll diese Art der Energiegewinnung deutlich reduziert werden. Auch angesichts klimawandelbedingter Hitze und des Mangels an (Kühl-)Wasser eine nachvollziehbare Entscheidung.
Negative Emissionen: Die Liebe zum Detail
Zwischenfazit: Der Emissionshandel wird also Stück für Stück zielführender. Grüner Strom wird billiger und schneller ausgebaut. Und die Energienutzung elektrifiziert und effizienter. (Mit dem E-Auto von Eisenach nach Görlitz durchziehen? War vor ein paar Jährchen noch graue Theorie statt potenzieller Praxis.) Klingt alles gut, aber: "Es gibt unvermeidliche Restemissionen, insbesondere aus der Landwirtschaft, bestimmten Industrieprozessen und möglicherweise auch aus dem Flugverkehr", sagt Gunnar Luderer vom PIK. "Eine gewisse Menge an Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, insbesondere auch in Kombination mit Biomasse, wird notwendig sein, um diese Restemissionen zu kompensieren." Luderer meint BECCS, eine weitere einschüchternde Abkürzung der EU-eigenen Vokabelmanufaktur, deren Erzeugnisse ich Ihnen bis jetzt so gut es geht erspart habe. Es geht im Grunde um eine technische Lösung, mit der Restemissionen aus der Atmosphäre geholt werden. Da solche Techniken auf der Weltklimakonferenz eine Rolle spielen werden, haben wir vergangene Woche schon mal einen Blick darauf geworfen. BECCS ist eine der Möglichkeiten, CO2 aus der Atmosphäre zu bekommen, danach einzulagern und kombiniert dieses Verfahren mit Energieerzeugung.
Der anfangs genannten Studie zufolge, könnte BECCS künftig eine größere Rolle spielen, um Netto-Null zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Um zu verstehen, was da genau in eine fesche EU-Abkürzung gegossen wurde, zerlegen wir sie einfach. BE steht für Bioenergie, also Energie aus Biomasse. Nachwachsende Rohstoffe wie Bäume und Energiepflanzen können in ihrer Wachstumsphase CO2 aufnehmen. Werden diese Rohstoffe geerntet und verbrannt, wird Energie erzeugt. CO2 aus der Verbrennung ist klimaneutral, weil die genannten Pflanzen CO2 aufnehmen und speichern, Öl und Erdgas tun so etwas hingegen nicht. Es gelangt also kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre. Nun zum zweiten Teil der Abkürzung, CCS. Das steht für Carbon Capture and Storage, also das Einfangen und Speichern von CO2. In qualifizierten Kreisen spricht man von "CO2-Abscheidung". Das bedeutet, dass das CO2 bei der Verbrennung nicht wieder zurück in die Atmosphäre emittiert wird, sondern herausgefiltert und schließlich gelagert wird, zum Beispiel im Meeresboden.
Darauf ein BECCS?
Das Verfahren klingt, Sie kennen dieses Gefühl, etwas zu einfach, um eine anstandslos gute Lösung zu sein und bringt allerhand Probleme mit sich, die zum Teil schon aus der Biospriterzeugung bekannt sind: Mit dem Anlegen von Plantagen für Bäume und Energiepflanzen geht eine erhöhte Landnutzung einher. Werden dafür Flächen verwendet, die zur Erzeugung von Nahrungsmitteln vorgesehen sind, kann sich das auf die Lebensmittelpreise auswirken. Neue Flächen hingegen zerstören unberührtes Land und wirken sich, sofern es sich um Monokulturen handelt, negativ auf die Biodiversität aus. Das Verfahren geht zudem mit einem hohen Wasserverbrauch für die schnell wachsenden Energiepflanzen einher, zudem entstehen Emissionen durch den Abbau und Transport. Und wenn man nicht aufpasst, dann wandert die Plantage in ein Ökosystem ein, das eigentlich von Natur aus eine CO2-Senke ist. Sprich: Ein Biomassefeld auf einem trockengelegten Moor wäre mit Sicherheit nicht im Sinne der Erfindung.
CCS, das Abscheiden von CO2, ist auch ohne die Verbrennung von Pflanzen denkbar, sondern kann auch in fossilen Kraftwerken zum Einsatz kommen. Problem: Das Verfahren könnte diese Energiegewinnung künstlich am Leben halten und den Weg für Erneuerbare ausbremsen. Zudem bestehen offene Fragen hinsichtlich Sicherheit und Langzeitwirkung bei der Einlagerung im Boden.
BECCS, CDR, DAC: Lasst den Männern halt ihre Technik
Etwas anderes ist da der artverwandte, aber keinesfalls gleichzusetzende Ansatz CDR. CDR steht schlichtweg für Carbon Dioxide Removal, also CO2-Entfernung, und zielt genau auf das Szenario ab, dass der Joghurtbecher zwar schon gut ausgekratzt ist, der Rest eben einfach nicht raus will. Hier könnten technische Lösungen wie DAC – Direct Air Capture, direktes Lufteinfangen – helfen, sich dem überschüssigen CO2 zu entledigen, indem man es gewissermaßen aufsaugt. Eine Speicherung im Boden – wie es derzeit schon in Versuchsanlagen, zum Beispiel in Island, praktiziert wird – ist aber auch dann notwendig, um negative Emissionen zu erreichen. CO2 einsammeln und einlagern – das ist im Grunde das, was Wälder auch tun. Für Klimaneutralität hingegen bietet es sich auch an, das eingesammelte CO2 in Brennstoffe umzuwandeln (das klappt schon!) oder als Rohstoff der Chemieindustrie zur Verfügung zu stellen.
Im Klima-Update zum Eco-Gender-Gap kam Inka Zimmermann vor einiger Zeit zu dem Schluss, dass man möglicherweise mehr Zustimmung bei Männern für Klimapolitik erreicht, wenn nicht Ethik im Vordergrund steht, sondern technischer Fortschritt. Das ist mit Sicherheit Auslegungssache, könnte aber im Umkehrschluss bedeuten: Den Männern Europas darf man die Idee der Technik, die uns vorm Klimakollaps bewahren wird, nicht absprechen, damit sie am Ball bleiben. Zumindest dafür sind BECCS und CDS ja schon mal gut.
* Uns ist klar, dass der Kontinent Europa und die Europäische Union nicht dasselbe sind. Wir verwenden die Begriffe in diesem Fall gemäß der Umgangssprache für mehr sprachliche Varianz dennoch synonym. Zugleich sind die klimapolitisch schwergewichtigen Industrienationen Europas mit Ausnahme Großbritanniens Mitglied der EU.
🗓 KLIMA-TERMINE
Montag, 3. Dezember – Hütscheroda bei Eisenach
Der BUND lädt im Wildkatzendorf Kids zu einem weihnachtlichen Bastelmittag und einer Nikolauswanderung über den Wildkatzenschleichpfad. Infos hier
Donnerstag, 7. Dezember – Freiberg
An der TU geht es in einem Vortrag um Widersprüche in der deutschen Energiepolitik, zum Beispiel die Zunahme des Steinkohleimports aus Kolumbien. 19 Uhr geht’s los, Infos hier
Donnerstag, 7. Dezember – Online
Unter dem Titel "Energierevolution – Jetzt!" wird Volker Quaschning, ein weltweit führender Experte für regenerative Energien, anhand von konkreten Beispielen darstellen, wie der Umstieg auf eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft gelingen kann. Der Vortrag an der TU München kann online auch ohne Anmeldung gesehen werden. Mehr dazu hier
📰 KLIMAFORSCHUNG UND MENSCHHEIT
Transatlantikflug "ohne Schuldgefühle"
Zum ersten Mal hat ein Verkehrsflugzeug den Atlantik mit nachhaltigem Treibstoff überquert. Zum Einsatz kam eine konventionelle Boeing 787 der Virgin Atlantic von London nach New York. Betankt war der Dreamliner mit einem Treibstoff, der zum größten Teil aus Fettabfällen bestand. An Bord waren keine Passagiere, sondern Forschende, Mitarbeitende und Personen aus der Politik. Problematisch bleibt allerdings, in der Praxis ausreichend Treibstoff aus nicht-fossilen Quellen bereitzustellen, um alle Flüge versorgen zu können. Mit Kondensstreifen besteht zudem ein weiteres klimawirksames Problem. Infos beim Deutschlandfunk
El Niño ohne Überraschung
Forschenden aus Potsdam und Gießen ist es gelungen, ein Vorhersagemodell zum Wetterphänomen El Niño zu entwickeln. Damit lasse sich bereits ein Jahr vorher mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren, wie stark ein El Niño-Effekt ausfallen wird. Das Verfahren beruht auf der Analyse der Wassertemperaturen im West- und Zentralpazifik seit 1950. Bisher konnte man bereits etwa ein Jahr im Voraus den Beginn eines El Niño prognostizieren. Mit dem neuen Verfahren lassen sich jedoch auch sein Typ und damit sein Gefährdungspotenzial abschätzen. Die große Vorlaufzeit gepaart mit der hohen Treffsicherheit sei den Forschenden zufolge wichtig, um in den betroffenen Gegenden frühzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen einleiten zu können und so möglichen Katastrophen vorzubeugen und Menschenleben zu schützen. El Niño ist ein regelmäßiges Wetterphänomen, das auf Strömungssituationen im Pazifik zurückgeht. Hintergründe bei MDR WISSEN
Deutschland ohne Wasser?
Deutschland verliert durch die globale Erwärmung jedes Jahr etwa 2,5 Kubikkilometer Wasser. Das geht aus dem neuen Monitoringbericht zur deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel hervor, den Umweltbundesamt (UBA) und Bundesumweltministerium am Dienstag vorgestellt haben. Hochgerechnet auf zwanzig Jahre entspricht das der Wassermenge im Bodensee. Laut UBA habe Deutschland im Vergleich zu südeuropäischen Ländern zwar noch deutlich größere Wasservorräte. Allerdings sei der relative Wasserverlust in Deutschland im weltweiten Vergleich am größten und schnellsten. Das liegt laut den Experten beim UBA vor allem an der Infrastruktur, die auf Entwässerung ausgelegt sei, etwa Drainagegräben in der Landwirtschaft und eine Kanalisation in den Städten, die das Wasser vor allem in Flüsse und damit ins Meer ableite, anstatt es versickern zu lassen. Auch der Zustand der Wälder sei mit Blick auf die Trockenheit dramatisch. Hintergründe hat MDR WISSEN
📻 KLIMA IN MDR, ARD UND ZDF
👋 ZUM SCHLUSS
Irgendwie ist in Deutschland jedes Jahr zum ersten Mal Winter. Man glaubt, das Land hat sich bereits derart an den Klimawandel gewöhnt, dass eine halbwegs normale Witterung zum Medienereignis wird (und zu einfältigen Gesprächen im Freundes- oder Belegschaftskreis führt). Wir halten fest: Es ist noch ein sehr moderater Wintereinbruch, der nicht mal den inzwischen auch in Mitteldeutschland angepflanzten Chinesischen Hanfpalmen an den Kragen geht.
Letztes Jahr um die Zeit war es in den drei MDR-Ländern am ersten Dezember im Übrigen ähnlich frisch (und Sie erinnern sich sicherlich, was danach für ein Winter kam: Vom Dauerfrost im Advent zu zweistelligen Weihnachtswerten und einem anschließenden Totalausfall.) 2021 lag der erste Dezember im oberen einstelligen Bereich, 2020 erinnert eher an jetzt. Während vor genau zehn und vor genau zwanzig Jahren die Temperaturen ebenfalls im einstelligen Plusbereich lagen, sah das laut Daten des Europäischen Wetterdienstes vor dreißig Jahren anders aus: Im sonst eher milden Ballungsraum Leipzig-Halle lagen die 13-Uhr-Werte bei minus fünf Grad, im eher frischeren Ostsachsen dafür nur knapp unter dem Gefrierpunkt. Und um den Gefrierpunkt startete der Dezember auch vor genau vierzig Jahren.
Also, statt zu jammern, einfach den Schwibbogen vor adäquater Kulisse aufstellen. So regelmäßig werden wir das beruhigende Weiß künftig nicht mehr zu sehen bekommen.
Passen Sie auf sich und die Welt auf. Und fahren/laufen Sie vorsichtig.
Herzlich
Florian Zinner
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