Klimaschutz und Wirtschaft Was darf und muss Klimaschutz kosten?
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15. Juli 2020, 11:54 Uhr
Wir haben ein Zwei-Grad-Ziel: Das heißt die Erde darf sich nicht mehr als zwei Grad erwärmen bis zum Ende des Jahrhunderts. Das hat die UN-Klimakonferenz beschlossen. Wie können wir das schaffen? Und können wir uns das überhaupt leisten oder macht das die Wirtschaft kaputt? Darauf hat ein internationales Forscherteam jetzt Antworten. Die Forschenden sagen: Das UN-Klimaziel ist genau richtig - und zwar finanziell gesehen.
Klimaretten ist immer auch eine Frage des Gelds: Was darf es kosten? Aber eben auch: Wie viel müssen wir mindestens ausgeben, damit es sich lohnt? Diese Frage beschäftigt Ökonomen schon seit Jahrzehnten. Darunter auch Reimund Schwarze vom Umweltforschungszentrum (UFZ) in Leipzig. Er sagt: Klimaschutz ist nicht nur bezahlbar, sondern sinnvoll angelegtes Geld! Das sei wissenschaftlich belegt.
Jetzt kommt es aber eben auf diese feine Balance an: Zu viel Klimaschutz wäre ökonomisch gesehen rausgeschmissenes Geld. Zu wenig für den Klimaschutz zu tun, wäre es aber auch! Wo ist also der Grat?
Das will jetzt ein internationales Forschungsteam rund um Martin Hänsel vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung herausgefunden haben. Ihr Ergebnis: Das Zwei-Grad-Ziel der UN kommt schon sehr nah an das Ideal. Um das zu erreichen, müssen wir aber heute schon investieren, sagt Hänsel.
Wenn wir die Erderwärmung global auf zwei Grad begrenzen müssten, was wären dann ökonomisch optimale Investitionen in den Klimaschutz? Und unsere Studie findet, dass das mindestens 100 US-Dollar pro Tonne sein müssten, um dieses Ziel zu erreichen.
Hänsel spricht wohl gemerkt von 100 US Dollar Pro Tonne CO2. Damit könnte man dann die Maßnahmen finanzieren, die zur Umsetzung des Zwei-Grad-Ziels beitragen.
Wie kommen Hänsel und sein Team aber auf diese Zahl? Das Team hat quasi einen Blick in eine wissenschaftliche Glaskugel gewagt. Sie haben eine Computer-Simulation genutzt, die die Realität nachahmt. Die Simulation stammt von William Nordhaus, der dafür vor zwei Jahren den Wirtschaftsnobelpreis bekommen hatte. Hänsel und sein Team haben die jetzt noch etwas aufgemöbelt und auf Vordermann gebracht. Dabei seien zwei Kernfragen zu klären gewesen, so Hänsel: "Wie hängen Klima und Wirtschaft eigentlich zusammen? Das wird genau in diesem Modell von Nordhaus abgebildet?"
Wir haben uns dann sowohl den klimawissenschaftlichen Bereich, als auch den wirtschaftswissenschaftlichen Bereich genauer angeschaut und auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht. Wir haben nämlich festgestellt, dass das nicht unbedingt in allen Teilen der Fall ist.
Neu mit eingeflossen sind auch moralische Fragen: Wie muss das Wohlergehen unserer Kinder und Enkelkinder berücksichtigt werden? Was ist also heutigen Generationen zuzumuten, was künftigen? Dazu wurde erstmals eine Umfrage mit einbezogen, in der 170 Expertinnen und Experten zu dem Thema befragt wurden.
Diese Investitionen, die wir ausrechnen, die schaffen sozusagen dann einen Ausgleich zwischen heutigen und zukünftigen Generationen. Zwischen den heutigen Generationen, die eben vermehrt in Klimaschutz investieren müssen und zwischen den Interessen der zukünftigen Generationen, die eben besonders stark vom Klimawandel betroffen sein werden.
Die Empfehlung von 100 Dollar pro Tonne CO2 geht aber nicht allen Experten weit genug. Reimund Schwarze vom UFZ findet, der Preis müsste höher liegen. Die Bundesregierung dagegen liegt mit 25 Euro pro Tonne CO2 - ab kommendem Jahr auch für Heizen und Fahren - noch deutlich darunter.
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