Sars-CoV-2 Omikron-Impfdurchbruch: Wahrscheinlich nur schwacher Schutz vor weiteren Infektionen
Hauptinhalt
04. Februar 2022, 14:12 Uhr
Wie immun sind Geimpfte nach einer durchgemachten Infektion? Laut neuen Daten bringen milde Omikron-Verläufe nur eine schwache zusätzliche Immunantwort und keinen Schutz gegen andere Varianten.
Die noch nicht begutachtete Preprint-Studie von Forschenden der Universität San Francisco schlägt im sozialen Netzwerk twitter bereits hohe Wellen: Ein Team um Melanie Ott und Charles Chiu hat Laborversuche mit 239 Serumproben von 125 vollständig geimpften Versuchspersonen durchgeführt. 53 davon hatten einen Impfdurchbruch erlitten, davon 39 mit der Deltavariante und 14 mit Omikron. Eine milde Durchbruchsinfektion mit Omikron löste demnach einen deutlich schwächeren Anstieg neutralisierender Antikörper aus, als eine heftigere mit der Deltavariante. Diese Antikörper wirken dann vor allem gegen Omikron. Gegen andere Varianten wie Delta stiegt die Immunität dagegen nicht.
Wie Neutralisationstests ablaufen
Kommentatoren warnen bereits davor, dass die vorgelegte Datenbasis noch sehr klein ist. Die sich andeutenden Zusammenhänge zwischen Infektionsschwere, Virusvariante und anschließender Immunität sollten daher höchstens als Hinweise verstanden werden. Was sich in den sogenannten Neutralisationstests andeutet: Wie stark die Antikörperantwort nach einer durchgemachten Infektion ausfällt, hängt wohl direkt davon ab, wie heftig die Erkrankung war.
Zunächst führten die Forscher Neutralisationstests durch. Dazu infizierten sie Zellkulturen mit sogenannten Pseudoviren, also künstlich erzeugten Viren, die das Spikeprotein des Coronavirus tragen, sich aber nicht vermehren können. Auf diese Zellkulturen gaben sie dann Blutseren verschiedener Versuchspersonen, um zu prüfen, inwiefern die im Blut enthaltenen Antikörper die Spikeproteine der Pseudoviren blockieren können, so dass die Viren nicht mehr in die Zellen eindringen können.
Omikron – deutliche Immunflucht in Tests
Die Forscher verglichen zunächst die Blutseren von zweifach Geimpften mit denjenigen, die bereits den Booster erhalten hatten. Dabei bestätigen sie einen Effekt, den aktuell auch eine deutsche Forschergruppe um Ulrike Protzer vom Helmholtz Zentrum in München mit einer Studie in "nature" beschreibt: Die Drittimpfung steigerte die Menge neutralisierender Antikörper deutlich. Geboosterte konnten den Wildtyp von Sars-CoV-2 18 Mal besser neutralisieren als zweifach Geimpfte.
Allerdings: Gegen Pseudoviren der Deltavariante nahm der Neutralisationsschutz der Drittgeimpften um den Faktor 3,3 ab, gegen Omikron mit dem Faktor 7,4 noch etwas deutlicher. Ganz deutlich wurde der Immunescape von Omikron bei Tests mit echten, vermehrungsfähigen Omikronviren. Hier entfaltete das Serum der Geboosterten eine 21,4-fach geringere Neutralisationswirkung im Vergleich mit dem Wildtypvirus.
Hybride Superimmunität – vor allem nach moderaten bis schweren Deltainfektionen
Den Wissenschaftler lagen insgesamt 39 Proben vor von Menschen, die einen Impfdurchbruch mit Delta erlitten hatten. Fünf davon hatten bereits die Booster-Impfung erhalten. Bei ihnen stieg der Neutralisationstiter gegen das Wiltypvirus um das 57-fache im Vergleich mit den Zweifachgeimpften an. Gegenüber den "nur" Geboosterten waren ihre Titer um den Faktor 3,1 erhöht. Sie zeigten also, was andere Arbeitsgruppen bereits als hybride Immunität oder Superimmunität beschrieben haben: Die Kombination aus Impfung und Impfdurchbruch erzeugte hier sehr hohe Antikörperwerte.
Bei den 14 Proben von Personen, die einen Durchbruch mit Omikron erlitten hatten, fielen diese Werte aber deutlich niedriger aus. Sie hatten lediglich einen 5,8-fachen Anstieg neutralisierender Antikörper im Vergleich mit zweifach Geimpften und einen 3,1-fachen Anstieg im Vergleich mit Geboosterten, deutlich weniger also als bei Delta.
Milder Verlauf – wenig zusätzliche Antikörper
Noch deutlicher fielen die Unterschiede hinsichtlich der Varianten aus. Spezifisch gegen Omikron gerichtete Antikörper waren zwar um das 3,9-fache erhöht. Gegen Viren der Deltavariante fiel die Neutralisationsfähigkeit der Seren von Omikroninfizierten aber 3,3-fach niedriger aus. Das sei vergleichbar gewesen mit denjenigen, die keinen Impfdurchbruch hatten, so die Autoren. Im Klartext: Eine milde Durchbruchsinfektion mit Omikron gebe wohl keinen zusätzlichen Schutz gegen eine Infektion mit einer anderen, nicht mit Omikron eng verwandten Variante, sollte eine solche noch entstehen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie vermuten vor allem einen Zusammenhang zur Krankheitsschwere: Je milder der Verlauf, desto weniger zusätzlicher Immunschutz hinterher.
(ens)
Zur Studie
- Servellita et.al.: Neutralizing immunity in vaccine breakthrough infections from the SARS-CoV-2 Omicron and Delta variants, Preprint
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/b7c51d6b-d008-4a3d-9f6b-da2a868c507d was not found on this server.