Gender Kinder profitieren von schwulen, lesbischen oder queeren Eltern
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07. März 2023, 16:52 Uhr
Kinder aus Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern entwickeln sich nicht schlechter und in einigen Aspekten sogar besser, als Kinder aus Familien mit heterosexuellen Elternpaaren. Das zeigt eine neue Metastudie.
Fehlt einem Kind etwas, wenn es statt Papa und Mama vielleicht zwei Väter oder zwei Mütter hat? Wird seine Entwicklung dadurch eingeschränkt? Das zumindest behaupten Gegner von sexuell diversen Paaren mit Kinderwunsch häufiger. Für eine "normale" Entwicklung seien zwei Eltern mit traditionellen Geschlechterrollen wichtig, heißt es dann oft.
Dass das aber nicht stimmt, haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Forschungen zur psychischen Gesundheit von Kindern gezeigt. Eine neue Metastudie im British Medical Journal Global Health fasst Daten und Erkenntnisse aus diesen Aufsätzen nun zusammen. Zentrales Ergebnis: Kinder aus genderqueeren Elternhäusern entwickeln sich psychisch nicht schlechter, sondern in einigen Aspekten sogar besser als Kinder aus Familien mit traditionellen Mama-Papa-Paaren.
Metastudie fasst Ergebnisse aus rund 30 Jahren Forschung zusammen
Das Team der medizinischen Universität Guangxi in China und der US-Uni Duke wertete insgesamt 34 Studien aus den Jahren 1989 bis 2022 aus. 16 dieser Arbeiten hatten vergleichbare quantitative Daten zur Gesundheit von Kindern und ihren Familien erhoben, die übrigen 18 hatten offene Befragungen mit Kindern und Familien unternommen. Alle Studien stammten aus Ländern, die gleichgeschlechtliche Beziehungen entkriminalisiert hatten.
Bei allen Studien ließen sich die Familien hinsichtlich der sexuellen Orientierung der Eltern vergleichen. Entweder ließen sie sich unter dem traditionellen Bild der Vater-Mutter-Kinder-Familien zusammenfassen oder die Eltern gehörten einer sexuellen Minderheit an. In den meisten Fällen handelte es sich dann entweder um gleichgeschlechtliche schwule oder lesbische Paare, die die Gruppe der gender-queeren Familien konstituieren.
Vorschulkinder aus queeren Familien etwas toleranter und fürsorglicher
Die Studien untersuchten Kinder und Eltern vor allem im Hinblick auf elf Gesichtspunkte. Dazu gehörten die psychische Anpassungsfähigkeit der Kinder, ihre körperliche Gesundheit, das Verhalten in der eigenen Geschlechterrolle, die (später erwartete) sexuelle Orientierung der Kinder und ihr Bildungsgrad, außerdem die psychische Belastung der Eltern, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, die Zufriedenheit der Eltern mit ihrer Paarbeziehung, das Funktionieren der ganzen Familie und mögliche soziale Unterstützung von außen.
Bei der Analyse der zusammengeführten Daten der 16 quantitativen Studien zeigte sich: Beide Familientypen, traditionell oder queer, schnitten in fast allen Bereichen ähnlich ab. Allerdings zeigten Kinder aus queeren Familien eine etwas bessere Fähigkeit, sich psychisch anzupassen, besonders die Vorschulkinder. Und die Qualität der Eltern-Kind-Beziehungen war etwas besser. Laut den Forschern zeigte sich, dass Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern "gegenüber Diversität toleranter sind und fürsorglicher gegenüber jüngeren Kindern".
Verheiratet zu sein stabilisiert traditionelle und queere Familien
Bei der Zufriedenheit mit der Paar-Beziehung, bei psychischen Belastungen oder Elternstress und beim Funktionieren der Familien wiederum waren die Werte sehr ähnlich. Umgekehrt gab es aber besondere Risikofaktoren, die das Wohlbefinden von queeren Familien gefährdeten, etwa, wenn die Eltern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung stigmatisiert oder sogar diskriminiert wurden und wenn es keine oder nur wenig soziale Unterstützung von außen gab.
Auch zeigte sich, dass Familien, deren Eltern in einer rechtlich verankerten Partnerschaft wie der Ehe miteinander verbunden waren, etwas stabiler waren, so die Forscher.
Die legale Ehe bietet den Paaren, die heiraten, und ihren Kindern eine Reihe von Schutzmaßnahmen und Vorteilen.
Kinder aus queeren Familien offener für diverse sexuelle Orientierungen
In den qualitativen Interview-Studien äußerten Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern seltener die Erwartung, später einmal heterosexuell orientiert zu sein. "In Familien, deren Eltern einer Minderheit angehören, gibt es möglicherweise weniger Geschlechterstereotypen, und dieser Effekt könnte positiv sein", glauben die Autoren der Studie. "Die Auseinandersetzung mit der Geschlechtsidentität und der Sexualität kann die Fähigkeit der Kinder verbessern, in einer Reihe von Kontexten erfolgreich zu sein und zu gedeihen."
Zur Aussagekraft der Untersuchung muss allerdings eingeschränkt werden, dass nur Regionen einbezogen wurden, in denen gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht kriminalisiert wurden. Das selbst könnte bereits ein Indikator für eine familienfreundliche Politik sein und daher die Entwicklung der Kinder stark beeinflussen, räumen die Forschenden ein.
Links/Studien
- Ning et.al.: Family outcome disparities between sexual minority and heterosexual families: a systematic review and meta-analysis, BMJ Global Health
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