2-D-Temperaturkarte
Wo ist es wie warm in 3.000 Metern Tiefe? Das zeigen die neuen Kartierungen. Bildrechte: Thorsten Agemar / LIAG

Hydrothermie Neue Kartierung für Erdwärmenutzung

21. März 2022, 16:05 Uhr

Wie warm ist es im Erduntergrund und wo besonders? Wenn man das wüsste, könnte man die Erdwärme ab 400 Meter Tiefe für Heizsystem abzapfen. Ein Forschungsprojekt arbeitet an unterirdischen Temperaturkarten.

Erdöl, Kohle, Gas: Auf lange Sicht sind das Auslaufmodelle in Sachen Energiegewinnung. Ganz anders die Geothermie, mit deren Hilfe sich aus den Tiefen der Erde Wärme gewinnen lässt, ohne Rohstoffe aus dem Boden zu entnehmen. Nur funktioniert das überall gleich gut, oder gibt es regionale Unterschiede? Tatsächlich gibt es die, wie schon jetzt zwei- oder dreidimensionale Karten des LIAG zeigen. LIAG ist die Abkürzung für das Geothermische Informationssystem GeotIS des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik in Göttingen. Zusammen mit der TU Darmstadt arbeitet ein Team daran, mehr Wissen über die Wärme tief unter der Erdoberfläche zusammenzutragen.

Das Wissenschaftsteam erarbeitet derzeit Daten über die verschiedenen Typen von geothermischen Reservoiren, und wie man deren Wärme regional am besten nutzt, zum Beispiel für Fernwärme. Das soll u.a. anhand von hypothetischen 3-D-Untergrundmodellen dargestellt werden. Auch KI und Deep-Learning-Methoden sollen bei der Datenerfassung und Analyse eingebunden werden. Und wozu das alles? Das soll langfristig Kosten und Zeit bei der Bohrlocherschließung sparen.

Woher kommen die jetzt schon vorhandenen Daten eigentlich? Grundlage der GeotIS-Daten sind mehr als 30.000 Bohrungen, Ergebnisse aus LIAG-Forschungsprojekten, Daten aus Erdöl-Erdgas-Bohrungen, aber auch Geothermie-, Thermal- und Mineralwasserbohrungen sowie Bergbaubohrungen. Außerdem enthalten sie hydraulische Daten aus einem Fachinformationssystem zu Kohlenwasserstoffen, Datenbestände von Projektpartnern sowie Daten aus dem "Hauptspeicher Bohrungsdaten" der ehemaligen DDR. Und natürlich Temperaturdaten aus dem LIAG und Strukturdaten aus diversen Kartenwerken von Projektpartnern.

Wie kann man die Erdwärme anzapfen?

Bei der Erdwärme unterscheidet man in Deutschland zwischen zwei Typen. Bei der "oberflächennahe Geothermie" geht es um die Wärme in Tiefen bis 400 Metern. Bei der "Tiefengeothermie" dagegen um die Wärme ab 400 bis in mehrere tausend Meter Tiefe. Die Wärme aus der Erde kann über verschiedene technische Systeme "angezapft" werden, zum Beispiel über Brunnen oder Flächenkollektoren, über Erdwärmekörbe oder Erdwärmesonden, die senkrecht im Boden stecken. Bei der Tiefen-Erwärme geht dagegen es um die Erschließung unterirdischer Energiereservoire aus heißen Thermalquellen, oder aus Bergbauanlagen und Tunnelsystemen, oder sogar trockenen Gesteinen.

Wer wissen will, wieviel Wärme bei sich in der Region unterirdisch vorhanden ist, kann sich auf der Webseite des Projektes informieren.

(LIAG, lfw)

Nächtliche, von einem Vollmond beschienene Skyline. Die Hochhäuser sind wie bei einem Stromausfall völlig unbeleuchtet. Schrift: Mit der Energiewende in den Blackout? 45 min
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