Künstliche Intelligenz KI komponiert Beethoven
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16. Dezember 2019, 11:42 Uhr
Als Beethoven 1727 stirbt, hinterlässt er Fragmente seiner 10. Sinfonie. Nachdem schon ein Musiker versucht hatte, Beethoven weiter zu denken und zu komponieren, hat sich jetzt eine KI am Klang von Beethoven versucht.
Es klingt noch etwas blechern, aber vermutlich ist der Wohlklang nur eine Frage der Zeit, nämlich wann der digitale Computersound in richtige Noten umgewandelt und von einem Orchester gespielt wird. Aber wie ist es überhaupt möglich, dass ein Computer Beethoven imitieren kann?
Beethoven war ein Komponist, der wahnsinnig viel aufgeschrieben hat. Der Kompositionsprozess bei Beethoven ist gut dokumentierbar und wir arbeiten mit den Skizzen, die Beethoven für die 10. Sinfonie aufgeschrieben hat.
Die vielen Skizzen und Aufzeichnungen sind der Schlüssel, sagt Matthias Röder, Programmierer der komponierenden Künstlichen Intelligenz (KI). Er ist derzeit Direktor des Karajan Instituts in Salzburg. Sechs Monate lang fütterte Röder "den Schüler", sprich Computer, mit Noten. Das funktioniere bei anderen KI's genauso.
Das Wichtige ist, dass wir dieses System mit ganz viel Musik von Beethoven füttern und auch Musik von Beethovens Zeitgenossen mit aufnehmen. Man kann sich das vorstellen wie einen jungen Schüler.
Allerdings reicht das Lernen von Datensätzen alleine nicht aus, sagt Eric Peukert. Er ist Geschäftsführer des neu gegründeten Zentrums für Künstliche Intelligenz in Dresden und Leipzig.
Was KI eigentlich ausmacht, dann noch zusätzlich, ist die Interaktion.
Wie Sprachsysteme lernen
Künstliche Intelligenz lerne nicht nur und sortiere vorhandene Daten mit unterschiedlichen Zielen, sie verfüge auch über ein künstliches neuronales Netzwerk.
Ich muss diese Information in einen Kontext einordnen, muss im Hintergrund Faktenwissen haben, Entscheidungen treffen, wie es auf meine Sprache reagiert. Da sind sehr viel mehr Sachen drin als nur, 'Ich lerne aus einem großen Datensatz die statistischen Häufigkeit von bestimmten Bildmerkmalen und entscheide, das ist ein Telefon'.
Bestes Beispiel sind Sprachsysteme auf unseren Smartphones, die wir etwas fragen können und die uns dann antworten. Der IT-Experte Rand Hindi arbeitet in Paris an einem Projekt, bei dem ein kleiner, weißer Roboter mit großen Augen lernt, indem er zuschaut und nachmacht, Auge in Auge mit Menschen:
Anstatt die Maschine zu programmieren, was sie tun soll, zeigt man ihr Beispiele für das richtige Verhalten. Die Maschine lernt so, das Verhalten auf die gleiche Weise zu wiederholen.
Das aber würde sehr, sehr lange dauern. Der Experte glaubt allerdings nicht, dass Maschinen irgendwann so komplexe Prozesse beherrschen wie der Mensch und erklärt warum:
Künstliche, menschliche Intelligenz erfordert auch allgemeine logische Intelligenz und emotionale Intelligenz. Und von beiden haben wir keine Ahnung.
Wer schon alles mit KI arbeitet
Für industrielle Prozesse sei Künstliche Intelligenz schon heute Gold wert. Sie arbeitet unsichtbar im Hintergrund und erkennt zum Beispiel, ob ein Bauteil kaputt geht, bevor es kaputt geht und schlägt Alarm. Eric Peukert nennt Krankenkassen, die mit KI falsche Rechnungen aus dem System fischen, Telefonanbieter, die ihre KI mit allen verfügbaren Kundendaten füttern, so dass sie wissen, wann ein Kunde kündigen wird. Oder sie sagen Staus vorher:
Wenn ich immer aufzeichne, wie die Verkehrsflüsse sich über den Tag verteilen, kann ich vorhersagen, wie viele Autos zu einer gewissen Zeit bei einem gewissen Wetter an einer bestimmten Stelle vorbei fahren.
KI lernt aus Beethovens Noten
Die KI von Matthias Röder indes hat so viele Informationen von Beethoven intus, dass sie ahnt, wie er seine 10. Sinfonie weiterkomponiert hätte. Der Musikwissenschaftler selbst wäre dazu vielleicht auch in der Lage, aber die KI ist viel öffentlichkeitswirksamer und schafft es, dass seine Forschungsprojekte mit der Komposition mehr Beachtung finden.
Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 13. Dezember 2019 | 12:50 Uhr
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