Impfempfehlung Prostata-Krebs: Humane Papillom Viren spielen eine Rolle
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14. Juli 2020, 05:00 Uhr
Dass Humane Papillomviren bei Frauen Krebs im Gebärmutterhals auslösen können, ist bekannt. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass die Viren auch eine Rolle spielen, wenn Männer Prostatakrebs bekommen.
Humane Papillomviren (HPV) werden am häufigsten beim Sex von Mensch zu Mensch übertragen. Ihre Erbinformation ist wie beim Menschen in einem DNA-Doppelstrang abgespeichert. Infizieren sie eine menschliche Zelle, können sie dort unkontrolliertes Wachstum des Gewebes auslösen. Meistens sind die so entstehenden Tumore gutartig und zeigen sich beispielsweise als Warzen auf der Haut. Manchmal aber führen sie auch zu lebensbedrohlichen Krebserkrankungen. So gelten sie als Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Eine neue Literaturstudie zeigt jetzt, dass sie möglicherweise auch zum Prostatakrebs bei Männern beitragen. Die Wissenschaftler empfehlen daher, alle Kinder gegen HPV zu impfen.
Bei jedem fünften Prostatakrebs Infektion mit gefährlichen HP-Viren
Die australischen Forscher James Lawson und Wendy Glenn haben 26 Studien zu Humanen Papillomviren und Krebs ausgewertet und sich dabei auf die Verbindung von HPV und Prostatakrebs konzentriert. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Zeitschrift "Infectious Agents and Cancer" veröffentlicht. Lawson und Glenn legten an die Studien ein Set von neun Kriterien an, mit denen sie den Zusammenhang zwischen HPV-Infektion und Krebs einstuften. Unter anderem wollten sie wissen, ob in dem Gewebe, aus dem sich später Krebszellen entwickelten, HP-Viren nachgewiesen wurden.
Bei Gebärmutterhalskrebs spielen die HPV-Hochrisikotypen 16 und 18 eine große Rolle. Die untersuchten Studien fanden diese Typen auch in Prostatazellen und zwar sowohl bei gesundem Gewebe, wie auch bei Warzen und bei Krebs. Bei den Krebszellen fanden die Forscher aber höhere Mengen der Viren-DNA als in den anderen Gewebearten. So waren 231 von 1.071 Krebsgeschwüre (21,6 Prozent) HPV-positiv, aber nur 74 von 1.103 gutartigen Gewebewucherungen (6,7 Prozent).
HPV deaktivieren Abwehrmechanismen der Zellen
Außerdem zeigte sich in verschiedenen Ländern ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Risiken, an Gebärmutterhals- oder an Prostatakrebs zu sterben. War die Sterblichkeit in einem Fall hoch, war sie das auch in dem anderen und umgekehrt. "Viele Menschen gehen davon aus, dass HPV-Infektionen vor allem bei Frauen zu Krebserkrankungen führen. Das ist aber nicht der Fall. HPVs sind auch eine häufige Ursache für Krebserkrankungen bei Männern", sagt James Lawason. Die Viren lösen dabei nicht nur Krebserkrankungen an den Geschlechtsteilen aus sondern auch im Mund- und Nasenraum.
Die Studien liefern allerdings keine Daten dazu, wie genau die Viren den Prostatakrebs verursachen, also was genau in den einzelnen Zellen passiert. Hier seien weitere Studien nötig, schreiben die Autoren. Es gebe aber Hinweise darauf, dass auch indirekte Mechanismen eine Rolle spielten, etwa, indem HPV bestimmte Abwehrmechanismen außer Kraft setzten und so anderen Erregern das Eindringen in die Zellen ermöglichten. So könnten sie mit anderen Pathogenen bei der Krebsentstehung zusammenwirken.
Impfung von Mädchen und Jungen für den Schutz von Frauen vor Gebärmutterhalskrebs sinnvoll
In Bezug auf Schutzimpfungen gegen HPV seien die vorliegenden Hinweise allerdings bereits stark genug, um eine allgemeine Impfempfehlung auszusprechen. HPV sei zwar nicht der einzige Erreger im Zusammenhang mit Prostatakrebs, aber der einzige, gegen den man impfen könne. In Deutschland sehen die Empfehlungen der ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts bereits heute vor, dass alle Jugendlichen bis spätestens zum 18. Lebensjahr gegen HPV geimpft werden. "Ob eine spätere Impfung einen Vorteil hat, ist meines Erachtens unklar", sagt Peter Hammerer aus dem Vorstand der Europäischen Urologischen Krebsgesellschaft, der nicht an der Studie beteiligt war.
Der Krebsforscher Michael Muders von der Universitätsklinik Bonn ergänzt: "Eine HPV-Impfung sowohl von Mädchen und Jungen ist aus medizinischer Sicht absolut zur primären Prävention des Gebärmutterhalskrebses zu empfehlen." Beim Prostatakrebs sei zwar bekannt, dass er häufig auftrete, wenn es auch eine Infektion mit HP-Viren gebe. Aber ein unmittelbarer Ursache-Wirkungs-Zusammenhang sei bislang nicht eindeutig belegt. Das benenne die jetzt neu erschienene Studie aber auch so.
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