Ichthyosaurier Cymbospondylus youngorum: Das erste Riesentier der Erde
Hauptinhalt
23. Dezember 2021, 20:00 Uhr
Ichthyosaurier Cymbospondylus youngorum war 17 Meter lang, 45 Tonnen schwer und vor rund 250 Millionen Jahren das erste Riesentier, das die Evolution hervorgebracht hat, zeigt ein Forschungsteam unter deutscher Leitung.
Man muss schon ins Gebirge fahren, um etwas über frühzeitliche Meeresbewohner herauszubekommen. Oder genauer gesagt: um diesen frühzeitlichen Meeresbewohner aus dem Gestein herauszubekommen. Denn da lag er, nicht ein oder zwei Millionen, nein, knapp 250 Millionen Jahre lang.
Beim angesprochenen Gebirge handelt es sich um die Augusta Mountains im US-Bundesstaat Nevada. Schon seit 30 Jahren ist Paläontologe Prof. Dr. Martin Sander von der Uni Bonn dort mit einem Team zugange. 1998 haben sie einen Teil der Wirbelsäule des Ichthyosauriers entdeckt.
Die Bedeutung des Fundes war lange nicht ersichtlich, da nur einige wenige Wirbel am Rande der Schlucht freigelegt wurden.
Allerdings lagen diese Wirbel so ausgerichtet, dass man vermuten bzw. hoffen konnte, unter angrenzendem Gestein noch mehr vom Körper zu finden. Und so kam es einige Jahre später: 2011 wurden der gut erhaltene Schädel, die Vorderflossen und der Brustbereich freigelegt.
Viele Jahre Forschung
Da hatte man ihn nun, den 17 Meter langen Meeresbewohner, der zu Lebzeiten vermutlich etwa 45 Tonnen wog und dessen Schädel allein schon länger als manch Mensch ist.
Nun galt es, ihn einzuordnen: Wann und wie lebte er, und warum konnte er so groß werden?
Die aufwändigen Analysen ergaben: Der neue Fischsaurier lebte vor etwa 246 Millionen Jahren (in der mittleren Trias) und war damit das größte bisher entdeckte Tier aus dieser Zeit – ob an Land oder im Meer.
Soweit wir wissen, war es sogar das erste riesige Lebewesen, das jemals auf der Erde gelebt hat.
Vermutlich dauerte es "nur" etwa drei Millionen Jahre vom ersten Auftauchen der Ichthyosaurier bis zum Erreichen dieser Körpergröße, ermittelte die Forschungsgruppe. Aus evolutionärer Sicht sei das eine erstaunlich kurze Zeit.
Anhand von Computermodellen zur Rekonstruktion des Ökosystems der damaligen Zeit, bei denen ein Team um Prof. Dr. Eva Maria Griebeler von der Uni Mainz federführend war, kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es nur wenige Exemplare dieses riesigen Ichthyosauriers gegeben haben dürfte, "aufgrund ihrer Größe und des daraus resultierenden Energiebedarfs".
Von Walen und Bier
Auch wenn der Ichthyosaurier die Größe eines Pottwals hat: Gemeinsam haben die beiden wenig, nicht einmal die evolutionäre Geschwindigkeit ihres Körperwachstums.
"Die Evolutionsmodelle zeigen sehr deutlich, dass die Ichthyosaurier einen anfänglichen Größenboom hatten und schon früh in ihrer Evolutionsgeschichte zu Giganten wurden, während Wale viel länger brauchten, um ihre maximale Größe zu erreichen", sagt Prof. Dr. Lars Schmitz, der Letztautor der nun erscheinenden umfangreichen Studie.
Bleibt die Frage nach dem Namen für diesen ganz besonderen Ichthyosaurier. Er lautet Cymbospondylus youngorum, und das hat wiederum mit Bier zu tun. Das Sponsoring der paläontologischen Feldarbeit in Nevada hatte eine dort ansässige Brauerei übernommen, die von Tom und Bonda Young betrieben wird. Auf den Etiketten einer ihrer beliebtesten Biersorten ist ein Ichthyosaurier abgebildet. Nun ja.
Und wo kann man Cymbospondylus youngorum sehen? Das Original befindet sich im Natural History Museum of Los Angeles County. Aber eine Kopie des Schädels wird demnächst im Goldfuß-Museum der Uni Bonn ausgestellt.
rr
Link zur Studie
P. Martin Sander, Eva Maria Griebeler, Nicole Klein, Jorge Velez Juarbe, Tanja Wintrich, Liam J. Revell, Lars Schmitz:
"New fossil reveals early and rapid evolution of giant Mesozoic ichthyosaurs"
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/ac68d002-4dd5-4159-9f84-b09b3016e078 was not found on this server.