Bioenergie Pellets statt Joint - dieser Hanf heizt richtig ein
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30. Dezember 2020, 12:34 Uhr
Sein Ruf als Kiffergewächs eilt ihm oft voraus, dabei steckt im Hanf so viel mehr: Denn er lässt sich zu 100 Prozent verwerten – vom Samen bis hin zu Blüte und Stängel! Selbst das, was bei seiner Verarbeitung übrig bleibt, muss nicht für die Tonne sein. In einem gemeinsamen Projekt wollen die Hochschule Merseburg und die Stadtwerke Zeitz Hanf-Abfallprodukte, insbesondere den Presskuchen, für energetische Zwecke nutzen.
Die Forschung steht noch am Anfang, doch die Grundlagenuntersuchungen am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig sind erfolgt. Die Ergebnisse stimmen die Projektpartner positiv: Die Verbrennung der Hanfpellets an sich funktioniert. Allerdings: Im Vergleich zu Holz kommen in den Abgasen deutlich mehr Staub und Stickoxide vor, berichtet Thomas Zeng. Der Maschinenbauer und Verfahrenstechniker leitet am DBFZ die Arbeitsgruppe "Innovative Festbrennstoffe". Die höheren Schadstoffemissionen, sagt Zeng, müsse man technisch reduzieren, um keine Gesundheitsgefährdung für Mensch und Umwelt zu erzeugen. Ein Problem, das sich lösen lässt:
Man kann allgemein in der Brennstoff-Forschung viel machen, indem man die Brennstoffe vorbehandelt, um die kritischen Eigenschaften zu reduzieren, bevor man die Brennstoffe nutzt.
Marktreife Verbrennungsanlage als Ziel
Doch nicht nur der Brennstoff kann optimiert werden. Die Hochschule Merseburg und die Stadtwerke Zeitz wollen auch die Verbrennungstechnik an den Energieträger Hanf anpassen. In einem Feldversuch möchten sie eine Testanlage auf Kloster Posa bauen, um herauszufinden, welche Kesseltypen geeignet sind. Ziel ist es, nach dem dreijährigen Probezeitraum eine marktreife Anlage zu haben. Die Projektkosten werden mit rund 400.000 Euro kalkuliert.
In welchen Dimensionen allerdings einmal mit Hanfpellets geheizt werden kann, hängt auch von der Verfügbarkeit ab. Seit 1996 darf in Deutschland Nutzhanf wieder angebaut werden. Voraussetzung: der Anteil der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) muss unter 0,2 Prozent liegen. Die Einhaltung der zulässigen THC-Gehalte kontrolliert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Hanfanbau erreicht Höchstwert
Deutschlandweit wurde 2020 nach Angaben der BLE mit 5.362 Hektar Anbaufläche ein Höchstwert erreicht. Fast ein Viertel davon liegt in Mitteldeutschland: In Sachsen wächst Nutzhanf auf 524 Hektar, in Sachsen-Anhalt auf 228 und in Thüringen auf 531 Hektar. In Zukunft könnte es noch mehr und größere Hanffelder in Mitteldeutschland geben.
Wir haben zum einen natürlich den Strukturwandel aufgrund der Braunkohle, die aus der Region rausgehen wird. Diese Flächen können wir nutzen. Und wir haben vor etwa 20 Jahren sehr intensiv auf Biogas gesetzt, wo wir also Mais angebaut haben. Wir wissen, in wenigen Jahren, wenn die EEG-Förderung für diese Unternehmen ausläuft, wird der Mais auch nicht mehr wirtschaftlich sein. Dann brauche ich dort ein neues Produkt und da bietet sich Hanf an.
Kostengünstiger Brennstoff
Der Hanf hat laut Bendix den Vorteil, dass er breit einsetzbar ist, ob in der Papier-,Textil-, Bau-, Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie:
Hanf bietet immer ein Produkt, was höherwertig verkaufbar ist. Der Hanf hat sich also schon dadurch bezahlt gemacht, dass ich das Öl ausgepresst habe, was ich für Kosmetika oder Lebensmittel verwendet habe. Und das, was übrig bleibt, steht als Brennstoff sozusagen kostenfrei zur Verfügung.
Apropos Kosmetik: Die Hochschule Merseburg zeigt Interessierten ab 2021 in Workshops, wie sich Naturkosmetik mit Hanf herstellen lässt.
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